Kapitel 2

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Das Mondlicht strahlte weiß vom Himmel und die Gefährten hatten keine Schwierigkeiten dem Weg zu folgen.
Legolas mit Gimli bildeten schweigend die Spitze, Gandalf ritt neben Aragorn und sie unterhielten sich leise über die „Krankheit" die König Theoden befallen hatte.
Curia bildete den Schluss.

Sie blickte umher, erkundete die Landschaft und dachte über ihre neue Aufgabe nach.
Sie war gerade von den grauen Anfurten nach Lorien zurückgekehrt, als Herrin Galadriel sie sprechen wollte.
Kurz hatte sie Curia darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Gefährten sich ein paar Tage in Lorien aufgehalten hatten, nachdem Gandalf in den Minen Morias fiel, jedoch wusste sie auch, dass Gandalf nicht verloren war.
Zudem hatte sie vorausgesehen, dass sich die Gemeinschaft trennen würde und jede Hilfe brauchen könnte. Für diese Aufgabe hatte Herrin Galadriel Curia auserwählt und sie sollte die Gruppe, die ein paar Tage zuvor in Lorien aufgebrochen war, hinter dem Fangorn treffen.
Sie hatte Curia nahe gelegt, unerkannt zu reisen, bis die Gemeinschaft sie aufgenommen hatte, dass zu dieser Gemeinschaft auch Legolas gehörte, hatte sie allerdings nicht erwähnt.
Dabei kannte sie die gemeinsame Vergangenheit von Curia und Legolas nur zu gut.

Curia schüttelte die sich aufdrängenden Gedanken ab. Darüber wollte sie nun wirklich nicht nachdenken.
Stattdessen ließ sie den Blick wieder schweifen und blieb an Schattenfell hängen.
Er war wahrlich ein edles Pferd, wenn sie sich nicht irrte, sogar ein Mearas.
Doch auch Hasufel und Arod waren gute Pferde.
In Rohan verstanden sie sich auf die Pferdezucht. Die Pferde waren ausdauernd und perfekt für die weiten Steppen gemacht.
So konnten sie selbst heute Nacht noch eine große Strecke hinter sich bringen, bevor sie rasten mussten.
Bento war zwar nicht aus Rohan, doch er war eines der seltensten Pferde überhaupt und kein anderes konnte ihm das Wasser reichen.
Er war groß, hatte eine lange gewellte Mähne, ebenso lange gewellte Haare an den Fesseln und war komplett schwarz.
Sein Aussehen war respekteinflößend, doch war sein Charakter gutmütig, ruhig und treu.
Diese Charakterzüge zogen sich durch alle seine Vorgänger und wird er sicher auch an seine Nachfolger weitergeben. Denn auch wenn sich das Aussehen in jeder Generation änderte, hatten bisher doch alle diese sanften, aber wachsamen Augen gehabt.
Schmunzelnd dachte sie zurück an den Tag, vor ungefähr 250 Jahren, an dem sie Carlo fand.

Sie war mal wieder auf Wanderschaft, brauchte ein wenig Zeit für sich und hatte Lorien schon ein paar Tage zuvor verlassen.
Mitten in einem Wald fand sie ein kleines, braun-weiß geschecktes Hengstfohlen, inmitten eines Aschehaufens. Er wieherte leise, sah sie mit seinen sanften Augen erwartungsvoll an und sie verlor sofort ihr Herz an ihn.
Da weit und breit kein Muttertier zu sehen war und auch kein Besitzer, nahm sich Curia des Fohlens an und nahm ihn mit nach Lorien.
Das Fohlen wuchs und ihre Freundschaft ebenfalls.
Curia fand in Carlo ein Wesen, dem sie wieder voll vertrauen und auf das sie sich blind verlassen konnte.


Aber wie es nun mal im Leben ist, kam auf für Carlo irgendwann der Tag, um Abschied zu nehmen.
Er tänzelte vor Curia auf und ab und wurde immer unruhiger.
Sein Augen wirkten trüb und traurig und auch Curia merkte, dass die Zeit nun gekommen war.
Sie gingen zusammen zu ihrem Lieblingsplatz, einer kleinen Lichtung im Wald.
Carlo legte sich nieder, Curia kniete sich neben ihn und nahm seinen Kopf in ihren Schoss.
Sachte streichelte sie seinen Hals und vergrub ihre Finger in seiner Mähne.
Auch wenn es ihr schwerfiel, wieder jemand geliebtes zu verlieren, war sie fest entschlossen ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten.
Carlo schloss die Augen und wieherte leise, wie um „lebe wohl" zu sagen. Seine Atemzüge wurden immer flacher und langsamer, bis dem Ausatmen kein Einatmen mehr folgte.
Aus den einzelnen Tränen, die sich einen Weg über ihre Wangen gebahnt hatten, war nun ein schmerzhaftes Weinen geworden.
„Namarie Carlo", schluchzte sie, gab ihm einen letzten Kuss auf die Stirn und stand auf.
Ihr geliebtes Pferd im Rücken, streckte sie das Gesicht in den Wind und ließ sich von diesem die Tränen auf ihrer Haut trocknen.

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt