Kapitel 9

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Mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages, die sich durch die Haube aus Dunst und Nebel kämpften, trafen auch die ersten kampfbereiten Männer auf dem Pelennor ein.
Nach und nach wuchs ihre Zahl und schon bald hatte sich das gesamte Heer zusammengetan.
Aragorn, Gandalf, Eomer, Gimli und Legolas würden es zusammen anführen.
Pippin begleitete die Krieger als Soldat in Eomers Trupp.
Und so setzte sich der Strom an Menschen in Bewegung, bevor die Angst vor dieser aussichtslosen Mission sie daran hindern konnte.
An diesem ersten Tag ihrer Reise erreichten sie Osgiliath. Hier wurde das Lager für die Nacht aufgeschlagen. Die Schmiede dieser Stadt waren bereits dabei weitere Waffen, Rüstungen und Schilde für die Krieger zu fertigen. Bis zum nächsten Morgen konnten sich damit noch einige Kämpfer ausrüsten.
Aragorn trieb es unterdessen hin zum Schattengebirge.
Er musste einfach wissen, wie es um Minas Morgul stand und somit vielleicht auch um Frodo und Sam.
Doch um Sauron nicht ebenfalls in diese Richtung blicken zu lassen, musste er sich hier im Verborgenen halten.
Nachdem die Dunkelheit gegen Abend auch die letzten Sonnenstrahlen verschluckte und man kaum die Hand vor Augen sehen konnte, machte er sich auf den Weg nach Osten.
Er war nicht weit gekommen, als er eine Person neben sich wahrnahm.
Es war Legolas. Er hatte damit gerechnet, dass sein Verschwinden seinen Begleitern nicht lange verborgen bleiben würde, aber etwas länger hatte er schon erwartet.
„Ich wollte nur sicher gehen, dass Frodo und Sam nicht unsere Hilfe brauchen", sagte er leise zu seinem Freund.
Legolas nickte ihm zu. Er wusste, was Aragorn damit meinte.
Wären die Hobbits in diesem Moment in Minas Morgul in Gefahr und die Mission würde deshalb scheitern, obwohl das Heer des Westens nur wenige Meilen davon entfernt ihr Lager hatte, wäre der Untergang Mittelerdes ihr Verschulden.
„Dann lass uns gehen", flüsterte Legolas zurück und ließ keinen Zweifel daran, dass er seinen Freund begleiten würde.
Zuerst wollte Aragorn ihn zurückschicken, denn sie könnten in einen Hinterhalt geraten oder anderweitig entdeckt und gefangen genommen werden, aber er wusste Legolas würde ihn nicht allein gehen lassen. Und ein Paar Elbenaugen in dieser Dunkelheit konnten auch von Vorteil sein.
So leise wie es nur die Elben konnten, bewegten sich die beiden vorwärts auf das Gebirge zu. Sie liefen ein Stück abseits der Straße, behielten diese jedoch stets im Blick.
Vom Eingang der Schlucht sahen sie hinüber, zur verfluchten Stadt Minas Morgul.
Kein Licht war zu sehen, keine Bewegung zu erkennen, kein Geräusch zu vernehmen. Dunkel und wie ausgestorben ragten die Mauern der Gebäude hinauf in den dunklen Himmel.
Nachdem die beiden sich lange genug davon überzeugt hatten, dass sich hier zurzeit keine Sterbensseele aufhielt, kehrten sie nach Osgiliath zurück.
Die meisten Menschen hatten sich bereits zur Ruhe gelegt und der Morgen würde schon in wenigen Stunden anbrechen. Aragorn und Legolas hatten beschlossen ein paar der Männer hier zu lassen, um einem Angriff der Orks standzuhalten, sollten sie Gondor durch das verfluchte Tal aus angreifen.
Kurz besprachen sich die beiden mit Gimli, Gandalf und Eomer, die das Verschwinden schon lange bemerkt und auf ihre Rückkehr gewartet hatten.
Auch sie sahen es als sinnvoll an, einen Trupp Männer zwischen Osgiliath und dem Schattengebirge abzustellen.
Die Nacht war schon weit vorangeschritten und die Gefährten begaben sich zu ihren Schlafplätzen, um auch noch ein wenig Schlaf zu finden.


Es war der sechste Abend seit ihrem Aufbruch in Minas Tirith. Ein letztes Mal hatten sie hier in Ithilien ihr Lager aufgeschlagen. Früh am nächsten Morgen würden sie die letzten Meilen bis zum schwarzen Tor zurücklegen.
Bisher waren sie ohne Zwischenfälle vorangekommen. Doch seit drei Tagen wurden ihre Schritte von den Nazguls begleitet.
Sie flogen weit oben am Himmel und wurden nur von den scharfen Augen der Elben gesehen, trotzdem spürten die Menschen ihre Anwesenheit.
Bedrohlich fühlte es sich an, wenn der Schatten über sie hinwegflog. Und einige der Krieger hatte der Mut verlassen. Aber keiner von ihnen wollte sich einen Angsthasen schimpfen lassen und so blieben sie auch in dieser letzten Nacht im Lager und würden ihrem König am nächsten Tag in der Schlacht beistehen.
Die Stimmung an diesem Abend war angespannt und wer geliebte Menschen zurückgelassen hatte, war in Gedanken in diesen Stunden bei ihnen.
Aragorn ließ seinen Blick über die Menschen schweifen. Auch ein Trupp Elben hatte sich ihnen unterwegs angeschlossen. Sie alle waren ihm gefolgt. Sie alle hätte er auf dem Gewissen, wenn sie morgen in ihren Untergang liefen.
Und doch musste er so handeln. Es war die einzige Möglichkeit den Hobbits Zeit zu verschaffen und so Saurons Untergang zu besiegeln. Denn keine Armee in Mittelerde hätte die Macht Sauron zu stürzen.
Und würde er nicht vernichtet, wäre der Untergang der Menschen besiegelt, egal ob sie sich auf dem Schlachtfeld befanden oder in ihren Häusern in Minas Tirith, Edoras oder sonst wo.

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt