Kapitel 6

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Bis spät abends hatte Curia sich immer wieder mit den Herolden beraten, mit Eowyn besprochen und den Menschen Edoras bei ihren Vorbereitungen geholfen.
Ihr wurde ein Zimmer in der Hornburg zugeteilt, in welches sie sich zurückzog, als der Mond bereits im Zenit stand.
Auch wenn sie sich alle Gedanken an Legolas selbst verbot, hoffte sie, dass die Gefährten, der König und ihre Begleiter ein sicheres Lager für die Nacht gefunden hatten und wohlbehalten nach Edoras zurückkehren würden.
Nach einer kurzen Nacht packte sie am frühen Morgen ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, bevor sie weiter den Bewohnern Edoras half.
Schon früher als geplant war alles bereit und der Abreise stand nichts mehr im Wege.
Curia ging in die heilenden Häuser, um sich von Haldir zu verabschieden und dieser versprach ihr, so schnell es ginge nachzukommen.
Danach lief sie zum Stall zu Eljan.
Viel hatte der Stallbursche nicht zu tun, da die meisten Pferde wieder bei ihren Reitern waren, und er stand fegend in der Stallgasse.
„Fräulein Curia, kann ich etwas für Euch tun?", fragte er.
„Hallo Eljan. Zum einen wollte ich mich noch von dir verabschieden. Ich werde mit den Bewohnern Edoras in deren Heimat zurückkehren. Zum anderen wollte ich dich fragen, ob du dabei sein willst, wenn ich Bento zu mir rufe? Es schien mir bei unserer letzten Begegnung, als könnte es dich interessieren."
„Gerne, Fräulein Curia", antwortete Eljan, lehnte den Besen gegen eine der Boxen und war mit wenigen Schritten an Curias Seite.
Zusammen liefen sie vorbei an den Menschen Edoras, die schon auf den Aufbruch warteten.
Sie traten aus dem Tor hinaus auf die weite Steppe, die sich nun wieder vor ihnen ausbreitete. Der Wald, welcher so plötzlich über Nacht aufgetaucht war, war ebenso plötzlich über Nacht wieder verschwunden.
Curia blieb stehen und Eljan tat es ihr gleich.
Sie schaute sich um, hob den Kopf an und pfiff die kurze Tonfolge.
„Kann Euer Pferd Euch so überall hören, wo es ist? Vielleicht ist es zu weit weg", vermutete Eljan, als nichts geschah.
„Hab Geduld", antwortete Curia lächelnd. „Bento hört mich immer."
Und tatsächlich hörten sie nach einiger Zeit ein leises Wiehern.
Kurz darauf sahen sie Bento hinter einem Hügel hervor galoppieren, direkt auf Curia zu.
Eljan war fasziniert von Bento.
Er musste weit entfernt gewesen sein, wenn er in diesem Tempo so lange hierher gebraucht hatte und doch hatte er sie gehört. Zudem bewunderte Eljan Bentos kräftigen Körperbau. Schnell und ausdauernd, dabei trotzdem anmutig und edel.
In Rohan verstanden sie sich auf die Pferdezucht, dennoch war selbst hier ein solches Tier die Ausnahme.
Curia begrüßte Bento, indem sie ihm über die Stirn strich, dann drehte sie sich Eljan zu.
„Nun ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Ich freue mich, dich kennengelernt zu haben. Du wirst sicher eines Tages einer der besten Stallmeister. Doch nun lebe wohl."
„Vielen Dank, Fräulein Curia. Lebt wohl und passt auf Euch auf", verabschiedete sich auch Eljan.
Curia stieg auf und gab den Herolden das Zeichen zum Aufbruch.
Der lange Zug setzte sich in Bewegung.

Die Reise verlief ohne Zwischenfälle und sie kamen schnell voran.
Die Bewohner Edoras waren dankbar dafür, in Helms Klamm Zuflucht gefunden zu haben, doch waren sie nun froh, die Enge der Stadt zu verlassen und wieder in ihr weitläufiges Edoras und dessen umliegende Dörfer zurückzukehren.
So waren die Menschen nach zwei Tagen wieder zurück in ihren Häusern und in Edoras herrschte reges Treiben.
Auf Geheiß des Königs wurde ein Fest zur Feier ihres Sieges und zur Ehrung der Gefallenen vorbereitet.
Die goldenen Hallen wurden vom Staub der letzten Jahre befreit und in der Küche wurde das Festessen geplant. In den umliegenden Dörfern wurde alles getan, um die dafür benötigten Zutaten bereit zu stellen. In den Mühlen, Schmieden, auf dem Feld und sonst überall wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Die Bewohner der Stadt putzten ihre Häuser und Höfe festlich heraus.
Edoras sollte wieder in seinem alten Glanz erstrahlen.
In all diesem geschäftlichen Treiben fand auch Curia immer wieder Arbeit, bei der sie helfen konnte und so gelang es ihr ganz gut, immer beschäftigt zu bleiben und kaum nachzudenken.

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt