Kapitel 3

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Draußen hörte man die Herolde rufen und die Hörner erschallten, denn der König wollte rasch aufbrechen.
Schon bald war reges Treiben in Edoras und seiner Umgebung ausgebrochen.
„Kommt und seid meine Gäste, stärkt euch mit mir, solange es die Eile zulässt", sagte der König zu den Gefährten.
Sie setzten sich an die Tafel des Königs und die junge Frau kam mit Speis und Trank.
Nachdem die Tafel gedeckt und aufgetragen war, setzte sie sich an die Seite des Königs und stellte sich als Eowyn vor. Sie und ihr Bruder Eomer waren, nach dem Tod seines Sohnes, König Théodens letzte Verwandte.
Der König ließ den Blick über die Runde schweifen und blieb an Curia hängen.
„Ich glaube, mein Kind, wir hatten noch nicht die Ehre uns einander vorzustellen. Ich erblickte Euch zuvor nicht in den goldenen Hallen, doch scheint Ihr zu Gandalfs Gemeinschaft zu gehören. Sagt, wie heißt Ihr?"
„Verzeiht, Eure Hoheit. Mein Name ist Curia. Ich reise seit einiger Zeit mit den Gefährten, doch war ich bei Eurer Genesung tatsächlich nicht zugegen. Ich blieb draußen und besah mir Eure Stadt", antwortete Curia.
„Eine Frau auf solch einer gefährlichen Reise zu sehen, erscheint mir recht ungewöhnlich. Und was Edoras betrifft, so habe ich selbst keine Illusionen darüber, dass seine strahlenden Tage vorüber sind. Zu lange habe ich die goldenen Hallen nicht verlassen, um mich um die Belange der Bewohner zu kümmern", sagte der König mit abwesendem Blick.
„Seid unbesorgt, König Théoden. Curia erhielt eine vorbildliche Kampfausbildung. Sie gehört zu den besten Kriegern der Galadhrim und wurde von Galadriel persönlich für diese Reise auserkoren. Sie kann es mit jedem Mann, der es auf sie abgesehen hat, aufnehmen. Doch nun erzählt mir, was erwartet uns in Helms Klamm? Was denkt Ihr, wie viele Tage werden wir unterwegs sein?", lenkte Gandalf das Thema wieder auf die bevorstehende Reise.
Während ihres Gesprächs kam die Sprache schließlich auf Eomer. Gandalf hatte dessen Abwesenheit schon früh bemerkt und war sich sicher, dass sie seine Hilfe und die seiner Gefolgsleute brauchen würden.
„Grima flüsterte mir ein, dass Eomer es nur auf den Thron abgesehen hätte, sodass ich ihn schließlich aus Edoras verbannte. So sehr ich dies bereue und ihn mir hierher wünsche, er ist nun schon zu weit entfernt, um uns zur Hilfe zu eilen", gab der König mit belegter Stimme zu.
„Und doch sollten wir es nicht unversucht lassen", bestimmte Gandalf. „Ich werde sofort aufbrechen und auch Ihr solltet euch sputen. Der Feind ist schon nahe. Erwartet mich mit den ersten Sonnenstrahlen des dritten Tages zurück."
Mit wehendem Umhang verließ der Zauberer den Thronsaal und auch die restliche Gesellschaft erhob sich von der Tafel.

Die Herolde trieben die letzten Bewohner und Soldaten zur Eile an. Die Gefährten stiegen auf ihre Pferde.
Auch der König saß auf. Von dem krank wirkenden, alten Mann, der er vor wenigen Stunden noch war, war nichts mehr zu sehen.
Er ritt an die Spitze des bereitstehenden Zuges und blies sein Horn.
Dies war ein König, welchem die Bewohner Edoras überall hin folgten.
So setzte sich der lange Zug langsam in Bewegung.
Da sie auch Alte, Kranke und Kinder dabei hatten, und längst nicht jeder ein Pferd sein eigen nennen konnte, würden sie für den Weg nach Helms Klamm fast zwei Tage brauchen.
Der Nachmittag war bereits fortgeschritten und der König hoffte, dass sie wenigstens bis zum Einbruch der Nacht ohne Rast auskommen würden.


Legolas mit Gimli ritt mit drei Wachleuten des Königs ein Stück voraus, um die Gegend auszukundschaften. Der König ritt an der Spitze und führte seine Untertanen. Aragorn ritt den Zug entlang auf und ab und hatte ein Auge darauf, dass alles in Bewegung blieb.
Curia war schon bald nach dem Aufbruch wieder von Bento abgestiegen und ließ stattdessen zwei Kinder auf ihm reiten.
Die Kinder quietschten vergnügt, während Bento gemächlich neben Curia herging und mehrere Kinder warteten schon darauf, auch einmal an die Reihe zu kommen.
Nach einiger Zeit hielt Aragorn auf Curias Höhe, stieg von Hasufel und setzte zwei kleine Mädchen auf dessen Rücken.
Jubelnd sprangen die wartenden Kinder auf und ab, da sie nun schneller an die Reihe kommen würden.
Nebeneinander hergehend kamen Curia und Aragorn ins Gespräch.
„Warum hat Herrin Galadriel dich nicht schon in Lorien mit uns mitgeschickt?", wollte Aragorn nach einer Weile wissen.
„Weil ich nicht in Lorien war, als ihr es wart", antwortete Curia. „In diesen dunklen Stunden bietet die Herrin allen Elben Geleitschutz zu den grauen Anfurten. Eine meiner Aufgaben. Ihr hattet Lorien bereits verlassen, als ich zurückkehrte und diesen neuen Auftrag von Herrin Galadriel bekam. Sie klärte mich darüber auf, dass Boromir fallen, die Gefährten sich trennen und ihr wieder auf Gandalf treffen würdet. Doch sie sagte mir nicht, wer die Gefährten waren. Ich weiß nicht, ob ich ihrem Wunsch sonst Folge geleistet hätte."
„Du wusstest nicht, dass du auf Legolas treffen würdest?"
Aragorn warf Curia einen überraschten Blick zu.
„Nein, das wusste ich nicht. Und ich bin froh, dass ihr mein Gesicht nicht sehen konntet. Ich denke Legolas hätte mich sofort zurückgeschickt, noch bevor ich Gandalf hätte den Brief geben können. Auch nachdem ich mich zu Erkennen gab, habe ich damit gerechnet, dass ich nach Lorien geschickt werde. Aber ihr habt euch an die Abmachung gehalten und ich bin stolz darauf, an eurer Seite kämpfen zu dürfen."
„Ich kenne Legolas schon lange und auch seine Freundin Nessa. Doch von dir hat er nie gesprochen. Was ist damals passiert, wenn die Frage erlaubt ist?", fragte Aragorn neugierig.
„Nessa?", murmelte Curia erstaunt und schüttelte leicht den Kopf. „Natürlich ist die Frage erlaubt, doch die Antwort darauf schmerzt. Denn die Elben des Düsterwald wollten meinen Tod, selbst Legolas."
Einen Moment war Aragorn sprachlos.
Er hatte Curia als eine freundliche Elbin kennengelernt und konnte sich nicht vorstellen, weshalb jemand ihren Tod wollen könnte. Doch kannte er nur ihre Sicht der Dinge und seine Sorge, ihre Anwesenheit könnte ihre Mission gefährden stieg.
„Es tut mir leid, wenn ich mit dieser Frage eine Wunde wieder aufgerissen habe", meinte er mitfühlend. „Doch solltest du mal einen Freund zum Reden brauchen, bin ich für dich da."
Aufmunternd lächelte er ihr zu und auch Curia lächelte leicht, bevor sie sich bedankt.
Außer Haldir hatte sie schon seit vielen Jahren niemanden mehr einen Freund genannt und es ehrte sie, dass Aragorn ihr seine Freundschaft anbot.
Die beiden hielten ihre Pferde an und hoben die Kinder von deren Rücken. Curia ließ die nächsten beiden aufsitzen, während sich Aragorn selbst auf Hasufel schwang, um im Zug nach dem Rechten zu sehen.
Die Kinder ließen ihn nur unter Protest ziehen und Curia sah ihm lächelnd nach. Sie wusste um seine königliche Abstammung und bewunderte es, dass er trotz dieser so bescheiden war. Er würde ein guter König werden, sollte ihre Mission erfolgreich enden.

Tochter der Sterne (Der Herr der Ringe FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt