Die Nymphe

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Sie erwachte. Der Traum war wunderschön gewesen. Sie hatte von einer Lichtung geträumt. Eine, wie die aus ihrer Kindheit. Ein Fuchs stand in der Mitte. Er erfreute sich an den einzelnen Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach fiehlen. Sein Fell leuchtete broze und seine wachsamen Augen funkelten golden. Er hatte sie gesehen und schnüffelte aufgeregt in der Luft. Das schöne Tier hatte keine Angst und trabte auf sie zu. Beinahe hätte sie sein seidiges Fell berühren können, doch kurz bevor ihre Finger das Ziel erreichten: erwachte sie.
Der Sonnenaufgang hüllte den farnbedeckten Boden in ein strahlendes Grün. Sie erhob sich ohne das leiseste Geräusch von sich zu geben und schritt in die Richtung eines kleinen Baches. Das Gewässer plätscherte gleichmäßig und die Libellen tanzten über die Oberfläche.
Marielle war ein Wesen des Waldes. Sie lebte Tag und Nacht im Herzen der Natur.
Ihr Körper ähnelte dem einer Menschenfrau, aber in allen anderen Aspekten war sie mit einem Menschen nicht zu vergleichen.
Sie stieg langsam in den Bach und das klare Wasser umspielte ihre Kurven.
Die helle olivgrüne Haut und das langes weißes Haar gaben ihr ein außergewöhnliches Aussehen. Sie war eine Dryade. Eine der Kreaturen die in den Wäldern von Elliss zu Hause waren. Die Menschen hatte für Wesen wie Marielle viele Namen. Doch eigentlich wussten sie nicht viel über diese Mädchen des Waldes.

Als das kalte Wasser des Baches ihre Brüste erreichte durchfur sie ein angenehmer Schauer. Die erfrischende Kälte ließ ihre Brustwarzen hart werden und zauberte eine süße Röte auf ihre Haut.
Es war ein perfekter Morgen. Aber ein unerwartetes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Irgendwas würde passieren, irgendwas aufregendes.

Kurz vor Sonnenaufgang fand er seine schwarze Stute. Tam hieß das edle Pferd. Seit ein paar Jahren war es sein stetiger Begleiter. Tarjo atmete auf als er es nahe am Ufer eines kleinen Baches entdeckte. "Woher wusstest du, dass sie hier ist?" fragte er. Das Irrlicht hob die Hände und versuchte ihm irgendetwas mitzuteilen. "Naja, jedenfalls danke ich dir, dass du mich zu ihr geführt hast." und ignorierte das Gezapel des Geschöpfes. Der Söldner hatte sich auf das Schlimmste eingestellt, als er sich entschlossen hatte dem Licht zu folgen. Doch anscheinend hatte es gar keine bösen Absichten. Vermutlich wollte es ihm wirklich nur helfen. In seiner Kindheit hatte er viele schlimme Geschichten über Irrlichter und andere Waldkreaturen gehört. Die Geschichten über Irrlichter waren allen Anschein nach falsch. Trotzdem wollte er weiterhin vorsichtig sein.
"Das war ein weiter Weg, bis hier her." meinte er und nahm Tam's Zügel. Er strich über den weißen Fleck an der Stirn des Tieres. "Zum Glück bist du wohlauf. Jetzt muss ich nur noch Meth, Kobi und Lomos finden und dann nichts wie raus aus diesem Dreckswald." er sah zu dem Irrlicht. Die winzigen weißen Augen verengten sich.
"Tut mir leid, kleiner Freund, aber dein Zuhause hat mir bisher nur Probleme gemacht." Tarjo sah sich um. Es war ja eigentlich ein schöner Ort. Das Wasser rauschte fröhlich vor sich hin, die Vögel sangen ihre Lieder und der Wind pfiff durch die Blätter. Es gab viele bewundernswerte Pflanzen und Insekten. Farbenprächtige Schmetterlinge flogen umher und überall konnte man das leise Zirpen von Grillen hören. Das Licht brach sich im frischen Tau, wodurch es überall zu Glitzern schien. "Du hast ein schönes Zuhause. Ich frage mich nur woher die Monster kamen, die uns gestern angegriffen haben. An so einem Ort kann doch nichts Böses wohnen?" Das Irrlicht begann wild zu blinken und zu zapeln. "Ich verstehe dich leider nicht, kleiner Freund. Es ist wirklich schwierig deine Gesten zu deuten. Willst du etwas?" fragte er. Das Licht blinkte weiter. "Willst du mir etwas zeigen? Sind hier irgendwo auch Meth und Kobi?" in ihm bahnte sich Erleichterung an. Er war fest davon überzeugt, dass ihn das Licht zu seinen Gefährten bringen würde. Es hatte ihn ja auch zu Tam gebracht. Die Stute bließ zufrieden durch die Nüstern, als er sie hinterm Ohr kraulte. "In welche Richtung muss ich gehen. Wo finde ich die anderen? Sag es mir, kleiner Freund." das Irrlich schwebte über den moosigen Boden zu Tam. Es huscht an ihrem Schenkel hinauf zum Sattel und blieb dort stehen. Seine weißen Augen musterten Tarjos blaue. Es hob ein Ärmchen und deutete den Bach entlang. "Ich soll dem Bach folgen?" die antwort bestand aus wildem zapeln. "Nagut, dann gehen wir." Er führte Tam durch die Bäume nahe am Ufer. Er achtete darauf, dass sie auf keinen Stein oder großen Stock sieg. Ein lahmes Pferd konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Sein kleiner Freund blieb im Sattel sitzen und bewegte sich kaum noch.

Sie hörte ein Geräusch. Es war das stumpfe Klappern von Hufen auf Erde. Sie sah sich um und spürte noch bevor sie ihn sah, dass Selpi in der nähe war. Die kleine Lichtgestallt konnte nicht weit weg sein. Keine Sekunde später sah Marielle ein Pferd mit wunderschönem schwarzen Fell. Es war erschreckend zu sehen, dass Sattel und Geschirr trug. Das arme Tier. Arie bekam Gänsehaut bei der Vorstellung so gefesselt zu sein. Sie stand immernoch im Bach. Das Wasser reichte ihr bis knapp über den Bauchnabel. Ihre langen weißen Haare fiehlen in Locken über ihre zarten Schultern und verdeckten die wohlgeformten Brüste nur teilweise. Ihr Anblick war jedenfalls unglaublich bezaubernd. Und genau dieser Anblick bot sich Tarjo. Er hatte Tam eine ganze Weile am Ufer des Baches entlanggeführt und auf einemal stand diese nackte Schönheit vor ihm. "Ich..." stammelte er. Er wusste nicht wer oder was sie war, doch ein Mensch war sie nicht. Ihre helle olivgrüne Haut und die fast grauen Augen leuchteten beinahe. Sie war klein, hatte eine schmale Taille und graziele dünne Arme. Und ihre Brüste... Tarjo konnte seinen Blick kaum von ihnen nehmen. Klar war, dass dieses Mädchen/ Frau/ Wesen, er konnte ihr Alter nicht einschätzen, eine Waldkreatur war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie eine Gefahr darstellte, doch er durfte seinem Gefühl nicht vertrauen. Tam schnaubte unruhig, was ihn aus seiner Starre riss. Das Waldmädchen hatte ihn ebenfalls nur angestarrt und keinen Muskel bewegt. "Wer bist du?" war das einzige was er fragen konnte. Es klang unbeholfen. Das Mädchen legte den Kopf schräg und ihr Blick wanderte zum Pferd und dem kleinen Irrlicht. "Selpi, wen hast du mir da gebracht." sagte sie und ignorierte Tarjos Frage. Wie auf Kommando flog das Licht aus dem Sattel zum Wasser. Es schwebte zu seiner Herrin und landete in ihrer Hand. Es begann wild zu tanzen. Kurz darauf hörte man erneut ihre leichte Stimme:"Ich verstehen. Danke Selpi." Sie richtete den Blick wieder auf Tarjo. Mit leichten Schritten stieg sie aus dem klaren Wasser und blieb ein paar Meter entfernt stehen. Arie hatte zwar keine Angst, doch sie war sichtlich eingeschüchtert und wollte vorsichtig sein. Sie war nackt und schien sich dessen nicht zu schämen. Dem Söldner hingegen stieß die Röte ins Gesicht. Er hatte schon oft nackte Frauen gesehen, er hatte schon oft mit Frauen geschlafen, doch das war etwas anderes. Was war das für ein eigenartiger Tag.
"Wie heißt du?" erneut legte sie den Kopf schief.
"Tarjo Sorin. Wer bist du?" er umklammerte die Zügel seiner Stute fester.
"Du bist ein Mensch." Stellte sie fest und ignorierte erneut seine Frage. "Was willst du, Tarjo Sorin?" Ihre Stimme klang beunruhigend, so als hätte sie schlimme Befürchtungen.
"Ich will dir nichts tun." er hob abwehrend die Hände. "Ich will nur meine Gefähren finden. Wir wurden angegriffen... wir wurden getrennt, ich will sie nur wiederfinden. Es sind drei Männer. Zwei junge und ein alter Mann. Dannach wollen wir diesen Wald so schnell es geht verlassen. Wir wollen keinen Ärger machen. Das Irrlicht..."er deutete auf Selpi. "hat mich zu Tam geführt..." er deute auf die schwarze Stute. "Vielleicht kann es oder... du mich zu meinen Gefährten führen..." er war nicht stolz auf sein verlegenes Gerede, doch er hatte sich noch nicht an die Tatsache gewöhnt, dass sein Gegenüber eine wunderschöne nackte Frau war.
"Was willst du, Tarjo?"
"Was ich will?" Was sollte das? Wieso stellte sie diesellbe Frage erneut? Er hatte doch ausreichend geantwortet.
"Ich glaube, dass es angebracht wäre mir deinen Namen zu veraten. Ich habe genug von mir erzählt. Ich möchte jetzt wissen wie du heißt." sagte er etwas streng. Sie hatte ihn mir ihrer unhöflichen Art gereizt.
"Du darfst keine Ansprüche stellen, du bist in meinem Wald." sagte sie schlicht.
"Dein Wald?" Tarjo hob eine Augenbraue. Es amüsierte ihn, wie sie versuchte überlegen zu wirken.
"Es ist..." sie dachte kurz nach. "Es ist nicht mein Wald. Aber es ist meine Heimat." sie klang wie ein trotziges Kind.
"Aha, darf ich erfahren, wer genau hier beheimatet ist?" er strich Tam flüchtig über den Hals. Eine Geste, die die Situation entschärfen sollte.
"Marielle." sagte sie zögerlich und trat einen Schritt zurück. Ihre Brüste bewegten sich.
"Marielle." wiederholte er und kostete das Wort auf seinen Lippen.

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