Lew Sokolow
Ein schmerz zieht sich durch meinen Körper und ich huste vor Schmerz. Ich öffnete leicht die Augen, schließe sie anschließend wieder. Ich befinde mich in einem fremden Raum. Etwas Zeit vergeht, in der ich Stimmen aus einem anderen Raum wahrnehme.
Die Tür wird geöffnet und jemand tritt ein. Die Person steht einfach nur da, ich kann nicht hören die sich bewegt. Ein Schritt, noch einer. Die Person bleibt stehen nimmt etwas vom Tisch und zieht sich die Handschuhe an. Ich bekomme Licht in meine Augen. Jetzt wird die Wunde inspiziert. Ich wünschte ich wüsste wer die Person ist, aber meine Augen kann ich nur leicht öffnen und sehe dann noch etwas verschwommen, da das Licht so hell ist. Jetzt muss ich aber meinen Mund aufmachen. „Wo bin ich?", bekomme ich nur als Frage raus. „Bei meinen Eltern zu Hause. Meine Mutter hat die Kugel entfernt. Wie fühlst du dich?", frage mich eine ruhige wunderschöne Stimme. Verdammt wer ist das? Wie sieht sie aus? Ein Schmerz zieht wieder durch meinen Körper. „Als ob ich angeschossen wurde.", antwortet ich trocken. „Ach sag bloß. Ich dachte, dass du vom Pferd gefallen wärst.", sagte sie sarkastisch und ich konnte ein grinsen raushören. Ein auflachen kann ich mir nicht verkneifen. „Nicht zu viel bewegen die Naht ist noch frisch.", sage ich sie wieder ernst. „Das ist nicht meine erste Schusswunde, ich weiß." „Dafür, dass du es weißt bewegst du dich aber recht viel. Warte ich lege dir einen Verband um. Dann kannst du zu den anderen.", damit dreht sie sich um und ich versuche wieder meine Augen weiter aufzumachen. Diesmal gelingt es mir und ich sehe nun die junge Frau die mir hilft. Sie steht mit dem Rücken zu mir. Sie sieht trainiert aus, aber nicht zu Muskulös. Mein Blick fällt auf ihr Schulterblatt. „Dein Tattoo, das blau der Augen.", sagte ich nur. Das blau kommt mir so bekannt vor. Das Eisblau. Alleine davon könnte man eingeschüchtert werden. Der blick des Bären hypnotisiert einen und lässt niemanden mehr aus den Augen. Als ob man die ganze Zeit beobachtet wird. Sie dreht sich wieder zu mir um und hilft mir sich aufzusetzen um mir einen Verband anzulegen. Ich beobachte ihre Bewegungen und sie auch. Sie sieht so harmlos aus. Aber ihre Narben an ihren Armen und das was von ihrem Oberteil nicht abgedeckt wird sagt, mir was anderes. Hat sie sich alle Verletzungen selbst zugezogen? Hat jemand ihr was angetan? Warum schwirren mir diese Fragen in dem Kopf herum?
Ihre zarten Finger streifen meinen Körper. Gott, ich kenne gar nicht, aber etwas sagt mir, dass ich ihr verfallen werde.
Sie hilft mir beim Aufstehen und stützt mich auf dem Weg zu den anderen. Ich will nicht mehr weg von ihr, so viel ist sicher. Dabei habe ich sie noch nicht mal genau angesehen.
„Hey, sie hat dich nicht umgebracht! Wie geht's dir?", fragt Alec. Umgebracht? Was? Was meinen sie damit? Was ist hier passiert und sie könnte doch niemals jemanden umbringen. Dafür scheint sie viel zu brav zu sein. Wenn sie einen genau so schönen Namen hat wie sie auszusehen scheint, dann bin ich verloren. Noch immer leicht verwirrt antworte ich: „Warum sollte sie mich umbringen? Ja, es geht schon. Es gab schonmal schlimmeres." „Naja sie hat mir ein Messer an die Pulsader gehalten und dann hat sie ihre Hunde auf uns gehetzt.", antwortet mir Milan schlussendlich.
Ich schaue zu ihr rüber, meine Augen sind wahrscheinlich auf das Doppelte aufgerissen. Bitte? Sie? Diese engelsgleiche Kreatur? Das muss ein schlechter Scherz sein. Ich kann mir ein lachen nicht verdrücken. „Sie? Ihr verarscht mich doch." Das kann nicht sein. Ich lache noch immer und die Truppe ist mittlerweile auch mit eingestiegen. Sie doch nicht. Ich sehe wie sie zu dem älteren Mann schaut. Ihre Blicke sprechen anscheinend mehr als tausend Worte, denn sagen tun sie nicht, aber verständigen tun sie sich schon. Ihre zarte Hand liegt an ihrem Oberschenkel, was hält sie dort?
Sie grinst, etwas sagt mir, dass es nichts Gutes bedeutet. Unser Lachen verstummt, aber Das alles glauben tue ich wirklich nicht. Sie schaut uns an, als ob sie uns analysiert. Sie pfeift und wie aus dem nichts stehen 3 Hunde bellend in der Küche laufen wild herum und bellen uns an. Schockiert schaue ich um uns herum. Die Truppe hat Angst, das sehe ich. Ein Lachen, ihr Lachen. Gott, was ein schönes lachen. Langsam blende ich alles aus und konzentriere mich nur auf sie.
„Antanina! Das Essen, meine Güte. So kann ich nicht arbeiten. Raus aus der Küche. Alle!", schreit die Frau, wo ich erst jetzt bemerke, dass sie hier in der Küche ist. Antanina also. Ihr Name ist wunderschön. So brav. Ich würde dafür meine Hand ins Feuer legen, dass sie niemanden umbringen kann. Die Hunde sind vielleicht gut trainiert, aber das hat noch nichts zu bedeuten. Sie lacht noch immer, hält sich an der Insel fest und ich muss mir ein grinsen unterdrücken. Der Mann lehnt sich vor und sagt ihr etwas, woraufhin sie sich langsam beruhigt. Ein Pfiff. Anscheinend sollte sie die Hunde zurückhalten.
Alec und Leon helfen mir beim Aufrichten und stützen mich als wir ihnen ins Wohnzimmer folgen. Die Einrichtung ist nichts besonders. Nicht extravagant, wie man es sich hätte vorstellen können von außen. Es ist schlicht und einfach gehalten und dennoch sieht es gut aus. Die Truppe und ich sitzen auf der einen Seite und der Mann mit Antanina auf der anderen. Es ist still. Unangenehm still. Sie sieht es anscheinend genauso, da sie die Hunde zu sich rief. Sie legten sich um sie herum auf den Boden. Nur der eine legt sich auf ihren Schoß und lässt sich kraulen. Sie lehnt sich an den Mann, der einen Arm um sie legt und ihre Bewegungen werden langsamer, bis sie einschlief.
Ich beobachte sie etwas, so friedlich und ruhig wie sie da liegt mag man es nicht glauben, dass sie Narben trägt. In unserem Geschäft ist es normal Narben zu tragen und angeschossen zu werden. Jetzt fällt mir auch auf, dass sie nicht fragte, wer mich angeschossen hatte oder weiteres. Das tun nämlich die meisten, wenn sie eine Schusswunde sehen. Es ist so, als ob sie sich in dem Gebiet auskennt und keine Angst davor hat. Mein Vater. Ich habe mich noch nicht gemeldet. Wenn wir es in der nächsten Zeit nicht tun werden die nach uns suchen. Ich muss mich bei denen Bedanken und uns anschließend auf den Weg machen. Noch immer sagt niemand was.
Ich räuspere mich: „Ich muss mich bei Ihnen bedanken, dass sie mir geholfen haben. Ich würde mich gerne irgendwann revanchieren. Aber wir müssen los, mein Vater wartet auf uns." Ich möchte bereits aufstehen doch fängt er an zu reden. „Keine Sorge. Wir erwarten keine Gegenleistung und ich habe deinen Vater bereits in Kenntnis gesetzt. Ihr bleibt zum Essen und wenn es dir danach besser geht, halte ich euch nicht auf Antanina wird euch wieder bis zur Straße begleiten.", sagte der Mann. „Woher wissen Sie...", weiter kam ich nicht, da er mich unterbrach. „Wir wissen so einiges Don." Jetzt bin ich es, der verdutzt guckt. Ein blick zu meinen Männern sagt mir, dass sie nicht diejenigen waren, die das erzählt haben. Woher wissen die das? Warum hatte Antanina keine Angst vor mir, wenn sie weiß wer ich bin? Wenn andere wissen wer ich bin steht ihnen meist Angst ins Gesicht geschrieben, aber die Familie blieb ruhig und half mir sogar.
Antanina bewegt sich etwas und öffnet ihre Augen und setzt sich wieder aufrecht hin.
„Mir fällt auf, dass wir uns noch nicht vorgestellt haben. Ich bin Miran.", sagte er.
Auch wenn man weiß, wer oder woher wir kommen, kennt niemand unsere Namen. Abgesehen von dem Don und der Donna. Ich werde auch in allen Geschäften nur als Don Junior vorgestellt. „Alec", „Leon", „Mika", stellen sich die Männer vor. Ich stehe auf und gehe Auf den Mann zu, gebe ihm die Hand „Lew", sagte ich. Er steht auf und kommt meiner Hand entgegen: „Jurij, meine Frau in der Küche ist Eliana und das ist meine Tochter Antanina." Ich nicke in seine Richtung und gucke runter zu Antanina die mich mit einem Kalten blick anschaut. Hatte sie den schon vorher, oder sehe ich das erst jetzt? Sie kälte strahlt erst jetzt von ihr. Ich gehe einen Schritt auf sie zu um ihr die Hand zu geben, doch der Hund auf ihrem Schoß knurrt mich an. Sie merkt es und krauelt ihn nochmal bevor sie ihn von sich schiebt. Sie kommt auf mich zu und gibt mir die Hand. Unsere Blicke treffen sich, bevor wir uns wieder voneinander lösen. „Wie habt ihr hier hergefunden?", fragte sie als sie sich wieder setzte. „Ich kann dir das leider nicht beantworten. Mika und Milan haben sich vorne etwas zugeschrien solange ich hinten am verbluten war.", antwortete ich mit einem leichten grinsen, in der Hoffnung, dass sie ihre kühle Facette fallen lässt.
Sie bleibt aber. Keine Reaktion im Gesicht. „Wir waren auf einem weg zu einem Deal, der im Wald geregelt werden sollte. Auf dem Weg hin ist uns ein Motorradfahrer entgegengekommen und so schnell gefahren, dass wir noch sagten, dass er sich hier auskennen müsste. Nun, wie man sieht ist der Deal nicht gutgelaufen. Da wir weit abseits waren suchten wir den Weg zur Straße aber fanden den nicht. Dann ist der Motorradfahrer wieder aufgetaucht und wir hatten die Hoffnung an seinem Ziel Hilfe zu bekommen. Wir sind ihm so schnell wie möglich, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, gefolgt. Wir haben ihn am Ende irgendwo hier verloren und sind zum ersten Haus gefahren. Und das war eures." erzählte Miran. Mein Blick wandert währenddessen zu Antanina und ihren Vater. Er schaut sie nur an und sie scheint in Gedanken zu sein. „Wisst ihr zufällig wer der Fahrer ist?", fragte Alec.
Erst jetzt erwacht Antanina aus ihren Gedanken und schaut zu ihrem Vater der sie weiter nur anguckt. Eine bedrückende Stille herrscht wieder im Raum. „Dürfte ich fragen woher ihr wisst, wer wir sind?", fragte ich nun. Jurij räuspert sich und wendet seinen Blick von Antanina: „Nun, wir haben unsere Quellen. Das ist aber irrelevant." „Ich gehe kurz mit den Jungs in den Garten.", spricht nun Antanina. Erstaunt schaue ich in die Runde. Meint sie uns? Sie muss wohl meinen Blick gesehen haben, da sie nur mit dem Kopf schüttelt und auf die Hunde guckt: „Tygan, Olympus, Syrius. Marsch." Damit sind die Hunde und auch Sie wieder aus dem Raum verschwunden.
„Warum lebt ihr so weit außerhalb und warum hat man den Ort noch nie gesehen, geschweige denn davon gehört", fragt Leon. „Ich glaube es ist besser, wenn ihr so wenig wie möglich von uns wisst. Nur zu eurem eigenen Schutz. Warum uns noch niemand entdeckt hat? Weil diejenigen die den Wald verlassen, wenn sie uns gesehen haben. Tut mir leid.", erklärte uns Jurij mit einem genauso kalten Gesicht wie Antanina es vorher hatte. Komisch wirkt das alles aber schon. Die Männer müssen wohl genauso verwirrt zu sein wie ich. „Warum wollt ihr dann uns gehen lassen, wenn die anderen nicht lebend auftauchen. Warum dürfen wir gehen?", fragte ich nun in einem ernsten Ton. Das alles scheint für mich nur riesiger Misst zu sein. Das sind doch wohl alles nur ausreden. Jurij setzt sich auf: „Weil es bei euch anders ist. Wenn ihr hier nicht lebend rauskommt, werden wir Probleme haben und das kann ich Antanina nicht antun. Aber kommt, lasst uns essen. Ihr habt wahrscheinlich wie Antanina seit gestern Abend nicht mehr gegessen."
Damit steht er auf und geht in den Essenssaal, gefolgt von uns. Ein himmlischer Geruch zieht durch den Raum und ich merke erst jetzt wie hungrig ich eigentlich bin. „Antanina ist aber noch nicht da.", stellt Mika fest. Jurij grinst: „Sie wird gleich da sein. Tygan spürt, wenn sie hungrig ist und es bei uns essen gibt. Er lotst die anderen und damit auch Antanina ins Haus." Ich bin erstaunt. Nicht nur ein Beschützer, hat sie die Hunde selbst trainiert? Und gerade bei dem Gedanken kommt auch schon ein lautes bellen. „Tygan hat sich angekündigt.", lacht nun Eliana.
Antanina kommt herein und setzt sich neben ihrer Mutter die links vom Kopfende sitz. Jurij, am Kopf des Tisches als Herr des Hauses. Wir nehmen gegenüber von Antanina und Eliana Platz. Die Hunde sitzen an der Wand hinter Antanina.
Das essen verlief ruhig. Es war recht angenehm. Aus der Familie bekamen wir keine Informationen über ihr Leben heraus. Ich hatte die Hoffnung, dass Alec, sobald wir zu Hause sind, trotzdem etwas über die herausfinden kann. Auch wenn wir gerade nur die Vornamen kennen. Aber Alec kann das. Er hat uns bis jetzt noch nie enttäuscht.
Am bereits späten Abend machten wir uns langsam auf den Weg und bedankten uns nochmals für ihre Hilfe. „Antanina wird euch zurück zur Straße führen. Fahrt einfach hinter ihr her.", sagte Jurij bereits an der Tür angelangt. Antanina umarmte ihre Eltern und geht in unsere Richtung und gefolgt von ihren Hunden. Hinter ihr schloss sich die Tür der Eltern. „Ich bringe eben die Jungs nach Hause und hole mein Auto. Fahrt ruhig die Auffahrt schonmal runter ich sammle euch dann ein.", damit läuft sie die Auffahrt runter und verschwindet in der Dunkelheit.
Wir setzten uns ins Auto, jeder wieder auf seinem Platz. „Die sind schon etwas komisch, oder?", fragte Miran. „Ich weiß nicht, sie schienen normal zu sein, aber die verheimlichen etwas.", sagte ich in meinen Gedanken verloren.
Unten an der Auffahrt angekommen fährt ein schwarzer Ferrari vor. Ich gucke nicht schlecht als ich sie im Auto sitzen sehe. Stil hat sie, das muss ich zugeben. Sie fährt voran und wir ihr nach.
Ich versuchte mir die gesamte Umgebung einzuprägen um den Weg nochmals hier her zu finden. Aber ich muss zugeben. Es war schwer.
Nach einer langen Zeit kommen wir an der an der Straße an und hier trennten sich die Wege.
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Im Auftrag Russlands - on hold
RomanceEin Familiengeschäft, welches einiges abverlangt, ist Antanina Medvedevs, mit ihrer geheimen Identität, ganzer Stolz. Durch ihr Erbe führt sie mit ihren 25 Jahren ein Imperium. Lew Sokolow, der Prinz der zweit größten Russischen Mafia, ist als das B...