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Antanina Medvedev

Mit einem letzten Blick in den Spiegel schmeiße ich mir meine Tasche mit dem Barrett, meinem Equipment und den restlichen Messern auf den Rücken. In meinem wunderschönen großen Flur angekommen, schreibe ich noch eine Nachricht an meinen Vater und lege mein Handy in die Schublade meines Schranks. Mein Blick fällt auf den Ring meiner Familie, dessen blauer Topas in einem wunderschönen Blau glänzt. Ich drücke einen kleinen versteckten Knopf an der Seite des Schranks und es ertönt ein leises kaum hörbares Piepen, was mir sagt, dass ich den riesigen Schrank wegschieben kann. Hinter einer weiteren versteckten Tür ist ein begehbarer Schrank für Schuhe und meine Ausrüstung für meine Motorräder.
Mit einem leichten grinsen gehe ich hinein und betrachte mich beim hineingehen wieder Mals in dem riesigen Spiegel der gegenüber von der Tür an der Wand angebracht ist. Es mag sein, dass ich nicht den harmlosesten Job habe und auch spaß daran habe, dennoch bin ich eine Frau und liebe es die Qual der Wahl bei meinen Outfits zu haben.
Der blick in den Spiegel bestätigt nur mein Wissen. Eine wunderschöne junge 25-jährige Frau mit langen braunen Haaren, die offen bis unter das Schulterblatt reichen, die aber jetzt zu einem Zopf zusammengebunden sind. Mein Blick zurück in mein Gesicht zeigt nur mein emotionsloses Gesicht mit wunderschönen braunen Augen mit einem leichten grünen Stich. Ich wende mich ab, um die Mappe mit dem heutigen Auftrag durchzugehen, den ich aus meinem Arbeitszimmer mitgenommen habe.

Smjosdov, Alexej. 35 Jahre alt und im Kinderhandel verwickelt.

Eigentlich nicht seltenes bei unserem Leben das wir führen. Er ist nicht der erste den ich töten werde. Ich darf stolz sagen, dass ich bereits mehr Blut an den Händen habe als sonst wer.
Es mag grausam sein was wir tun, trotzdem töten wir die, die es verdient haben.
Was mich an Smjosdov anekelt ist der Kinderhandel. Menschenhandel ist in unserer Welt gang und gebe, aber Kinder werden rausgehalten. Er jedoch hat sich dagegen entschieden und entführt die Kinder von deren Familien, wenn sie es nach seinem Besuch überleben, und verkauft sie.

Club: Rodina. Meist täglich anwesend von 23 bis 4 Uhr.

Zumindest plant er seine Abende vernünftig durch und ist in dem Sinne zuverlässig.
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es bereits 21 Uhr ist. Ich muss mich beeilen, damit ich mich vor Ort noch vorbereiten kann.
Beim Blick durch die Helmkollektion greife ich nach meinem matt roten Motorradhelm, der auf dem Regal bei meinen Lieblingen der Kollektion liegt. An der Schublade für Motorradschlüssel angelangt, greife ich blind hinein und fische mir einen Schlüssel heraus. Heute ist anscheinend der Tag der Überraschungen.
Ich verlasse den Raum und schließe ihn, schließe das Haus von innen ab und mache mich durch die linke Tür auf den Weg in meine Garage. Ich stelle meine Ortung für meine Familie ein. Mit meinem aufgesetzten Helm setzte ich mich auf mein Motorrad, was zufälligerweise heute gezogen wurde. Wunderschön laut und schnell für meinen Adrenalinkick, was man aber sieht ist ein Schwarz mattiertes Motorrad mit einem rot mattierten Strich der sich um das Motorrad zieht.
Die Garage öffnet sich und ich lasse den Motor aufheulen und fahre davon.
Das ist ein toller Vorteil, wenn man so weit und abgelegen in den Wäldern wohnt. Niemand kennt die Wälder Russlands so weit, dass man weiß, dass meine tolle kleine Familie dort lebt. Nur eine Hand von engsten Vertrauten wissen von uns und dem Ort in dem meine Familie seit Jahrhunderten lebt, den wir stolz Medvedoff nennen.
Meist sind die Familien mit denen wir Kontakt haben seit Generationen nicht mehr im Business, aber der Kontakt hat sich auch über Jahrhunderte gehalten. Nur zwei von unseren Bekannten sind in einem ähnlichen Geschäft tätig. Einmal die Koschenko, die ukrainische Mafia, und die Smirnows, die russische Mafia.
Warum wir so lange unentdeckt geblieben sind? Naja, zum einen töten wir jeden der von unserem Wohnort erfährt oder dort auftaucht.
Das Rodina liegt, bei meiner Geschwindigkeit von 240 km/h, ungefähr zwei Stunden von uns entfernt und dazu kommt noch, dass ich allein 1,5 Stunden nur durch den Wald fahren muss und davon 30 min auf der öffentlichen Waldstraße.

22:50. Schick! Bin sogar 10 min früher da. Ein Wettrennen gegen die Zeit, was braucht man mehr?
Ich parke mein Motorrad in einer dunklen und abgelegenen Gasse sechs Straßen weiter vom Rodina entfernt, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Den Rest gehe ich zu Fuß oder schwing mich über die Dächer.
Auf dem Dach gegenüber von dem Rodina schaue ich mich um. Mögliche Fluchtwege, Gassen und die Menschen.
'Ganz exklusiv ist der Club nun nicht, hätte mehr von dir erwartet Smjosdov. Bei deinen Geschäften. ', dachte ich mir. Augenverdrehend laufe ich drei Dächer weiter nach rechts bis zum äußersten Rand.
Ein letzter Blick um meine Umgebung verrät mir, dass der Platz die richtige Wahl war. Durch mein Barrett habe ich einen perfekten blick auf den Haupteingang und den Seiteneingang.
Ich sehe den roten Porsche von Smjosdov vorfahren und ihn mit zwei Damen aussteigen. Er schmeißt seinen Schlüssel den Bodyguards zu und geht rein.
Na dann mal an die Arbeit! Ich gönne ihm mal seinen Spaß das letzte mal bevor seine Existenz ausgelöscht wird.
Ich baue alles auf und lege mich auf die Lauer. Jetzt heißt es nur noch auf den perfekten Moment warten. Das Visier weiterhin abgedeckt, damit das Licht des Clubs nicht im Visier reflektiert und mich damit unter der dunklen Decke offenbart.

Ein weiterer Blick auf die Uhr. 3:30 und viele Partygäste verlassen bereits den Club. Der Club schließt um sechs, also muss ich noch ein bisschen Zeit vertreiben. Wieder die Augen schließen und den morgigen Tagesablauf durchgehen. Warum ich meine Zeit nicht am Handy vertreibe? Handys und alles Elektronische was geortet werden kann liegt zu Hause.
Die wichtigste Regel in unserer Familie. Eigentlich war es für uns und mich immer selbstverständlich, dennoch bekommt wir durch die Koschenkos und den Smirnows immer mal wieder mit, dass aus ihren Mafias die Auftragsmörder lokalisiert und erwischt worden sind. Und dann natürlich das Tageslicht nicht wiedergesehen haben. Also, den Kopf schon, der als Beweis immer zur Mafia zurückgeschickt wird, aber der Rest des Körpers nun mal nicht.
Das Einzige wodurch man uns Orten kann ist der Familienring, da ein Chip eingearbeitet wurde. Nur die Familienmitglieder besitzen einen und auch nur die können den Code entschlüsseln um uns zu orten.
Ich kann mich glücklich schätzen, dass unsere Familie mit einem hohen IQ, meist zwischen 160 und 180, gesegnet wurde. Dadurch muss es uns nicht beigebracht werden, sondern bekommen es im Kindesalter beigebracht, wie andere das 1x1 lernen.

4:30 und es tut sich was. Smjosdoff verlässt taumelnd den Club durch den Seiteneingang der in eine dunkle Gasse führt. Vielleicht wird der Eingang deswegen nicht mehr benutzt. Ich öffne vorsichtig und langsam das Visier, damit mich eine ruckartige Bewegung nicht verrät.
3... ich habe ihn im Visier. Er hält sich an der Wand fest, damit er nicht hinfällt.
2... ich ziele auf sein Herz. Dieser Mann ist eine Enttäuschung. Solche Menschen verdienen es nicht zu Leben.
1... Schuss. Er fällt auf die Knie und bricht zusammen.
Ich decke mein Visier wieder ab und schaue dem vorgehen weiter zu. Unentdeckt in der Dunkelheit, so wie ich es mag. Eine Minute und jede Hilfe kommt für ihn zu spät.
Nach weiteren 30 Minuten hat sich nichts getan. Er ist verblutet und niemand sucht nach ihm, wie ich es mir gedacht habe. Niemand wird ihn vermissen.

Ich packe meine Sachen wieder ein und verlasse meinen Standort so, als ob ich nie dagewesen bin. Wie ein Schatten der durch das Leben läuft, stehts unerkannt und unbekannt.
An meinem Motorrad angekommen schwinge ich mich wieder rauf. Um 7:00 Uhr sollte ich wieder zu Hause sein, beziehungsweise eine Stunde bis zum Waldstück. Danach sollte man sich auskennen, sonst geht man unter andrem verloren.
Ich lasse wieder mein Motorrad aufheulen und fahre los. Die Begeisterung auf mein Bad, dass zu Hause wartet ist riesig und nach den ganzen Treppen und verdreckten Dächern habe ich es auch dringend nötig. Bevor ich heute Nachmittag bei meinen Eltern zum Essen bin, wäre auch ein bisschen Schlaf nicht schlecht, denn erst jetzt merke ich, wie die Müdigkeit mich langsam einholt. Und trotzdem fahre ich mit einem Lächeln zurück, da es heute wieder eine wundervolle und erfolgreiche Nacht war.

Im Auftrag Russlands - on hold Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt