❅ Kapitel 2 ❅

131 13 17
                                    

„𝐅𝐮̈𝐫𝐜𝐡𝐭𝐞 𝐝𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐯𝐨𝐫 𝐝𝐞𝐧 𝐓𝐨𝐭𝐞𝐧, 𝐟𝐮̈𝐫𝐜𝐡𝐭𝐞 𝐝𝐢𝐜𝐡 𝐯𝐨𝐫 𝐝𝐞𝐧 𝐋𝐞𝐛𝐞𝐧𝐝𝐞𝐧!"
❁ ❁ ❁

Als Nick aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Er guckte auf seine Uhr - 12:25. Es war still. So leise, dass Nick wieder Angst bekam. Er hasste diese Welt, wo alles immer schieflief. Er hasste die Sonnenstrahlen, die ihm ins Gesicht schien, die nervigen Schmetterlinge, das Rauschen der Blätter. Er hatte das Gefühl, alles sei gegen ihn, alles lachte ihn aus und alles schien zu sagen: „Guck, wie schön es heute ist!". Doch heute war alles andere als schön. Zumindest für Nick.

Der Junge stand auf, er entschied sich sofort auf dem Weg zum Dorf zu machen. Doch als er ein paar Schritte ging, fiel ihm plötzlich ein, dass er keine Ahnung hatte, wo sein Dorf war. Am Abend, als sie angegriffen wurden, war Nick weggelaufen und war zu schockiert gewesen, um sich den Weg zu merken. Außerdem war es dunkel gewesen und man hätte nichts sehen können. Dann fiel Nick was ein, er steckte seine Hand in seine Jackentasche und holte einen kleinen, grauen Stein raus. Nick murmelte:
„Elodo!" Der Gegenstand fing plötzlich an, sich zu verändern und schon nach ein paar Sekunden flatterte vor Nicks Nase ein grauer Vogel. „Führe mich zum Dorf!", befall er und das Tier flog los. Nick eilte hinterher. Der graue Vogel war ein Meisterwerk der Zauberer, von welchen es nicht mehr viele gab. Solche Geschöpfe nannte man Isianger. So einen teuren Gegenstand konnte sich nicht jeder leisten, doch Nick hatte Glück — er hatte sich vor einer Zeit mit einem Zauberer angefreundet, welcher gleichzeitig ein Wanderer gewesen war und eine Pause in seinem Dorf gemacht hatte. Er hat ihm Isianger geschenkt und gesagt, dass es sei ein weises Geschöpf sei, welcher ihm immer helfen wird. Der alte Mann hat nicht gelogen, Isianger war ihm immer treu gewesen.

Als Nick da war, versteckte er den getarnten Isianger wieder in seiner Jackentasche und sah sich im Dorf um. Eher gesagt in dem, was von seinem Dorf übriggeblieben war.

Überall lagen die Reste von den zerstörten Häusern und anderen Gebäuden. Außerdem wimmerte es hier von in Stücke zerrissenen Leichen und Nick versuchte sie bloß nicht anzusehen. Und das ist noch gar nicht das Schlimmste. Das schlimmste war der Gestank. Es roch nach Angst, Leid, Schmerz und Blut. Es roch nach Tod. Nick wurde es plötzlich schlecht.
„Es war doch eine schlechte Idee hierhin zu kommen", dachte er verzweifelt, als er sich in großen Schritten einem Haus näherte, das noch am besten aussah. Als er hineinkam, fing er eilig an, sich irgendwelche Sachen zu schnappen und sie in eine Tasche zu legen, die er auch im Haus fand. Er nahm alles, was ihm in die Augen fiel, ohne nachzudenken, ob er es gebrauchen könnte.
„Alles später.", dachte er sich, „ich muss alles nehmen, was ich finde und verschwinden."

Er war gerade damit beschäftigt, das Essen einzupacken, als er lautes Gebrüll irgendwo in der nahen Ferne hörte. Nick erstarrte. Er wollte nur eins — alles liegen lassen und laufen, laufen, laufen bis er in Sicherheit war. Weg von hier. Doch er zwang sich dazu schnell das letzte Stück Brot in die Tasche zu legen, sich eine warme Jacke der früheren Besitzer des Hauses zu nehmen und erst dann rannte er. Draußen sah er sich nicht einmal um und rannte, rannte. Weg, weg von hier. Er stolperte über eine Leiche, doch sprang sofort auf die Beine und lief weiter. Weg. Nur weg. In den Dornwald. In die Sicherheit ... war es dort denn sicherer? Egal. Weg für immer. Und wieder das Gebrüll. Nie mehr in diesem verfluchten Dorf sein. Nie mehr ... weg ...

* * *

In zehn Minuten saß Nick wieder an einen Baum angelehnt und versuchte sich zu beruhigen. Wieder ein Ferox. Oder mehr als einer? Doch was machten sie da am Tag? Nick war erschöpft und verwirrt. Von den unzähligen Geschichten wusste er, dass Feroxen nachtaktiv waren und sich nie tagsüber blicken lassen haben. Sie hatten Angst vor Tageslicht. Oder hatten es sich die Menschen nur ausgedacht?

Nick fühlte sich schlecht. Er hat sich noch gestern versprochen, keine Angst mehr zu haben. Nie mehr ein Feigling zu sein. Doch wieder war er ein Hase und die Feroxen waren Jäger. Tauschen sie jemals die Rollen? Und wie wird die Jagt enden?

Ein FeroxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt