❅ Kapitel 14 ❅

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„𝐄𝐢𝐧 𝐞𝐜𝐡𝐭𝐞𝐫 𝐅𝐫𝐞𝐮𝐧𝐝 𝐢𝐬𝐭 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐝𝐞𝐫, 𝐝𝐞𝐫 𝐝𝐢𝐜𝐡 𝐭𝐫𝐨̈𝐬𝐭𝐞𝐭 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐝𝐮 𝐡𝐞𝐮𝐥𝐬𝐭, 𝐬𝐨𝐧𝐝𝐞𝐫𝐧 𝐝𝐞𝐫, 𝐝𝐞𝐫 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐢𝐫 𝐰𝐞𝐢𝐧𝐭..."
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𝔹𝕖𝕚 𝕎𝕚𝕝𝕕
Wild lag in der Höhle und lauschte. Mit seinem ausgeprägten Gehörsinn konnte er das Sausen des Windes und das Rauschen der fallenden Blätter hören. Irgendwo knurrten wieder die Feroxen — seine alte Familie. Um sie zu hören, musste man sich nicht besonders anstrengen, man hörte sie immer und überall. Wild kuschelte sich noch mehr an Nicks zerrissene Jacke, sie roch immer noch nach ihm. Wo war er bloß? Schon zwei Sonnenaufgänge lang hat er sich nicht blicken oder riechen lassen. Wild bekam wieder Hunger. In der Ecke der Höhle lagen noch die Reste von einem Kaninchen, jedoch durfte er sie nicht aufessen, denn die hat Wild extra für Nick übriggelassen. Er machte sich Sorgen. Wird Nick wiederkommen? Wie lange wird das noch dauern?

Und dann fiel Wild plötzlich ein, dass Nick nicht einfach so nicht mehr da ist. Vielleicht war ihm etwas passiert, vielleicht haben seine Artgenossen, die Feroxen, ihm was angetan? Entschlossen ging Wild aus der Höhle raus und nahm direkt einen schwachen Geruch von gestern wahr. Nick. Es roch nach Nick. Wild würde diesen Geruch überall wieder erkennen. Er folgte ihm. Als Wild bei der Quelle war, spürte er noch einen zweiten Geruch. Wer war das? Dann lief der Ferox weiter und gelang zu dem Lager der Überlebenden.

Überall roch er solche wie Nick. Doch sie waren nicht Nick. Ein paar saßen am Feuer und redeten, andere schliefen schon. Später fand Wild Nick endlich. Er entdeckte ihn am Lagerfeuer mit einem anderen Menschen. Wild roch, dass es ein anderes Geschlecht war. Ein Mädchen. Und sie redeten miteinander. Wild war verwirrt. Nick schien ganz ok zu sein. Warum lief er nicht weg von ihnen? Warum kehrte er nicht zu ihm zurück? Hat er ihn vergessen?

Wild entschied zu warten. Er blieb in seinem Versteck und beobachtete. Später würde er dann zu Nick gehen und ihn zurückholen.

𝔹𝕖𝕚 𝕚𝕔𝕜
Nick lag in seinem Zelt mit offenen Augen, konnte nicht einschlafen. Er dachte über Alices Worte nach. Wird er später sich wirklich an die ganzen Regeln gewöhnen? Wird er das neue Leben mit den Überlebenden richtig finden? Wird er das andere Leben vergessen? Wird er Wild vergessen?
Nein. Wild würde er nie vergessen können. Auch wenn er es gewollt hätte, wäre das nicht möglich gewesen. Seine Schwester und eine andere Familie, mit der sie das Zelt teilen mussten, schliefen schon. Sein Vater war nicht da. Er hatte sich freiwillig gemeldet, diese Nacht auf Jagd zu gehen. Doch Nick wusste, dass es diesmal keine gewöhnliche Jagd sein wird. Jake hat seinen Vater und 4 anderen Freiwilligen befohlen, einen Feroxen umzubringen. Einfach so. Für Rache. War das so richtig? Wer weiß.

Plötzlich hörte Nick ein Geräusch. Es kam von draußen. Wild. Nick sprang auf die Beine und eilte nach draußen. Andere Menschen schliefen längst, da es schon dunkel war. Doch Nick sah ihn direkt. Er stand vor ihm. Seine Augen in himmelblau leuchteten. Wild sprang um ihn herum und miaute wie ein Kätzchen, er freute sich. Und Nick freute sich auch. Doch er wusste, dass es so falsch war. Was, wenn ihn andere Menschen hier sehen würden? Sie würden Wild umbringen und Nick wahrscheinlich als Verräter bezeichnen. Nick schluckte bei diesem Gedanken. Das durfte nicht passieren. Auf gar kein Fall. Niemals.

„Verschwinde, Wild! Verschwinde! Geh weg, hörst du? Wild, bitte geh jetzt. Ich mag dich nicht mehr! Hau ab!", zischte Nick wütend. Er hoffte, dass der junge Ferox einfach gehen wird. Doch Wild blieb trotzdem. Er schaute Nick nur verwundert an und rührte sich nicht.
Plötzlich hörten sie beide Schritte, die aus der Richtung des Waldes kamen. Sofort verschwand Wild in einem Gebüsch. Nick blieb dastehen. In einer Zeit erkannte er 5 Gestalten, die sich dem Waldrand näherten. Auf die Lichtung kamen sein Vater und vier andere Männer. Sie schleppten einen Ferox mit sich. Einen toten Ferox.

Sie trugen das Tier zu Nick und ließen es vor ihm fallen. Es war riesig und muskulös, bestimmt hatte es viel Kraft. Hatte früher mal viel Kraft gehabt. Sein Vater sagte voller Stolz:
„Guck, Nick! Das ist unsere Rache an die Feroxen. Und das ist erst der Anfang!"
Nick sagte nichts. Er guckte an seinen Vater vorbei. In dem Gebüsch leuchteten zwei hellblaue Augen, doch in einer Sekunde verschwanden sie wieder. Wild war weggegangen. Wild hat es verstanden ... Wild hat verstanden, wen die Menschen umgebracht haben.

Ein FeroxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt