❅ Kapitel 17 ❅

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„𝐉𝐞𝐝𝐞𝐫 𝐕𝐞𝐫𝐫𝐚𝐭 𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧𝐭 𝐦𝐢𝐭 𝐕𝐞𝐫𝐭𝐫𝐚𝐮𝐞𝐧."
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𝔹𝕖𝕚 𝕚𝕔𝕜
Nick lag mit geschlossenen Augen in seinem Zelt. Er hörte den leisen Atem seiner Schwester. Sie schlief noch. Alle anderen ebenso. Nick fragte sich, ob es schon morgen war. Egal. Der Junge genoss es. Er genoss die Ruhe, das Schweigen. Jetzt war es schön. Friedlich. Sicher. Niemand wollte was von ihm. Er wollte nichts von jemandem. Entspannt. Leise. Wie früher. Wie Zuhause. Wie in einem Traum.

Doch Nick wusste, dass heute alles genauso sein wird wie immer. Er wird arbeiten müssen. Bis er durchgeschwitzt und müde war. Das einzig Gute war Wild — er konnte ihn heute wieder besuchen, wie jeden Tag.

Er vermisste Wild. Er vermisste ihn immer. Er vermisste ihn, wenn er ihn nur 5 Minuten nicht gesehen hat. Er wusste, wie es war, jemanden zu vermissen. Man versuchte sich an ihn zu erinnern. Sich alles ganz genau vorzustellen. Seine Gesichtszüge, sein Verhalten, seine Art, jeden Zentimeter seines Körpers, das weiche rote Fell, die Augen ... Das war wie eine Krankheit. Eine Krankheit nach einer Person oder einem Tier. Nach seinem Geruch, seinem Blick ... das war schlimm, wenn er nicht aus deinem Kopf verschwand. Nicht nachts, nicht tagsüber, niemals. Und das schlimmste war, dass es keine Medizin gegen diese Krankheit gab. Und es wird sie niemals geben.

Jemand stupste ihn von der Seite an:

„Nick, mein Junge! Wach auf!" Nick seufzte, öffnete seine Augen und sah seinen Vater vor ihm hocken.

„Sorry, hab ich verschlafen? Ich gehe dann lieber sofort arbeiten, bis ich noch von Jake persönlich Ärger bekomme.", meinte Nick ergeben und wollte schon nach draußen gehen, als sein Vater ihn aufhielt:

„ Weißt du denn nicht? Du hast heute Geburtstag! Alles Gute! Man wird nicht jeden Tag 15, hmm? "

Nick sah Richard verwirrt an. Stimmte das wirklich? Konnte sein. Er hat längst das Gefühl für die Zeit verloren und wusste bisher nie, welcher Tag es war.

„Wirklich?", fragte Nick vorsichtshalber nach.

„Ja, klar. Ich war gestern im Dorf und habe nach irgendwelchen Sachen gesucht, die man dir schenken kann. Na ja, fast alles war geschrottet. Außer die Kamera hier. Die ist schon zwar etwas alt, aber ist in einem guten Zustand."

Erst jetzt bemerkte Nick den Gegenstand in Richards Händen. Er wusste nicht, wofür er das Ding gebrauchen könnte, doch er bedankte sich trotzdem, da er merkte, dass sein Vater sich Mühe gegeben hatte:

„Danke Dad, es bedeutet mit wirklich viel."

„Klar doch! Und das ist nicht alles! Ich hab Jake überredet, dass er dir mal einen freien Tag heute gibt! Ist das nicht toll? Jetzt können wir feiern!"

Nick hatte zwar keine Ahnung, wie genau sein Vater es sich vorstellte seinen Geburtstag zu feiern, aber musste zugeben, dass es wirklich toll war, einen freien Tag zu haben. Jetzt konnte er ihn nämlich mit Wild verbringen. Einen ganzen Tag für sie alleine! Der Traum!

„Ähm ... danke für die Mühe, aber ich will meinen Geburtstag nicht feiern. Ich würde gerne den Tag alleine verbringen. Außerdem wäre es doch toll, wenn ich Fotos mit meiner neuen Kamera machen würde!"

Sein Vater stimmte eifrig zu und meinte, dass er es nach dem Frühstück sofort machen konnte.

Beim Essen gratulierte ihn seine Schwester und Alice, doch beide mussten dann sofort los zu deren Aufgabe. Nick freute sich aber nur. Jetzt konnte er nämlich sofort losziehen, was er auch tat. Die Kamera ließ er im Zelt. Und das war sein größter Fehler. Nick wusste nicht, welche Probleme es mit sich bringen wird.

𝔹𝕖𝕚 𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖
„Nelli, ich gehe jetzt mal zurück zum Lager, mein Korb ist nämlich schon voll.", unterbrach Alice Nelli, als diese ihr wieder mal irgendeinen Blödsinn erzählte.

„Klar, geh nur."

Alice machte sich auf den Weg zurück.

„Endlich muss ich ihr Gelaber nicht mehr ertragen", dachte sie, „und ihr Bruder ist ja noch schlimmer. Dieser Nick hat heute frei, nur weil der Geburtstag hat. Schwänzelei."

Im Lager angekommen, gab sie die Pilze an die Köchinnen weiter. Dann sah sie plötzlich Nicks Vater. Er hatte eine Kamera in der Hand und als er Alice bemerkte, kam er zu ihr und sprach:

„Alice! Wie schön, dass ich dich gefunden habe! Nick hat seine Kamera vergessen. Er wollte jetzt Fotos machen, doch ohne das Ding wird es leider nicht klappen. Würdest du es ihm bringen? Ich habe bedauerlicherweise jetzt keine Zeit. Er ist Richtung Quelle gegangen. Weit konnte er nicht kommen. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es tun würdest."

„Klar", antwortete Alice und lächelte lieb, doch innerlich kochte sie fast vor Wut. Jetzt musste sie noch durch den ganzen Wald laufen und diesen Idioten suchen!

* * *

In einer Viertelstunde fand Alice Nick endlich. Er schien sich zu beeilen. Entsetzt lief sie ihm hinterher. Er bemerkte sie nicht. Wo wollte er hin? Sah auf jeden Fall nicht wie ein gemütlicher Spaziergang aus.

In einer Weile blieb er vor einer Höhle stehen. Alice beobachtete ihn hinter einem dicken Baum. Er sagte irgendwas ganz laut. Nein, nicht so. Er rief nach jemanden.

Dann kam es raus. Das rote Monster. Das Unvermeidliche selbst. Das Biest. Der Ferox. Alice schluckte. Ihr Atem wurde unregelmäßig. Sie biss sich auf die Lippe und bemühte sich, nicht zu schreien. Ihr Gesicht verzehrte sich vor Angst. Sie hat es gewusst: Nick war ein Psycho. Mit ihm stimmte was nicht.

„Kleiner dreckiger Verräter", dachte Alice, bevor sie Nicks neue Kamera hob und ein Foto machte.

Jeder. Jeder von den Überlebenden musste es wissen.

Ein FeroxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt