❅ Kapitel 12 ❅

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„𝐊𝐞𝐢𝐧 𝐌𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡 𝐰𝐚𝐫 𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐆𝐫𝐮𝐧𝐝 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐋𝐞𝐛𝐞𝐧. 𝐃𝐞𝐫 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐰𝐚𝐫 𝐞𝐢𝐧 𝐆𝐞𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧𝐤, 𝐝𝐞𝐫 𝐚𝐧𝐝𝐞𝐫𝐞 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐋𝐞𝐤𝐭𝐢𝐨𝐧."
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Nick freute sich, als sie sich endlich der kleinen Lichtung näherten. Schon eine halbe Stunde waren sie unterwegs gewesen und Nicks Füße schmerzten. Als Nick das erste Mal die Lichtung sah, war er begeistert. Das Lager befand sich auf einer sonnigen kleinen Wiese, drumherum gab es nur Bäume. Da standen schon ungefähr 10 Zelte, die aus allen möglichen Materialien hergestellt wurden. Doch das Wichtigste waren die Menschen. Sie waren überall. Manchen, insbesondere Frauen, kochten das Mittagessen; Männer bauten neue Zelte, trugen trockene Äste zum Lagerfeuer. Nick sah zwei Jungs, ca. 9 Jahre alt, aus dem Wald kommen, mit Körbchen, die mit Beeren gefüllt waren.
„Arbeiten hier alle?", fragte er.
„Ich bringe dich jetzt zu unserem Anführer und er erzählt dir alles. Ist das ok?", antwortete sein Vater.
Nick nickte. Richard führte ihn zu einem Zelt, der aus langen Ästen und Seilen gebaut wurde.
„Komm.", sagte sein Vater und sie gingen rein.
Das Zelt war nicht groß. Nick konnte da gerade mal stehen, ohne sich zu bücken, Richard hatte es schwerer. Der Raum war ungefähr 3 Schritte lang, die Breite war etwas kleiner. Auf dem Boden lagen irgendwelche alten Decken und in der Mitte stand ein selbstgebauter Holzhocker mit drei Beinen. Da saß ein ca. 35-jähriger Mann darauf und starrte ins Nirgendwo. Bestimmt, war er gerade irgendwo in seinen Gedanken. Er hatte dunkelbraune Haare und graue Augen, an seiner Wange bemerkte Nick eine Narbe. Seine leichte Jacke war an manchen Stellen zugenäht worden, doch sonst war seine Kleidung in einem guten Zustand. In einem besseren als die von Richard, ganz geschwiegen von Nicks Klamotten.

„Jake?", sprach Richard. Der Mann drehte sich zu ihm und guckte ihn fragend an.
„Ja, mein Freund?"
„Das ist mein Sohn Nick. Er hat den ganzen Monat alleine im Wald gelebt und heute hab ich ihn gefunden. Willst du ihm nicht alles erklären? Ich meine, das ist doch deine Aufgabe als Häuptling!", meinte Nicks Vater. Jake richtete sein Blick auf Nick und antwortete:
„Du hast recht, das ist meine Aufgabe! Und was ist mit deiner, Richard? Ich hab dir doch heute gesagt, du sollst jagen gehen und nicht nach noch mehr Überlebende suchen! Bald haben wir kein Essen mehr für alle und du bringst noch mehr Münde hierher! Für die Suche habe ich doch gestern eine Patrouille geschickt! "
„Es tut mir leid, Jake. Es ist meine Schuld, aber ich wusste, dass es noch einen Überlebenden gibt und ich konnte nicht anders.", murmelte Richard.
„Na ja, verschwinde jetzt endlich von meinen Augen! Geh jagen und kehre nicht ohne Beute zurück!", darauf nickte Richard und ging raus. Nick wurde unsicher. Er hatte ein bisschen Angst, mit Jake alleine zu bleiben. War dieser Mann immer so streng oder wurde er so erst nach dem Angriff der Feroxen?

„Du bist also Nick?"
„Ja, so ist es"
„Wie alt?"
„Werde bald 15, Sir"
„Hör zu, ich erkläre dir jetzt alles, was du wissen musst. Also als Erstes, du darfst auf gar kein Fall nach dem Sonnenuntergang das Lager verlassen, dies darf keiner von uns, sonst ist nicht einmal eine Strafe nötig, viele, die die Regel nicht befolgt haben, sind schon umgebracht worden von den Feroxen. Als Nächstes, hier hat jeder seine eigene Aufgabe, es gibt zum Beispiel: Wachen, Bauer, Sammler, Kocher, Erfinder, Helfer, Jäger, Näher, Ärzte. Kocher und Näher sind meistens Frauen, alles andere übernehmen größtenteils Männer. Außer Sammler. Solche Arbeiter suchen in der Nähe der Lichtung Beeren, Pilze oder Früchte und sammeln sie. Diese Aufgabe übernehmen kleine, unnützige Geschöpfe, die sich Kinder nennen, solche wie du! Also wird das ab morgen deine Aufgabe sein! Deine Schwester wird dir alles andere über deinen neuen Job erklären, da sie selber eine Pilzsammlerin ist. Klar?", Nick biss sich auf die Wange und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, er sprach:
„Aber... aber, Sir, ich kann auch schon jagen! Und vielleicht kann ich auch als Bauer hilfreich sein. Ich habe ja schon einen Monat im Wald alleine gelebt!"
„Aber jetzt lebst du nicht mehr alleine und wenn du hier bleiben willst, musst du allgemeine Regeln befolgen! Und die erste Regel lautet: widerspreche mir nie! Verstanden? Hier arbeiten alle. Alle machen das, was sie können, damit unser Leben wieder ruhig und friedlich wird. Damit es keine Gefahr mehr für uns gibt. Damit alle Feroxen endlich von dieser Welt verschwinden. Und wir werden unser Ziel erreichen, Junge! Wir werden uns an das neue Leben anpassen und wir werden allen Feroxen das Unvermeidliche schenken, glaube mir. Wenn du aber unbedingt aufsteigen willst, musst du mehr tun als reden. Wenn ich sehe, dass du dich anstrengst, wirst du vielleicht zum Helfer und dann womöglich noch zum Jäger. Aber ich bezweifle es sehr, dass du es schaffst. Noch Fragen?"
Nick hatte sehr viele davon. Doch trotzdem schüttelte er beängstigt den Kopf.
„Dann kannst du jetzt gehen! Und enttäusche mich nicht!".
Nick eilte schnell nach draußen. Tja, der Häuptling war schon mal sehr unsympathisch. Warum war es so schwer, ihn zum Jäger zu machen? War er denn so schwach, dass er nur mit den ganz Kleinen Früchte sammeln konnte? Außerdem gab es noch ein Problem: wie sollte er sich mit Jake über Wild unterhalten, wenn der Häuptling der Überlebenden so entschlossen war, alle Feroxen umzubringen?
„Nick! Nick!", als Nick diese Stimme hörte, vergaß er alle seine Sorgen. Seine 11-jährige Schwester Nelli rannte lachend auf ihn zu. Nick lächelte. Das zweite Mal seit einem Monat.

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