27 Kapitel

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Nikolaj

Ich beobachte von weitem, wie unsere Männer in das Anwesen reinstürmen. Es wundert mich, dass der Sohn des Präsidenten so wenige Männer hat, die ihn bewachen. Ich hole mir eine Waffe aus dem Van und  ziehe mir eine schussfeste Weste an, bevor ich das Anwesen ebenfalls betrete. Dank wichtiger Geschäftspartner in Italien haben wir genug Männer, um die ganze Mafia der Ivanov's zu stürzen. Natürlich haben die Italiener dafür etwas verlangt, jedoch ist es mir wert dafür meine Schwester wiederzuhaben.

So leise es geht, laufe ich durch die Flure mit einer geladenen Waffe in der Hand. Ich höre Schüsse und sehe dann Kiyan der auf dem Boden liegt. Weitere unserer Männer liegen tot im Raum. „Verdammt" fluche ich und knie mich zu ihm. Er hat eine Schusswunde im Bauch, aus der Blut fließt. Ich drücke meine Hände auf die Wunde, doch kann nicht verhindern, dass weiteres Blut aus der Wunde drint. „Töte ihn" sagt Kiyan mit aller Kraft und blickt dann hinter mich.

Eilig stehe ich auf und drehe mich um. Alexej steht hinter mir, mit einem breiten Grinsen in seinem widerlich arrogantem Gesicht. Schnell richte ich meine Waffe auf ihn, doch auch er hat eine Waffe auf mich gerichtet. „Wo sind Tatjana und Sofiya?" brülle ich ihn an und sehe wie sein Grinsen noch breiter wird. Keiner meiner  Männer ist in Sicht außer die Toten, die am Boden liegen und die sind mir sicher keine große Hilfe. Ich bin auf mich alleine gestellt. Sein dunkles Lachen erfüllt den Raum und ich muss mich zusammenreißen, nicht den Abzug zu drücken. „Such Sie doch! Sobald du dich umdrehst, schieß' ich dir eine Kugel in den Kopf" droht er und richtet die Waffe auf meinen Kopf.

Doch dann sehe ich einen Schatten hinter Alexej und als ich genauer hinblicke, erkenne ich, dass es einer meiner Männer ist. Er hat eine Waffe in der Hand.
Ein lauter Schuss ertönt und ich sehe wie Alexej zu Boden geht.

Sofiya

Nachdem die Männer Tatjana und mich alleine gelassen haben ertönten viele Schüsse, doch irgendwann wurde es völlig still. „Was geht da nur vor?" fragt Tatjana, die mich verwirrt anschaut. Da die Tür zugeschlossen ist, haben wir keine Chance aus dem Raum zu entkommen. Selbst wenn, würden wir nicht weit kommen. Plötzlich ertönt ein lauter Schuss, der uns zusammenzucken lässt. Da ich nicht reden kann, sehe ich Tatjana nur mit großen Augen an und greife ihre Hand, welche ich fest drücke. Ein lautes Klopfen ertönt an der Tür, welches uns zusammenfahren lässt. Jemand rüttelt von Außen an  der Tür und versucht diese zu öffnen. Nach einiger Zeit öffnet sich die Tür und ein großer Mann betritt den Raum. Nikolaj.

Ich erkenne, wie seine Augen sich mit Tränen füllen als er auf Tatjana zugeht und diese in eine feste Umarmung zieht. „Was machst du hier? Wo ist Kiyan" fragt Tatjana ihn während Tränen ihr die Wangen herunterfließen. Nikolaj wischt ihr diese von den Wangen „Ich hole euch hier raus" antwortet er während er Tatjana hoch hilft und sie stützend aus dem Raum führt. Ein Mann betritt den Raum und hilft mir ebenfalls. Wir folgen Nikolaj aus der Zelle in den Flur, in dem überall Leichen liegen und dann die Treppe hoch.

Es ist unglaublich verwirrend, jetzt auf einmal gerettet zu werden. Nach all dem Schmerz endlich von hier zu entkommen ist so schön, dass es fast unglaubwürdig ist. Tränen laufen mir die Wangen runter, während wir durch das Wohnzimmer gehen,  in dem überall Leichen liegen. Vor einer bleiben wir stehen und als ich das Gesicht des Mannes genauer betrachte, wird mir bewusst, dass es Kiyan ist. „Oh mein Gott" sagt Tatjana, während sie auf die Knie fällt. „Wir müssen jetzt gehen" zischt Nikolaj und zieht Tatjana an ihrem Arm wieder hoch. So schnell es geht, werden Tatjana und ich aus dem Anwesen geführt in einen schwarzen Van hinein.

Auch Nikolaj steigt ein und setzt sich neben uns. „Ich werde euch jetzt ins Krankenhaus bringen, danach werden wir erstmal das Land verlassen. Wenn der Präsident herausfindet, dass sein ältester Sohn dank mir tot ist, wird er uns suchen. Deshalb muss ich euch erst in Sicherheit bringen bevor ich mich um ihn kümmere" erklärt er und guckt dann zu mir. „Wir zwei haben dank Kiyans Tot viel zu besprechen, sobald du wieder gesund bist" sagt er und guckt auf meinen Bauch.

Mir ist klar, worüber er mit mir reden will. Jetzt, da der Vater meines Kindes tot ist, hat mein Leben keinen Wert mehr. Der einzige, für den das Kind eine Rolle gespielt hat, war Kiyan oder sein Vater, doch jetzt hat die Familie ein neues Oberhaupt. Vielleicht sieht Nikolaj das Kind ja sogar als Bedrohung an? Ich weiß, dass Nikolaj Kiyan immer verachtet hat und schließlich geht es hier um seinen Sohn.
Da ich jetzt eh nicht mit ihm diskutieren kann, lege ich die Hand beschützend auf meinen Bauch und lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe. Nichts was jetzt kommt kann so schlimm sein wie das, was Tatjana und ich bei Alexej Monate lang durchgemacht haben.

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