l o l aMICHIGANS SEPTEMBER WAR überraschend mild, wenn man bedachte, dass spätestens im Januar zwanzig Zentimeter Schnee liegen würden. Bevor ich mit siebzehn meine Sachen gepackt und nach Ann Arbor gezogen war, hatte ich nur eine Handvoll Male Schnee gesehen. In Arizona war die Luft das ganze Jahr über warm und trocken. Selbst im Dezember kam man damit durch, in dünnen Shirts und kurzen Hosen das Haus zu verlassen. Nur sehr selten fielen die Temperaturen unter zehn Grad ab.
Ich vermisste den ständigen Sonnenschein. Die vertraute, sandige Wüstengegend. Den wenigen Regen. Michigan war das Gegenteil von all dem – kalt, feucht und nach drei Jahren an den meisten Tagen noch immer ziemlich fremd. Und trotzdem war ich lieber hier als in dem Staat, den ich die Mehrheit meines Lebens meine Heimat genannt hatte.
Heute erlaubte das Wetter kurze Jeansshorts und ein geripptes Top mit breiten Trägern. Jedenfalls redete ich mir das ein, als Kennedy und ich uns mit unserer Ausbeute aus Donnie's auf der Grünfläche zwischen Mason's Hall und dem Physikfachbereich niederließen. Andere Studenten schienen die letzten Tage, an denen man sich noch nicht in tiefen Winterjacken vergraben musste, auf die gleiche Weise ausnutzen zu wollen. Einige Lerngruppen hatten sich auf dem Rasen gebildet, woanders wurde ein Football gepasst. Ich zog mir meine Michigan-Kappe tiefer ins Gesicht und betete, dass der Quarterback unserer Universität keine Vorliebe für das vermutlich letzte Vitamin-D des Jahres hatte.
Kennedy beäugte meine Outfitwahl skeptisch, als sie ihre Salatbox aus der Papiertüte zog, die wir gerade erst abgeholt hatten. Reine Blasphemie nur Grünzeug zu bestellen, wenn Donnie's die besten Burger der ganzen Stadt hatte. „Du wirst noch erfrieren, wenn du weiter so tust, als würden wir uns nur einen Katzensprung von der südlichen Hemisphäre befinden."
Ich zuckte mit der Schulter, während ich nach meiner eigenen Tüte griff. Im Gegensatz zu Kennedy hatte ich nicht die nährreiche, gesunde Option gewählt. Der Boden der Packung war bereits mit Fett vollgesogen, als ich meinen Burger herauszog. Eine Brise fegte durch die Baumkronen und hinterließ eine Gänsehaut auf meinen nackten Schultern, die ich geflissentlich ignorierte. „Ich brauche jeden Zentimeter Sonnenschein auf meiner Haut, bevor der Herbst beginnt. Sonst überstehe ich diesen kalten, grauen Winter nicht."
„Vielleicht ist es dein letzter", kommentierte sie und kippte das Dressing über das trockene Grünzeug. Ich war ernährungstechnisch keine Vollkatastrophe (siehe den frischgepressten, grünen Saft, den ich jeden Morgen in einer Saftbar am Campus bestellte), aber Kennedy war in einer ganz anderen Liga. Anfangs hatte ich bezweifelt, dass sie es genoss, nur organisches Zeug zu essen, aber mittlerweile hatte sie mein Weltbild derart zerrüttet, dass ich es mir nicht anders erklären konnte. Der Vorteil: Ich musste mir nie Sorgen darüber machen, dass sie meine Mitternachtssnacks wegfutterte. Der Nachteil: ich holte mir jedes Mal eine Standpauke über industriellen Zucker ein, wenn ich meine Cinnamon Toast Crunch in der Küche herumstehen ließ. Ein guter Grund, sie in meinem Zimmer zu verstauen. „Du könntest aus Michigan raus. Irgendwohin weiter in den Süden. Vielleicht Kalifornien. Dann wärst du auch am Meer."
Mein Abschluss, der im nächsten Sommer anstehen würde, kam zusammen mit dieser Frage, wohin es mich als nächstes verschlagen würde, auf die ich bisher keine Antwort gehabt hatte. Als ich mich für Colleges beworben hatte, hatte ich nicht groß darüber nachgedacht, wo ich sein wollte. Ich hatte nur gewusst, wo ich nicht sein wollte. Man hätte meinen können, in den letzten drei Jahren hätte sich daran etwas geändert. Aber nein, wenn ich eine Karte mit allen Staaten der USA anschaute, wusste ich nur, dass Arizona sofort ausscheiden würde.
„Vielleicht sollte ich nach meinem Abschluss einen Roadtrip machen", merkte ich an. „Um zu sehen, wo es mir am besten gefällt."
Kennedy lächelte als sie die Idee hörte. „Du würdest dich wahrscheinlich trotzdem nicht entscheiden können. Alles, was du von diesem Roadtrip hättest, wären wahrscheinlich eine Menge Kühlschrankmagneten und einige Nächte in schlechten Motels."
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all night long | ongoing
Romance❝Was hat sich verändert?❞, hakte ich nach, denn ich wusste, dass ich die ganze Nacht wachliegen und darüber rätseln würde, was es dieses Mal war, das Lola dazu gebracht hatte, sich von mir abzuwenden. Sich davon zu überzeugen, dass sie mich nicht wo...