0 7 | s c h m e t t e r l i n g s e f f e k t

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b l a k e

ALS SIE HÖRTE, wie die Tür sich öffnete, hob sie den Kopf von der Bettdecke, um mich ansehen zu können. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Klopfst du nicht?"

Ich hob eine Augenbraue, als sie keine Anstalten machte, aufzustehen. „An meine eigene Tür?"

Ihr Blick sagte mir alles. Lola war auf keinen Fall mehr nüchtern. Als ihre Augen über mein Gesicht wanderten, zogen ihre Augenbrauen sich zusammen. „Du hast meine Kappe gestohlen."

„Du hast mein Bett gestohlen", gab ich trocken zurück, als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog. Ich trat mir die Schuhe von den Füßen und ließ mich gegen meinen Schreibtisch sinken. Lola, deren Knie über meine Bettkante hingen, beinahe, als hätte sie sich erst auf das Bettende gesetzt und sich dann doch auf den Rücken sinken lassen, sah in meinem Schlafzimmer ungewohnt aus. Definitiv nicht das erste Mädchen, das dort lag, aber das einzige, das ihre Kleidung noch nicht verloren hatte, sobald wir über die Türschwelle getreten waren.

Schade eigentlich.

„Ich habe es nicht gestohlen", erwiderte sie und ließ den Hinterkopf wieder auf die Matratze sinken. „Es steht noch genau dort, wo es hingehört."

„Deine Mütze ist auch dort, wo sie hingehört", meinte ich und drehte die Kappe auf meinem Kopf um, sodass der Schirm wieder in meinem Nacken lag. „Auf einem Kopf."

„Sie gehört auf meinen Kopf", erinnerte sie sich. „Ich glaube nicht, dass wir uns einen Kopf teilen."

Mein Mundwinkel hob sich zu einem Lächeln an. „Vermutlich nicht. Sonst wüsste ich schon, warum du auf meinem Bett liegst."

„Kannst du es dir nicht denken?", fragte Lola, klang jedoch nicht unbedingt, als würde sie mich jeden Moment verführen wollen.

Ich sah sie skeptisch an. „Glaub mir, wenn ich nachts für gewöhnlich Mädchen in meinem Bett vorfinde, dann hat das nur einen Grund. Und wenn es das ist – dann solltest du vielleicht anfangen, Kleidungsstücke zu verlieren, als nach mehr zu verlangen."

Lolas Gesicht verzog sich. „Ganz sicher nicht dieser Grund." Sie drehte den Kopf in meine Richtung und seufzte. „Ich verstecke mich hier oben."

Ihre Worte weckten meine Neugier. „Du versteckst dich? Vor wem?"

Sie starrte an meine kahle Decke, die Hände auf dem Bauch verschränkt. Und verdammt, so wie sie da auf meinem Bett lag, wünschte ich mir wirklich, sie wäre nicht hier, weil sie sich versteckte. Nicht, wenn der Ausschnitt ihres Tops nach unten gerutscht war und ein ganz fabelhaftes Dekolleté entblößte, über das meine Fingerspitzen wandern wollten. Ich wandte den Blick ab, bevor meine Hose zu eng wurde.

„Vor einem Typen", erwiderte sie schließlich etwas widerwillig. Sie klang nicht besonders begeistert, diese Information mit mir zu teilen.

Ich setzte mich etwas auf. „Hat dir jemand Ärger gemacht?"

Himmel, Lola war ein bildhübsches Mädchen, das überall Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen schien. Es würde mich nicht wundern, wenn es sich auch einmal um die unschöne Form der Aufmerksamkeit handelte.

Sie schüttelte den Kopf. Das unangenehme Gefühl in meiner Brust klang etwas ab.

„Du wirst mich ganz sicherlich auslachen", sagte sie und warf mir einen finsteren Blick zu. „Nenn' mir einen Grund, warum ich dir sagen sollte, warum ich mich verstecke."

Ich lachte leise. „Du liegst in meinem Bett. Grund genug?"

Sie zögerte, dann seufzte sie. „Dieser Typ hat mich angesprochen, mir einen Drink angeboten und, naja, er sah nicht besonders schlecht aus. Vielleicht ein bisschen schnöselig mit aalglatten Haaren und Bootsschuhen–"

all night long | ongoingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt