b l a k e
IN DER THEORIE klang eine Qualifizierung zu den Playoffs, als wäre sie mit viel Ruhm und Ehre verbunden. In der Wirklichkeit bedeutete sie allerdings, dass wir noch öfter als sonst von Coach Hart den Arsch versohlt bekamen.
„Du wirst langsam", meinte ich an Vince gewandt, der neben mir zum Stehen kam, von den Sprints, die er schon den ganzen Mittag rennen musste, bereits aus der Puste. Es war nur selten, dass Vincent Archer schwer atmete. Ich war voller Überzeugung, dass er einen Halbmarathon ohne zusätzliche Vorbereitung hätte rennen können und am selben Tag noch auf einer Verbindungsparty auftauchen würde, als wäre nichts gewesen. Seine explosive Geschwindigkeit, gemischt mit seiner unübertreffbaren Balance waren vermutlich auch der Grund, warum er trotz seiner hochgewachsenen Gestalt einer der Starting Runningbacks war. „Wahrscheinlich liegt es an den vielen Keksen."
Er warf mir einen entrüsteten Blick zu. „Das hast du nicht gesagt."
Ich hob eine Schulter. „Solange Lissie dich anziehend findet–"
Ein spielerischer Schlag, der wohl etwas fester war, als er beabsichtigte, traf mich in die Seite, bevor er sich in die entgegengesetzte Richtung verzog, vermutlich um eine Flasche Wasser ausfindig zu machen. „Du hältst besser die Klappe, Harrison. Konzentrier dich lieber auf deine Rundenzeiten."
Meine Beine fühlten sich schwer an, meine Lunge schmerzte mit jedem Atemzug und ich war mir ziemlich sicher, dass ich mir bei meinem letzten Wurf etwas in meiner Schulter überdehnt hatte. Beklagen würde ich mich allerdings nicht, denn der Schmerz lenkte mich wenigstens davon ab, dass jede Zelle meines Körpers nach meinem Handy greifen und Lola kontaktieren wollte.
Zach kam neben mir ins Stehen. Seine schlechte Laune rührte von etwas anderem her. Zumindest ließ mich der finstere Blick, den er in Williams Richtung sandte, darauf tippen.
Ich hatte keine Ahnung, was sein Problem war. Hendrix Suspendierung und die Gerüchte um Kennedy und ihn waren zu einem ungünstigen Zeitpunkt aufgetaucht, aber ich konnte kaum glauben, dass ausgerechnet Kennedy sich mit einer IQ-Bombe wie Hendrix herumgetrieben hätte. Die beiden hatten so viel Chemie wie eine Nacktschnecke und ein Ochse.
Dass sie mit ihrer Anwesenheit das Team ablenkte, war mir auch bewusst. Ich hatte Augen im Kopf. Und die anderen Jungs wohl auch, denn ihre schienen beinahe durchgehend auf Williams Hinterteil gerichtet zu sein, sobald sie ihnen den Rücken zuwandte. Aber das war wohl kaum ihre Schuld – ein Fakt, den Zach gekonnt zu ignorieren schien.
Gott, dieser Junge hatte so viel Charme wie eine Seekuh, wenn es um Frauen ging. Wie er jemals eine dazu bringen konnte, in sein Bett zu steigen, fragte ich mich noch heute.
„Du musst mir sagen, was dein Problem mit Williams ist", kommentierte ich, während wir beobachteten, wie sie über James gebeugt stand und ihm ein Eispack reichte.
Zach hob eine Augenbraue. „Warum? Weil du immer noch ihre Mitbewohnerin flachlegen willst?"
„Weil du sie behandelst wie eine Aussätzige", entgegnete ich. „Und normalerweise würde ich behaupten, dass all meine Freunde zurechnungsfähig sind. Wenn du mir nicht erklären kannst, was dein Problem mit ihr ist, bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher."
Zach sah sich um. Er zögerte, dann sagte er: „Hendrix hat mit ihr geschlafen, nachdem sie sich ihm immer wieder aufgedrängt hat. Als er ihr gesagt hat, dass es nur eine einmalige Sache war, ist sie zu Coach gegangen und hat ihn beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben, um ihm eins auszuwischen. Coach hatte keine andere Wahl, als ihn zu suspendieren, auch wenn er Kennedy kein Wort geglaubt hat."
Mein Atem stockte. Ein überraschtes Lachen entschlüpfte mir. „Und das glaubst du?"
Sein Blick war scharf. „Was sollte ich sonst glauben, Mann? Seitdem sie hier angefangen hat, kann sich niemand mehr richtig konzentrieren, wenn sie da ist. Früher oder später musste es so kommen. Du weißt, wie diese Art von Frauen sein können."
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all night long | ongoing
Romansa❝Was hat sich verändert?❞, hakte ich nach, denn ich wusste, dass ich die ganze Nacht wachliegen und darüber rätseln würde, was es dieses Mal war, das Lola dazu gebracht hatte, sich von mir abzuwenden. Sich davon zu überzeugen, dass sie mich nicht wo...