3 4 | c l u b s

1.1K 151 0
                                    

l o l a

ICH HÄTTE AUF Kennedys Rat hören sollen. Nicht nur, als sie skeptisch gegenüber meiner Beziehung zu Blake Harrison gewesen war, sondern auch, als sie mir eine Standpauke über meine versäumte Grippeschutzimpfung gehalten hatte.

Ich verbrachte die Woche nach Thanksgiving in meinem Bett, vergraben in meine Bettdecke, einem Fieberthermometer auf meinem Nachttisch und einem Haufen an Taschentüchern, der jeden Tag zu wachsen schien. Kennedy zwang mir jeden Tag mindestens eine Portion frischgekochter Nudelsuppe den Hals hinunter, gekrönt durch frischgepressten Saft, heißer Zitrone und Ingwershots, die mir trotz meiner geschwächten Geschmacksknospen meine Mundhöhle wegbrannten.

Eine positive Sache hatte mein Leid jedoch – Kennedy vermutete nicht, dass meine geröteten Augen nicht nur von dem Schnupfen stammten, den ich absaß. Dass sich ein paar Tränen daruntermischten, die rein gar nichts mit meinen Halsschmerzen und der laufenden Nase zu tun hatten und viel mehr mit meinem angeknacksten Herzen, das länger zum Heilen brauchte, als meine Grippe es tat.

Obwohl ich beobachtete, wie Kennedy beinahe obsessiv ihre Hände desinfizierte, zwang sie mich nicht in Quarantäne. Wenn ich ehrlich war, wusste ich gar nicht, worüber sie sich Gedanken machte. Kennedy war wohl der robusteste Mensch, den ich kannte. Dieses eine Mal, als sie nach einem Sportunfall mit einem Humpeln zur Arbeit gegangen war, war ich mir ziemlich sicher gewesen, dass ihr Knöchel mindestens verstaucht gewesen war, auch wenn sie davon nichts hören wollte.

Statt mich wie eine Aussätzige zu behandeln, versuchte sie mich innerhalb kürzester Zeit aufzupäppeln, damit ich meine anstehenden Prüfungen nicht komplett verhaute. Obwohl ich mich vielmehr nach Schokolade und ungesundem Fastfood sehnte, schienen ihre Vitaminbomben allerdings Wirkung zu zeigen. Nach zwei Tagen war ich fit genug, um meine Bücher wieder aufzuschlagen (auch wenn ich nach einer halben Stunde im Sitzen eingeschlafen war) und am Freitag schleppte ich mich sogar in meine Vorlesung.

Erst als ich am Montagabend nach Freigang bettelte, gab Kennedy sich geschlagen und begleitete mich zu Donnie's, wo ich mir einen fettigen Burger bestellte, der mir hoffentlich genug Energie gab, um heute Abend noch ein, zwei Stunden zu büffeln, wenn wir nach Hause kamen.

Kennedy bestellte sich wie gewohnt ihren Salat (noch immer ein Sakrileg) und wir ließen uns in einer der Sitznischen nieder. Sie beobachtete skeptisch, wie ich mich über meinen Burger hermachte, als hätte ich mich seit Wochen von geschmackslosem Porridge und rohem Sellerie ernährt (was in meinen Augen gar nicht so weit von Kennedys Ernährungsplan entfernt war).

„Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht", kommentierte sie, während ich mir eine Pommes in den Mund schob. Ihr Blick wurde neugierig. „Und dass Loverboy nicht das gesamte Team angesteckt hat."

Ein Krümel blieb mir im Hals stecken und verursachte, dass die Reste meines Hustens wieder auflebten. Ich rettete mich mit einem Schluck Wasser, während Kennedys eindringlicher Blick auf mir lag. Oh, sie wusste es, wollte es aber von mir hören.

„Wir haben uns eine Weile nicht mehr gesehen", kommentierte ich so nonchalant, wie es mir nur möglich war. Ich war darum bemüht, es so aussehen zu lassen, als hätte die Sache sich einfach verlaufen, anstelle der einschneidenden Erinnerung an den Abend in Blakes Zimmer, die seither meine Gedanken durchgeisterte. „Ich bin nur froh, dass er sich nichts eingefangen hat."

Nicht bei mir und wohl auch bei niemand anderem. Vielleicht hatte er innerhalb der letzten Woche aber auch nur mit Mädchen geschlafen, die darauf bedacht gewesen waren, ihre Impfung aufzufrischen und keine Keimschleudern waren.

Ich wusste, dass ich es ihm nicht verübeln durfte, wenn es wirklich so gewesen war. Mein Verstand hatte sich innerhalb der letzten Woche etwa eine Millionen Szenarien ausgemalt, in denen Blake auf einer Party eine hübsche Blondine anlächelte, mit seinem blöden Lächeln, das die Sonne aufgehen ließ, während ich vollgerotzt in meinem Bett lag und hoffte, dass die Wirkung meiner Kopfschmerztablette endlich reinkickte. Dann hatte ich mich selbst ermahnt, weil meine ausgedachten Visionen von Blake mit anderen Frauen viel zu stereotypisch und klischeehaft waren. Stattdessen traf er wahrscheinlich in einem Coffee Shop auf eine kurvige Barista mit Wurzeln in Mexico, die ihm auf spanisch verlockende Dinge vorschlug, die er einfach nicht ablehnen konnte. Die Frau danach war vermutlich angehende Astrophysikerin, der er versprach, ihr die Sterne vom Himmel zu holen – zumindest in seinem Bett. Eine Medizinstudentin, die Ambitionen hatte, die mindestens so groß waren wie seine eigenen – nur auf eine andere Art und Weise, die mehr mit Krankenhausbetten und geretteten Leben zu tun hatte als mit Footbällen und Superbowl-Ringen.

all night long | ongoingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt