Kapitel 2

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Maja hasste Autobahn fahren. Zu Hause in Berlin fuhr sie eigentlich nur mit den Öffentlichen oder mit dem Rad, da kam man besser voran, als wenn man sich mit dem Auto durch die überfüllten Straßen quälte. Aber bis nach Bremen hätte ein Zugticket so spontan ein halbes Vermögen gekostet, also hatte Maja sich für das Auto entschieden. Für die Stadt war der kleiner VW up perfekt, auf der Autobahn bekam man aber wirklich Angst, wenn LKWs nah auffuhren oder Raser hinter einem drängelten.

So war Maja nach halber Strecke schweißgebadet und entschied sich, am nächsten Rastplatz kurz rauszufahren und durchzuschnaufen. Ein Kaffee würde vielleicht auch nicht schaden.

Sie setzte ihren Blinker, fuhr auf die Ausfahrt und verlangsamte die Fahrt. An der Tankstelle fuhr sie langsam vorbei und orientierte sich in Richtung der Parkplätze.

WUMMS

Maja wurde nach links geschleudert, ihre Tasche schoss durchs Auto, reflexartig drückte sie auf die Bremse und kam zum Stehen. Verwirrt schaute sie sich um.

Was war denn jetzt passiert? Maja schaute nach rechts und sah einen Mottoradfahrer, der meckernd an der Tür stand.

Sie bewegte vorsichtig Beine und Arme, nichts tat weh, also löste sie den Sicherheitsgurt und öffnete zitternd die Fahrertür.

„Sind Sie blind?" motzte der Mann Maja an. Bevor sie antworten konnte hörte man eine Stimme von hinten.

„Ey, Dicker, ick gloob du bist blind! Auch wenn sie ein kleines Auto fährt, hier ist rechts vor links. Du bist ihr voll in die Seite reingeballert. Julian, ruf ma die Polizei an."

Wie in Zeitlupe drehte Maja sich um. Das konnte doch jetzt nicht... doch, Felix stand hinter ihr.

Der Mercedes stand mit offenen Türen ein Stück hinter ihrem up, Julian lief ums Auto herum und telefonierte. „Allet jut?! Hast du dir wehgetan?" Felix kam auf Maja zu und musterte sie kritisch.

Sie nickte und schaute an sich herunter. Wenigstens hatte sie ihren Smoothie schon geleert und war so nicht eingekleckert als der leeren Behälter durchs Auto geflogen war.

Sie trug eine dunkle Jeans und ein weißes Tshirt, alles war noch ordentlich.

„Von wegen rechts vor links, die ist einfach gefahren." hörte sie den Motorradfahrer sagen.

„Ich warte hier auch nicht. Ist ja nix passiert soweit."

„Dit lassen wir doch lieber die Polizei entscheiden." 

„Jo, die sind in fünf Minuten da." mischte sich Julian ein und kam auf Maja zu, eine Wasserflasche in der Hand.

„Hier, auf den Schock vielleicht ein Schluck Wasser? Wir haben auch noch Banane und Möhren im Auto..." „Danke, gerne Wasser..." brachte sie hervor.

Na toll. Da fuhr ihr jemand ins Auto, der erste Unfall ihrer Führerscheinkarriere... und dann waren Felix und Julian da und halfen ihr so lieb. Und sie brachte kaum ein Wort raus.

„Ist wirklich alles ok? Du stehst unter Schock, oder?" fragte Julian und führte Maja vorsichtig Richtung Mercedes wo er sie seitlich auf den Fahrersitz bugsierte. Sie atmete tief durch, nahm einen großen Schluck Wasser und schaute rüber zu Felix, der immer noch mit dem Motorradfahrer diskutierte. Einzelne Gesprächsfetzen drangen zu ihr rüber.

„Danke, wirklich!" wandte sie sich an Julian.

„Ohne eure Hilfe... ich hätte gar nicht gewusst, was ich machen soll, so aggressiv wie der Mann ist." „Alles gut, dich trifft keine Schuld. Du warst langsam genug unterwegs und hattest Vorfahrt. Mach dir keine Sorgen. Da kommt auch schon die Polizei."

Das Schicksal hat seine eigenen Pläne (Felix Lobrecht FF) Kurzgeschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt