Kapitel 23 - Maksim

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Iwan hat schon immer ein mieses Timing – aber das jetzt? Er kann darauf wetten, dass ich seine kleine Anastasia beim nächsten Mal so lange ficke, bis sie seinen Schwanz gar nicht mehr spüren kann! Mann!
Sergej ist weg, aber leider hat er mein unbändiges Verlangen, jemandem meine Härte in den Rachen zu schieben, bei mir gelassen. Na sei's drum, wir sind ja nicht ausschließlich zum Vergnügen hier. Leider.
Ich gehe wieder zurück in den Darkroom und beobachte mit Genuss, wie alle so herrlich ängstlich schreien, durcheinander rennen und versuchen, vor Iwan zu fliehen. Wundervoll.
Mein liebster Lieblingsboss lädt seine Waffe nach, Schweiß glänzt auf seiner Stirn. »Danach habe ich was gut bei dir!«
Ach bitte. »Wenn du wüsstest, wobei du mich unterbrochen hast, müsstest du das restliche Jahr meinen Maserati putzen, also ...«
»Übertreib's nicht, Sorokin.« Und schon schießt er weiter um sich wie der Psycho, der er nun mal ist. Nachher kriechen wir blutüberströmt zu seiner Frau ins Bett, und sie darf all unsere Opfer von unserer Haut lecken. Das wird ein Spaß!
Aber zuerst muss ich mich hier um ein anderes, kleines Späßchen kümmern.
»Viel Spaß noch!« Ich winke Iwan zu, dessen Mundwinkel zucken, als er gerade einen alten Bekannten, der uns noch Geld schuldet – oder hat er es letzte Woche bezahlt, wer weiß ... jedenfalls hat er nun ein Loch in seinem Hinterkopf und die roten Blutperlen stehen seinen dunkelblonden Haaren wirklich ausgezeichnet.
Ich verlasse die Darkrooms, biege direkt links ab und marschiere pfeifend die Treppe hinauf. Bei all dem Sergej-Schwester-anderer Clan-Stress habe ich ganz vergessen, mir einen Soundtrack für diesen Auftrag auszusuchen. Verdammt!
Mit jeder Stufe, die ich erklimme, gehe ich innerlich meine Lieblingssongs durch. Knocking on heavens door, Take my breath away, ... da! Wham! Kann nicht nur Weihnachtslieder, sondern auch den richtigen Sound zum Morden liefern – Wake me up before you go-go.
Genau wie George Michael und Andrew Ridgeley in meinem Kopf singen, gibt das hier meinem Herzen den richtigen Bums! Die nächsten Minuten würden meine Seele tatsächlich in den Himmel katapultieren, nur ohne die Liebe. Die ... nein, Honey, ich denke jetzt nicht an dich.
Endlich enden diese Treppen und ich stehe vor der dunklen Holztür, ganz so wie die Kellnerin es vorhin prophezeit hat. Wie willig sie mir verraten hatte, wo das Büro des Besitzers des (W)right Place ist, nachdem meine Finger ihren Kitzler umkreist haben – Frauen.
Was mich jedoch überrascht, ist, dass das Gleiche direkt hier hinter dem Türblatt auf mich wartet. Nicht mein Finger in einer fremden Pussy, sondern drei Frauen, die sich aufspielen, als könnten sie in meiner Liga herumstolzieren!
Sie wollen einen Nachtclub groß aufziehen, einen, der so sündig ist, dass es quasi mein zweites Zuhause sein könnte, und fragen mich nicht? Mich, Maksim Sorokin, der verdammt noch einmal alle Clubs weit und breit kennt und beherrscht?
Wham! haben recht – erst wird deren Gehirn Rock'n'Roll tanzen, bis der Rhythmus ihre Glieder packen wird. Schade um Sergej, irgendwie denke ich, dass ihm das auch gefallen könnte. Vor allem mit meinem Schwanz im Arsch.
Na wenigstens denke ich nicht an sie.
Fuck.
Egal.
Ich klopfe, immerhin bin ich ein netter Mensch und warte ein wenig ab. Na gut, ich warte eigentlich gar nicht und marschiere direkt hinein. »Guten Abend, Ladys und ...« Was für eine Überraschung.
Der Raum ist nicht sonderlich geräumig, daran kann auch die große Fensterfront nichts ändern, welche die Stadt zu unseren Füßen legt. In der Mitte steht ein großer Schreibtisch, ganz aus Glas. Edel. Doch das Schmuckstück des Büros sind die drei Damen, die mir mit großen Augen und gezückten Waffen gegenüberstehen und sich wirklich trauen, auf meinen Kopf zu zielen.
Zuckersüß.
Und sehr heiß.
»Was willst du, Sorokin?« Die ganz linke – schulterlanges braunes Haar, leicht zittrige Waffenhand – findet ihre Sprache wohl als erste wieder. Laut der Kellnerin muss das Marie sein. Ein schöner Name, den ich ihr gern bei Gelegenheit mal ins Ohr flüstern würde.
Ich lächle sie breit an. »Reden, Malyschka.«
Die mittlere seufzt doch wirklich bei meinem kurzen und vor allem sehr gelogenen Satz auf, senkt ihre Waffe und fährt sich stattdessen mit der freien Hand durch die roten Haare. »Maksim Sorokin.« Mein Name ist nicht mehr als ein Hauchen, wobei ihrer deutlich in meinem Kopf erscheint – Steffi.
»Malyschka«, setze ich erneut an und ihr Mund öffnet sich einen Spalt, »du darfst den Namen auch gern mal schreien, wenn du willst.« Wahlrechte gibt's bei mir nicht wirklich, aber sie würde meinen Namen auch sicher nicht vor purer Lust schreien, sondern eher, weil ihr Blut an meinen Händen klebt – muss man nur nicht erwähnen. Was Frau nicht weiß, macht Frau dennoch heiß.
»Oh, ich ...« Ihre Stimme bricht, doch ihr Blick, der auf meinen Mund gerichtet ist, spricht für sich. Aber hey, ich habe auch Lust, die eine oder andere Stelle mit meinen Lippen an ihr zu erkunden.
»Hau ab!« Damit war das dann wohl Danielle, die dritte im Bunde. »Sonst ... sonst ...« Da hat es ihr wohl die Sprache verschlagen. Ihr Blick gleitet an mir hinab und es gibt mehrere Faktoren, warum mein Schwanz derart hart gegen meine Hose drückt.
Der größte Hit ist wahrscheinlich Sergej, dessen Finger ich noch immer an mir spüren kann und gerade, weil er aus einem anderen Clan kommt, muss ich ihn auf kurz oder lang wohl flachlegen. Dann natürlich die drei Frauen mit ihren Waffen, gemeinsam mit dem Duft des Todes, den Iwan da unten versprüht und der mir noch immer in der Nase sitzt.
Aber egal, Danielle ist der letzte Funken, den ich gebraucht habe, um die lodernde Flamme in mir zu entfachen, und wie George Michael und Andrew Ridgeley so schön singen – seitdem habe ich eine andere Pulsfrequenz.
Mal sehen wie schreckhaft sie sind.
Ohne lange zu überlegen, gehe ich einen Schritt nach vorne, und wie erwartet, reagiert Danielle sofort. »Bleib stehen, oder ...«
Immer diese unvollendeten Drohungen! »Oder?«
»Oder wir setzen uns und reden!« Steffi, so langsam find ich dich zu süß zum Sterben. Schade drum.
Aber die Sache mit dem Reden war noch nie mein Ding, also stürme ich los. Ich umfasse Steffis Hand, entreiße ihr die Waffe, die sie doch tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde fester umfasst. Bringt nur nichts.
»Nein!« Danielle schreit auf und ich ducke mich weg, damit ihr zu erwartender Schuss nicht mein hübsches Gesicht zerschießt. Ein Knall.
Ein Schrei.
Jemand lacht.
»Fuck, Danielle!« Marie brüllt, lässt ihre Pistole fallen und drückt beide Hände auf ihre Wade. Da hat die Gute wohl ordentlich danebengeschossen.
»Oh, Gott.« Jetzt bemerke ich auch, wer da lacht - Steffi. Sie weicht einen Schritt zurück, drückt beide Hände gegen ihren Mund, kann jedoch das Lachen nicht unterdrücken. »Danielle hat auf dich geschossen!« Jede Silbe ist unterbrochen von einem tiefen Atemzug, sonst würde sie wohl vor Lachen ersticken. Interessant.
Aber das ist keine große Sache, bloß ein Streifschuss, habe ich jede Woche ein paar Mal. Was jedoch eine große Sache ist, ist Maries Pistole direkt vor mir auf dem Boden. Ich hebe ihre Waffe auf und tada, direkt zwei entwaffnet. Wobei das wirklich keine große Kunst darstellt.
»Und jetzt?« Ich stecke beide Pistolen in meinen hinteren Hosenbund, sehe zu Danielle, die offensichtlich nicht so leicht aufgibt. »Vielleicht sollte ich dir zeigen, wie man sein Ziel nicht verfehlen kann.« Ich zwinkere ihr zu, denn ehrlicherweise bin ich mir unsicher, ob ich nicht viel lieber hätte, dass sie alle drei vor mir knien, so wie ... oh, reizend.
Steffi kniet bereits neben Marie, drückt etwas auf ihre Wunde und hört weiterhin nicht auf zu lachen. Dennoch denken sie wohl gerade eher weniger an einen Blowjob, was mich nicht unbedingt stört.
»Was willst du, Sorokin?« Danielles Waffe zittert nicht ein bisschen. Respekt.
»Ich will einen Arzt!«
Marie, du brauchst gerade mehr als das, wenn ich vor dir stehe. Aber hey, Pflaster drauf, Paracetamol und ... du könntest sie verarzten, Honey. Du heilst, rettest Leben, während ich es immer und immer wieder nehme. Du bist meine Dame, und ich bin dein ergebener Narr. Das Lied war eine scheiß Idee! George Michael und Andrew Ridgeley können mich mal! Mich hat auch niemand geweckt, bevor sie ging, also ... also ...
»War der letzte Trip zu krass oder hat es dir die Sprache verschlagen?« Diese Danielle nervt mich langsam. Und mich nervt man nicht! Niemand!
Ich ziehe meine Glock, ziele und schieße.
Danielle lässt fluchend ihre Waffe fallen, in der nun ein neues Update verbaut ist – ein Loch à la Sorokin. Und das wird auch bald in ihren Köpfen sein!
»Ich bin ein Gentleman.« Ich nicke knapp, verbeuge mich leicht, als würden mir nicht drei Augenpaare völlig fassungslos entgegenblicken und ihren Tod erwarten. »Daher gebe ich euch zehn Sekunden Vorsprung, bis ich diesen Laden in Schutt und Asche lege.« Mein Grinsen wird mit jedem Wort breiter. Gentleman? Ich genieße einfach nur eine gute Jagd.
»Was?« Steffis Lachen verebbt. »Aber ...«
»Das kannst du nicht tun!« Danielle schüttelt immer und immer wieder den Kopf. »Das kannst du nicht tun, du ... du ...«
Wenn sie wüsste, was ich alles kann. Ich zucke nur mit der Schulter. »Iwan kümmert sich schon um die ...« Ja, wie soll ich es nennen? »Evakuierung.«
»Du Arschloch!« Marie stützt sich auf Steffi ab und kämpft sich hoch. »Irgendwann sehen wir uns wieder und dann ...«
»Ficken wir endlich?« Ich grinse sie an, doch nur Steffi erwidert mein Lächeln. Zusammen humpeln sie Richtung Tür, verlassen das Büro. Gut, noch acht Sekunden.
»Warum?« Danielle folgt ihnen nicht, sieht mich lediglich mit einem Blick an, den ich ihr fast nicht zugetraut hätte. »Sag mir, warum?«
Das ist eine sehr gute Frage. »Die zehn Sekunden laufen schon, weißt du? Wir sind bereits bei ...« Ich hebe die Hand und zähle kurz durch. »... fünf. Und für das Arschloch möchte ich euch gern zwei Sekunden abziehen, das war nämlich gar nicht nett.« Ich gehe einen Schritt auf sie zu. »Daher ... renn, Malyschka.«
Ihr Blick weitet sich, als würde sie ebenfalls fix nachzählen und realisieren, was hier passiert. Sie rennt zur Tür, bleibt jedoch im Rahmen stehen. Die Frau hat Eier.
Ihre zwei Partnerinnen sind bereits nicht mehr zu hören, entweder, weil sie so weit weg sind, oder weil die Schreie von Iwans Opfern alles verschlucken.
»Warum?«, wiederholt sie diese alberne Frage.
Weil dich niemals jemand weckt, bevor sie geht.
»Weil man immer aufhören sollte, wenn es am schönsten ist.«

geschrieben von Anny Thorn für die Kurzgeschichte (W)Right Place

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