2. Noah Newman

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POV NOAH

Eine verheerenden Augenblick sah ich ihrer Gestalt nach. Meine Augen glitten über ihre langen Beine, die in einer engen, schwarzen Leggins steckten. An den Füßen trug sie dicke, flauschig aussehende, blaue Socken, die eigentlich überhaupt nicht zum Rest ihrer Kleidung passten und irgendwie auch etwas lustig aussahen.

Schlussendlich verschwand sie in dem schmalen dunklen Gang.

Schmunzelnd zuckten meine Mundwinkel nach oben.

Das war also Ruby.

Ich schlenderte zur Couch, auf der Avery mittlerweile auf dem Schoß von irgendeinem Typen saß, den ich noch nie zuvor in ihrer Nähe gesehen hatte. Er grub seine Finger in ihre Hüfte und lugte über ihre Schulter, indessen sich meine Zwillingsschwester mit irgendwelchen anderen Typen, die auf dem gegenüberliegenden Fußboden saßen, unterhielt.

Vielleicht sollte man soetwas als Bruder schräg finden und versuchen zu verhindern. Doch Avery konnte sehr gut auf sich selbst Acht geben. Sie war alt genug und konnte eigene Entscheidungen treffen.

Hinzu kam, dass wir uns ziemlich ähnlich waren, was unsere Liebesleben anbelangte.

Sie genoss es im Mittelpunkt zu stehen und die Aufmerksamkeit der männlichen Welt auf sich zu ziehen. Eine richtige Beziehung hatte sie bis dato noch nicht gehabt, ebenso wie ich. Klar gab es als kleiner Junge einige Schwämereien, doch dabei war es bei mir meist geblieben.

Averys Liebesleben lief genauso ab. Ernsthafte Gefühle umging sie strategisch. Stattdessen nahm sie sich, was sie wollte.

Sicherlich würde sie einen Rat meinerseits gar nicht wirklich ernst nehmen, da ich kein Stück besser war. Schließlich nutze ich die Anziehungskraft, die ich auf Frauen ausübte oft in einem Sinne aus. Wieso auch nicht? Schließlich hatten beide Seiten etwas davon: Sie wollten mich und ich konnte mir nach Belieben meine Abenteuer aussuchen.
Das größte Problem waren diejenigen, die tatsächlich der Auffassung waren ich würde mich nach einer bedeutungslosen Nacht unsterblich in sie verlieben, obwohl sie genau wussten, dass ich nicht der Typ für feste Dinge war.
Verstecken tat ich meine Haltung auch nicht unbedingt.

Weshalb ich mir, seitdem wir in diese Stadt gezogen waren, schon einige Male ordentliche Ohrfeigen gefangen hatte. Doch das nahm ich hin. Später würden sie mir für diese Nacht danken und um eine Wiederholung betteln. Denn ohne prahlen zu wollen, ich wusste was ich tat.
In allen Belangen.

Tja, Avery war meine Zwillingsschwester, es war kein Wunder, dass sie ähnlich tickte wie ich.

Wir hatten uns ohnehin seit jeher ziemlich gut verstanden, waren öfter zusammen feiern und teilten uns einige Freunde.

Spaß stand dabei an der obersten Stelle ihrer Prioritäten, dicht gefolgt von dem Drang unserem Vater nachzueifern, weshalb sie BWL studierte. Sie konnte gut mit Zahlen umgehen und rationale Entscheidungen treffen. Avery hatte schon immer gut in diese Wirtschaftswelt hineingepasst.

Sehr zur Freude unseres Vaters.

Was mich anbelangte, war das genaue Gegenteil der Fall. Hierbei unterschieden wir uns wie Tag und Nacht. Zwar hatte ich ebenfalls begonnen BWL zu studieren. Allerdings war mir von anfang an klar, dass das weniger meine Entscheidung gewesen war und viel mehr dem Druck unseres Vaters entstammte.
So führte eins zum anderen und ich brach das Studium noch im ersten Semester ab.
Zahlen und Firmen interessierten mich nicht im geringsten und ehrlicherweise hatten die meisten Menschen in dieser Uni und diesem Berufsfeld wirklich einen Stock im Arsch gehabt, den ich ihnen am liebsten rausgezogen hätte.

My Roommates BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt