13. Kaltwachsstreifen-Verbrecher

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POV RUBY

Nach der merkwürdigen Situation zwischen Noah und mir letzter Woche, hatte er sich bestimmt drei Tage überhaupt nicht in unserer WG blicken lassen. Worüber ich ziemlich erleichtert war. Ich hätte nämlich nicht gewusst wie ich mit ihm hätte umgehen sollen. Dazu waren meine eigenen Gedanken selbst zu verwirrt gewesen.

Als er dann das erste Mal wieder da war, wirkte es es beinahe so als hätte diese Situation nie stattgefunden.

Die Normalität zwischen uns war schnell wieder eingekehrt.
Die Normalität, in der er mir versuchte lasziv so sehr auf die Nerven zu gehen bis ich tatsächlich ein Beil schwingen würde. Über das Geschehene hatten wir nie auch nur einen Ton verloren. Der Abend, den wir gemeinsam in der WG eingesperrt waren, fühlte sich an wie ein Fiebertraum, der überhaupt nicht Wirlichkeit war.

Auch wenn ich tief in mir bemerkt hatte, dass sich sehr wohl etwas verändert hatte. Denn seit dem Abend dauerte es deutlich länger, bis ich Noah genervt irgendwelche Dinge an den Kopf knallte.
Ich würde es niemals laut aussprechen, doch irgendwie nervten mich seine Sprüche und seine Anwesenheit weniger als zuvor.

Vielleicht sollte mich das beunruhigen. Stattdessen versuchte ich diese Tatsache einfach zu überspielen, indem ich mir Projekte suchte, um möglichst keinen Gedanken daran zu verschwenden. Ich wollte mich nicht damit auseinandersetzten, weil es vermutlich ohnehin nichts zu bedeuten hatte.

Also hatte ich mich die letzten Tage dem Ausmisten meines Zimmers gewidmet.
Dabei war tatsächlich ein ganzer Sack an älteren Kleidungsstücken und anderen nützlichen Sachen zusammengekommen, die definitiv zu schade zum Wegschmeißen waren. Aus diesem Grund hatte ich mich dazu entschlossen die Sachen einem Kinderhaus zu spenden.

Im Internet hatte ich herausgefunden, dass sich ein Kinderhaus ganz in der Nähe befand.
Weshalb ich nun mit einem großen, schwarzen Sack vor den Füßen in der Straßenbahn stand. Auf dem Weg zum örtlichen Kinderhaus.

Die Bahn hielt. Ich musste aussteigen. Den Sack bugsierte ich mühsam einige Zentimeter in die Höhe, um aussteigen zu können.

Mein Schal rutschte mir beiläufig von den Schultern.

Nachdem ich meinen bunten Schal, nachdem er mir von den Schultern gerutscht war, fester um den Hals gewickelt hatte, drehte ich mich zu dem länglichen Haus vor mir. Eine kleine Grünfläche umgab das Gebäude.

An einem hohen, alt aussehender Zaun prangte ein golden schimmerndes Schild mit der Aufschrift: ‚Kinderhaus.'. Der Zaun umschloss das gesamte Gelände wie ein großer Schutzwall.

Obwohl sich das Haus mitten im Großstadtdungel befand, wirkte es durch den kleinen Park und die farbenfrohe Fassade idyllisch und friedvoll.

Angestrengt hievte ich den Sack über meine Schulter und lief den gepflasterten Weg, der sich durch die Grünfläche schlängelte, entlang.
Rechts und links spielten Kinder verschiedenen Alters auf der Wiese, auf der sich eine Wippe, einige Schaukeln, Sandkästen und Klettergerüste befanden.

Ein wehmütiges Lächeln zog sich über mein Gesicht. Die meisten Kinder wirkten unheimlich glücklich, obwohl die meisten Umstände ihres Aufenthalts mit Sicherheit nicht schön waren. Der Großteil von den Zehnjährigen hatte wahrscheinlich weitaus mehr durchmachen müssen, als die meisten Erwachsenen, die ich kannte.

My Roommates BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt