16. Beendete Zurückhaltung

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POV RUBY

Ich streckte mich, stellte mich auf Zehenspitzen und angelte das Glas aus dem obersten Regal des Küchenschranks. Abschließend lief ich zum Waschbecken, um es bis zum Rand mit kühlem Wasser zu füllen.

Erschöpft lehnte ich meine warme Wange gegen das kühle Glas. Für einen Moment schloss ich meine Augen und atmete schwer aus.

Ich versuchte seit einer geschlagenen Stunde einzuschlafen — offensichtlich ziemlich erfolglos.

Denn jedes Mal wenn ich meine Lider schloss, um meinen Körper und meine Gedanken zu Ruhe zu zwingen, blitze Noahs unverschämt attraktives Gesicht vor meinem inneren Auge auf.
Immer wieder schossen Momente, Sätze und Gespräche der letzten Tage durch meinen Kopf. Sie wollten einfach keine Ruhe geben, egal wie sehr ich mich dagegen sträubte. Mittlerweile hatte ich das Gefühl mein Sträuben führte gerade dazu noch mehr an ihn zu denken.

Noah Newman war mittlerweile überall. Er hing nicht nur permanent in der Wohnung ab. Nein, er hatte all meine Lebensbereiche stückweise eingenommen: Das Café und sogar unseren Club. Sein Grinsen und seine eindringliche Präsenz verfolgten mich inzwischen bis in mein Unterbewusstsein, so dass ich durchgängig seiner dämlichen, —zu meinem Leidwesen — ziemlich vereinnahmenden Attraktivität ausgesetzt war.

Nach dem unruhigen hin und her Wälzen auf meiner Matratze hatte ich beschlossen mir ein Glas Wasser zu holen. Vielleicht würde die kühle Flüssigkeit dafür sorgen, dass sich meine Gedanken endlich beruhigten.

Daraufhin setzte ich das Wasserglas an meine Lippen und lehnte mich an die Kante der Arbeitsplatte in der Küche zurück, da bemerkte ich eine plötzliche Bewegung im Türrahmen der Küchentür.

Erschrocken fuhr ich zusammen. Einige Tropfen meines Wassers landeten unwillkürlich auf meinem weiten, grauen Hoodie.

Mist!

Frustriert betrachtete ich erst die nassen Flecken, die sich auf dem Stoff ausbreiteten, dann Noah, der abrupt zum Stehen gekommen war.

„Ruby?", entfuhr es ihm sichtlich überrascht.

Mich überraschte sein Auftauchen eigentlich kaum. Es war fast schon ein ungeschriebenes Gesetz, dass ich ihn immer in den ungünstigsten Momenten traf. Ich hatte mich beinahe daran gewöhnt.

„Welch ein Wunder, dass du mich in meiner Wohnung triffst.", murmelte ich ironisch in mich hinein und strich beiläufig über die Flecken meines Kapuzenpullover, um mich nicht zu sehr auf ihn konzentrieren zu müssen.

Einige Momente blieb er stumm, als wüsste er nicht recht was er noch sagen sollte.

Was für seine Verhältnisse recht ungewöhnlich war und mich tatsächlich noch mehr aus dem Konzept brachte als seine sonst üblichen, selbstüberzeugten Sprüche.

Vorsichtig sah ich zu ihm und bemerkte nun auch wieso er verstummt war.
Sein Blick war an meinen nackten Beinen hängen geblieben war, die in einer kurzen, lockeren Hose steckten, die ich zum Schlafen trug.

Unkontrolliert schoss Hitze in meine Wangen und ich fühlte mich unheimlich entblößt und nackt. Obwohl ich eigentlich ausreichend Kleidung trug.
Doch Noah hatte diese Fähigkeit mit seinen Augen: Wenn er einen auf diese Art ansah, hatte man beinahe das Gefühl, er würde einen sanft, hauchzart an diesen nackten Hautstellen berühren.
Zu meinem Bedauern waren das keineswegs unangenehme Berührungen.
Ganz im Gegenteil: Das jagte eine Hitze durch meinen Körper, mit der ich nicht umgehen konnte. Stattdessen röteten sich meine Wangen sachte, was ich versuchte mit dem Senken meines Blickes zu verstecken. Lose Haarsträhnen, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten, fielen mir in mein Gesicht, so dass ich diese Röte dahinter verbergen konnte.

My Roommates BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt