Nico Schlotterbeck x Karim Adeyemi

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Ein Vampir und ein Geist

Ein wenig zitternd stand Karim am Rand des Trainingsplatzes und wartete einfach nur darauf, dass Edin seine Ansprache beendete. Kaum waren sie erlöst, sprintete der Deutsche fast schon in die Kabine. Als kurz nach ihm auch der Rest auftauchte, konnte sich sein bester Freund ein Lachen nicht verkneifen. „Na Karim, du alte Frostbeule. Soll ich dir noch eine Wärmeflasche bringen?" Halbherzig boxte der Stürmer Nico in die Seite. „Du bist blöd" „Na na na, ich würd mal lieber nett sein zu mir sonst nehm ich dich nicht mit nach Hause Schätzchen." Augenrollend schnappte sich der Kleinere sein Shampoo und verschwand in den Duschen.

„Ehekrise?" Schmunzelnd sah Gregor Nico an. „Wie oft noch? Karim und ich sind nicht zusammen! Und wir werden es auch nie sein!" Abwehrend hob der Torwart seine Hände. „Wenn du meinst" Das Nico bei diesem Gedanken schlucken musste, sah der Schweizer nicht.

Eine viertel Stunde später saßen Nico und Karim im Auto und machten sich auf den Weg zu ihrer kleinen WG am Phönix-See. „Sag mal, hast du an Halloween schon was vor?" Fragend blickte Karim zu dem fahrenden Verteidiger. „Nö, wieso?" „Meine Cousinen kommen vorbei und die Jüngere will unbedingt Süßigkeiten sammeln gehen. Sie ist ganz vernarrt in Halloween." „Klar. Ich kann gut mit Kindern. Aber ich wusste gar nicht, dass du Cousinen hast?" „Die zwei wohnen bei meiner Oma in Rumänien. Ich sehe sie leider ziemlich selten." Nico lächelte. „Ich würde mich freuen sie kennenzulernen."

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Ein wenig aufgeregt wartete Karim in der Ankunftshalle des Dortmunder Flughafens, dass die Passagiere des Fluges von Bukarest rauskommen würden. Er freute sich wahnsinnig auf seine beiden Cousinen, die er das letzte Mal letztes Jahr bei der U21-EM gesehen hatte.

Die Schiebetüren öffneten sich und eine Gruppe Menschen strömte heraus, aus der sich zwei Mädchen lösten. „Karim!" Der rund 1,20m große Flummi hüpfte und rannte auf den Fußballspieler zu und warf sich schließlich in seine ausgebreiteten Arme. „Bună ziua Ana" Hinter ihr kam eine Teenagerin auf die zwei zu. „Ana! Ți-am spus să mă aștepți!" Sie schaute kurz mahnend zu der Kleinen hinab, wandte sich dann aber Karim zu. „Mă bucur să te văd" „Și tu Natașa"

Die zwei umarmten sich und steuerten dann mit Ana an der Hand auf den Ausgang zu. „Fährst du?" „Ne, Nico holt uns ab." „Uhh dein heißer boyfriend" „Wir sind nur Freunde. Nicht zusammen." „Aber du willst, dass ihr zusammen seid. Das weiß ich." Daraufhin erwiderte der 20-Jährige nichts, was für Natașa nur eine Bestätigung war. Tatsächlich fing Karim leicht an zu lächeln als er Nico, an sein Auto gelehnt, erblickte.

„Schlotti, das sind meine Cousinen: Ana und Natașa." „Freut mich euch kennenzulernen. Ich bin Nico. Karims Mitbewohner und Teamkollege." „Wissen wir schon. Vidră erzählt viel von dir." Ana strahlte zu dem Verteidiger hoch. „Ach, tut er das?" Grinsend sah Nico zu seinem besten Freund hinüber, welcher gerade im Boden versinken wollte und schon wieder rot wie eine Tomate war, obwohl die Kälte sicher auch eine Rolle spielte. „Na dann wollen wir mal. Nicht, dass Karim jetzt noch vor Scham und Kälte stirbt." Ana und Natașa sahen aus als fanden sie Nico jetzt schon toll.

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Am Abend des 31. Oktobers ging es im Hause Schlotterbeck-Adeyemi drunter und drüber. Natașa hatte Sarmale, das rumänische Nationalgericht, nach dem Rezept ihrer Oma gemacht und räumte jetzt noch die Küche auf und versuchte sich nebenbei fertigzumachen. Karim flocht Ana ein paar Strähnchen und half ihr ihre selbstgebastelten Teufelshörner und -flügel anzubringen. Er selbst verschönerte seinen Look noch mit ein wenig Kunstblut bevor er seine Vampirzähne in den Mund nahm. Nico nahm im Nebenzimmer noch ein paar Last-minute-Veränderungen an seinem Geistkostüm vor indem er die Augen mit Glitzer verzierte.

Als sich die vier schließlich im Flur trafen, stellte Karim voller Ver- und Bewunderung fest, dass sich Natașa innerhalb von fünf Minuten in einen verdammt realistischen Zombie verwandelt hatte. „Echt jetzt Vidră? Un vampir? Damit unterstützt du ja geradezu die Vorurteile." „Ach komm. So schlimm ist es jetzt auch nicht." Schlotti unterbrach sie mit seinem Auftauchen und brachte Ana zum Strahlen. „Du glitzerst! Guck mal Vidră, Schlotti ist auch schwul! Jetzt könnt ihr zusammen sein!" Während Karim erstarrte, scheiterte Natașa daran ihr Lachen zu unterdrücken und Nico gab Ana ein High-Five. „Gehen wir los?" Damit verließ die Gruppe die gemütliche Wohnung.

Sie zogen durch die Straßen nördlich des Phönix-Sees und Ana bestand darauf bei jedem Haus einmal zu klingeln. Schon bald waren ihre Körbe und Beutel bis zum Überlaufen gefüllt und Nico bat eine vorbeikommende Mutter mit ihren zwei Kindern ein Foto von ihnen zu machen um den Moment festzuhalten.

Nachdem sie mal wieder einen ihrer auswendig gelernten Sprüche zum Besten gegeben hatten und die dafür bekommenen Süßigkeiten versuchten noch irgendwie unterzukriegen, entdeckte die Jüngste ein über und über geschmücktes Haus. Von den Dachrinnen hingen Riesenspinnen und ihre Netze, im Garten stand eine rauchende Vogelscheuche, von den Bäumen hingen unzählige, leuchtende Kürbisse und unter einem Busch schauten blutige Füße raus. „Wow. Die haben sich echt Mühe gegeben." Staunend stand die Gruppe vor dem Gartentor. Etwas zaghaft griff Ana nach der Hand ihrer großen Schwester und öffnete dann das Tor. Vorsichtig schlichen die zwei Rumäninnen auf das Haus zu.

Der Wind frischte etwas auf und Karim begann zu frösteln. Sein bester Freund, der neben ihm stand, bemerkte das natürlich sofort und verkleinerte die Lücke zwischen ihnen ein wenig. „Soll ich dich wärmen, du kleine Frostbeule?" „Wenn es dir nichts ausmacht", murmelte der Jüngere verlegen. Nico schlang seine starken Arme um ihn und vergrub sein Gesicht fast schon in Karims Locken.

„Du Schlotti?" „Ja?" „Ich bin dir echt dankbar, dass du so für mich da bist. Und mir so viel hilfst." „Das macht man nun mal als bester Freund" Bei diesen Worten zogen sich die Herzen beider zusammen. „Und was ist, wenn ich nicht will, dass du für mich nur der beste Freund bist?", fragte Karim leise. „Dann fände ich es großartig, wenn ich dich jetzt küssen dürfte." Ungläubig sah der Kleinere auf. Aber Nico ließ ihm nicht viel Zeit zum sprachlos sein und beugte sich zu ihm runter. Für die letzten Zentimeter kam ihm Karim etwas entgegen und stellte sich leicht auf die Zehenspitzen. Und als ihre Lippen aufeinandertrafen, blendeten sie alles andere aus. Selbst Karims Cousinen, die sich freuten, weil sie einen Haufen Halloween-Muffins gekriegt hatten.

„Ich dachte schon die bekommen das nie hin", murmelte Ana und Natașa nickte zustimmend. Während sie in einen der Muffins biss, holte sie ihr Handy heraus und schrieb ihrer Oma: ‚Puteți începe să planificați bunica de nuntă'.


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Also ich sprech leider kein Rumänisch und musste den Übersetzer benutzen. Also falls jemand Rumänisch spricht, kann er mich gerne korrigieren. :-)


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