Kevin Trapp x Marc André ter Stegen

163 8 0
                                    

Happy Birthday an meinen eigenen Lieblingsidiot. Hab dich lieb Amelie :)

Idioten

Mit seinem ersten Schritt auf den Rasen erhob sich die Lautstärke im Camp Nou um ein Vielfaches. Marc ließ seinen Blick durch das Stadion wandern. Verhältnismäßig wenige blau-rote Trikots fanden sich zwischen den Weißen. Die Frankfurter Fans waren in großer Zahl nach Barcelona gekommen und hatten ganz offensichtlich den Plan, dieses Spiel zu einem Heimspiel zu machen.

Die Buhrufe der deutschen Fans ignorierend, machte er sich auf den Weg zu seinem Tor, um sich warm zu machen. Er schenkte seinen eigenen Fans ein Winken und fokussierte sich dann auf seinen Trainer.

Sein stetiges Fangen-Schießen-Fangen-Schießen wurde durch einen unglaublichen Lärm abgelenkt. Kevin Trapp hatte soeben das Feld betreten. Marc musste schlucken. Der Frankfurter Torwart sah heute besonders gut aus. Aber Marc hatte seine Chance mit ihm wohl verspielt.

Er zwang sich, sich wieder auf das Aufwärmen zu konzentrieren. Das funktionierte auch ganz gut, zumindest boten die restlichen Spieler, die etwas später auf den Platz kamen, ihm keine große Ablenkung.

Als sie sich später im Spielertunnel aufstellten, wanderte sein Blick schließlich wieder auf Kevin. Normalerweise hätte er ihn begrüßt, sie spielten zusammen in der Nationalmannschaft und verstanden sich gut. So gut, dass sie die letzten zwei Jahre als Paar verbracht hatten. Allerdings lag diese Beziehung im Moment eher auf Eis. Sie hatten einen riesigen Streit gehabt bei dem sie sich verschiedenste, verletzende Dinge an den Kopf geworfen hatten. Geendet hatte das Ganze damit, dass Marc seine Sachen in Frankfurt zusammenpackte, Kevin sagte, er solle doch lieber mit seinen Mannschaftskollegen kuscheln, und ging. Seitdem hatten sie kein Wort miteinander geredet.

Sergio, der Kapitän, drehte sich zu ihm um und schenkte ihm einen wissenden Blick. „Willst du heute noch mit ihm reden? Nicht jetzt, schon klar, aber vielleicht später?" Marc zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Es würde uns guttun miteinander zu reden und das Ganze zu klären, aber ich weiß nicht, ob er mit mir reden möchte." Sergio klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Du wirst das schon hinkriegen. Aber jetzt konzentrier dich erstmal auf das Spiel.

Der Deutsche ließ seinen Blick noch einmal zu Kevin schwenken, der sich genau in diesem Moment umdrehte. Ihre Augen verfingen sich einen Moment ineinander und es war so ein gewohntes, so ein vertrautes Gefühl. Aber dann drehte Kevin seinen Kopf wieder zurück und es war vorbei. So schnell wie möglich versuchte Marc seinen Kopf zu klären, denn sein Kapitän hatte sich in Bewegung gesetzt. Es ging los.

~

Gute 100 Minuten später saß Marc fassungslos auf dem Rasen. Sie hatten verloren. Sie waren aus der Europa-League ausgeschieden. Über den Rasen verteilt hockten, lagen, standen seine Mitspieler herum und starrten vor sich hin. Niemand schien so recht zu begreifen, dass sich draußen waren. Niemand wollte es begreifen. Aber die Frankfurter erinnerten sie mit ihrem Gejubel und Gegröle daran.

Den Deutschen hatten schon lange die Schuldgefühle eingeholt. Er hatte schlecht gespielt. Wie sollte er auch nicht, wenn er drei Tore reingelassen hatte. Diese Tatsache erinnerte ihn nur noch einmal daran, warum er keinen Stammplatz in der Nationalmannschaft hatte.

Ein Schatten warf sich plötzlich über ihn. Als er aufsah, stand dort die Person mit der er am wenigsten gerechnet hatte. Kevin. Der hockte sich jetzt vor ihm hin. „Hey" Marc blieb still. Er hatte Angst, dass wenn er jetzt reden würde, er in Tränen ausbrechen würde. „Du hast gut gespielt." Marc schnaubte.

„Verarschen kann ich mich selber." Kevin seufzte. „Ich meins ernst. Ich hab auch zwei Tore reingelassen. Es ist nicht schlimm auch mal Fehler zu machen." „Es ist nicht schlimm Fehler zu machen, wenn man am Ende trotzdem gewinnt. Aber wir haben verloren. Und jetzt sind wir raus." Marc wusste, dass er sich wie ein trotziger Teenager anhörte, aber das Gutzureden konnte er sich nicht anhören.

Bestimmt drückte er sich nach oben. „Es tut mir übrigens leid, was ich gesagt hab. Ich weiß, dass es das nicht wiedergutmacht, aber das solltest du wissen." Damit drehte er sich um und lief zurück in die Kabine. Dabei sah er den Schmerz in Kevins Blick nicht.

~

Wie ein Gürteltier lag Marc zusammengerollt unter einer Decke auf seiner Couch und weinte. Die Tränen kamen dick und wollten gar nicht mehr aufhören. Sein ganzes Shirt war schon nass. Der Tag war eine absolute Katastrophe. Erst das Spiel und dann das ‚Gespräch' mit Kevin. Anstatt seine Fehler gerade zu biegen, hatte er alles erst schlimmer gemacht. Er wusste nicht, ob er ihn jemals wieder ansehen konnte.

Was der Barcelona-Torhüter nicht wusste, dass Kevin nur wenige Meter von ihm entfernt, vor seiner Haustür stand. Dieser traute sich schon eine ganze Weile nicht zu klingeln, kam aber endlich über sich, auch wenn der schrille Ton im Inneren nicht wahrgenommen wurde. Zehn Minuten später hatte er schlussendlich aufgegeben und wollte sich schon umdrehen, als ihm der Schlüssel in seiner Jackentasche einfiel.

Aus Erfahrung wusste er, dass Marc nach schlechten Spielen immer so schnell wie möglich nach Hause wollte, also sollte er schon da sein. Da er wohl auch in näherer Zukunft keine Antwort aus dem Inneren des Hauses bekommen würde, musste er die Dinge wohl in seine eigenen Hände nehmen.

Das Haus war ziemlich düster, nirgendwo schien eine Lampe. Auf dem Boden lagen Schuhe, eine Jacke und eine halb geöffnete Tasche herum. Alles erweckte den Anschein, als hätte Marc sich nicht um Ordnung gekümmert. Leise öffnete Kevin die Küchentür. Auf der Anrichte lagen dreckige Teller und Töpfe, die Tassen stapelten sich in der Spüle. In einer Ecke standen Unmengen an leeren Flaschen und Dosen, auf dem Herd waren angebrannte Nudeln. Kevin wandte sich dem nächsten Zimmer zu.

Im Wohnzimmer lagen Klamotten und Decken herum, die Pokale und Medaillen, die einst auf dem Schrank standen, fanden sich nun auf dem Boden wieder. Vom Sofa hörte er leises Schluchzen. Bei genauerem Hinsehen erkannte Kevin ein sich bewegendes Deckenbündel. Vorsichtig zog er die Decke etwas zurück. Darunter lag Marc. Er sah schrecklich aus. Seine Sachen waren feucht und zerknittert, seine Haare standen in alle Richtungen ab und die Augen waren rot.

Der Jüngere drehte seinen Kopf Kevin zu und murmelte etwas, worauf er nur noch mehr weinte. „Schhhhh...", versuchte Kevin ihn ein wenig zu beruhigen. „Alles gut. Ich bin hier." Er schloss Marc, der sich ein wenig hochgedrückt hatte, in eine Umarmung. „Wie soll denn alles gut sein? Ich hab verkackt...aber so richtig." „Hast du nicht" „Doch. Ich bin ein schlechter Torwart und, vor allem, ein schlechter Freund. Ich hab Sachen gesagt, die ich nie wieder wiedergutmachen kann."

Kevin nahm seine Hände. „Du hörst mir jetzt mal zu. Du bist kein schlechter Torwart. Du bist verdammt gut. Jeder hat mal ein schlechtes Spiel. Und unser Streit...wir haben beide unschöne Sachen gesagt. Und ja, du hast mich echt verletzt. Und ja, ich war verdammt sauer auf dich. Aber ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast. Ich weiß, dass du nicht so eine Person bist."

Marc ließ ein verzweifeltes Lachen aus. „Ich war noch gar nicht aus der Tür, da wollte ich schon wieder umkehren. Diese ganzen Sachen..., die wollte ich nie sagen. Seitdem war ich die ganze Zeit kurz vorm Abgrund. Mein Haus sieht aus wie der letzte Saustall. Immer hab ich überlegt wie ich alles wiedergutmachen kann und dann gemerkt, dass du wahrscheinlich nie wieder mit mir reden willst. Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Weil, egal was ich gesagt habe...ich liebe dich Kevin. Mehr als alles andere."

Kevin lächelte. „Ich liebe dich auch. Auch, wenn du manchmal echt ein Idiot bist." Damit beugte er sich vor und schenkte Marc einen langen Kuss. „Vielleicht hast du Recht. Ich bin ein Idiot. Aber dein Idiot." Kevin schüttelte den Kopf und zog seinen Freund wieder zu sich ran.


little sport oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt