Emilien Jacquelin x Antonio Giovinazzi

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Ja, ich weiß es ist random, aber ich liebe die zwei einfach zusammen. I don't care.

Amore a prima vista

Januar 2019, Ruhpolding

Etwas grummelnd und planlos stand Antonio allein am Rand der Biathlonstrecke. Das Team hatte beschlossen, dass es eine gute Idee wäre ihn und Kimi, zum ‚Teammate-Bonding', zu einem Biathlon-Weltcup zu schicken. Allerdings hatte der wortkarge Finne ein paar seiner Landsmänner ausfindig gemacht und ihn hier zurückgelassen. Nervös sah sich der Italiener um. Er hatte nicht die Befürchtung hier von Fans überrannt zu werden, eigentlich wurde er das nie, er war nicht so beliebt, aber verirren wollte er sich in diesen Massen auch nicht.

Sein Durchdringen an den Rand der Leute brachte ihm auch nicht viel, denn er hatte den Überblick über das große Gelände verloren. Außerdem hielten die, sonst so korrekten, Deutschen hier nicht sonderlich viel von Beschilderung. Zumindest sah Antonio sie nicht.

Als er einen Schritt zurücktrat, um nicht von einem sehr aufgeregten Mann umgerannt zu werden, stieß er heftig mit jemandem zusammen. Er verlor das Gleichgewicht, konnte sich aber gerade noch an dem Anderen abfangen. „Vorsichtig", meinte sein Gegenüber leicht lächelnd. „Tschuldigung" Antonio kratzte sich verlegen am Nacken. „Ist doch nichts passiert." Der andere Mann gab ihm ein sympathisches Lächeln. Erst jetzt fiel dem Italiener auf, wie attraktiv er war.

Seine grauen Augen spiegelten Wärme wieder und die Lachfältchen um seine Augen unterstützen den sympathischen Eindruck nur. Er war in eine blaue Jacke gemummelt und seinen Kopf mit einer gleichfarbigen Mütze bedeckt. Alles in allem war er durchaus gutaussehend. Nur, dass diese Erkenntnis dem Formel-1-Fahrer nicht viel weiterhalf, denn sie hinderte ihn nur daran das ‚Gespräch' aufrechtzuerhalten. Zum Glück übernahm der Andere diesen Part.

„Ich bin übrigens Emilien" „An...Antonio", stammelte er zusammen. Emilien schien sich daran nicht zu stören. „Du siehst ein bisschen verloren aus." Der Italiener stieß einen nervösen Seufzer aus. „Eigentlich bin ich mit meinem Kollegen hier, aber der hat jemanden gefunden, den er kennt, und mich zurückgelassen. Und ich hab keine Ahnung was ich jetzt machen soll."

„Weißt du mit wem er weggegangen ist? Ich kenn hier einige Leute, zumindest die, die hier arbeiten." Antonio fasste endlich ein bisschen Selbstvertrauen und schaffte es sogar in diese wunderschönen grauen Augen zu blicken. „Den Namen weiß ich nicht, aber es war auf jeden Fall ein finnischer Biathlet. Hilft dir das?" „Ja klar" Emilien nickte. „Wenn er zu ihrem Trailer mitgekommen ist, kann ich dich zu ihm bringen." „Das wäre toll."

Und so machten sich die Zwei auf den Weg. „Warum hast du eigentlich Zugang zum abgesperrten Gelände?" Fragend sah der Italiener zu seinem Retter. „Ich bin auch Biathlet. Für Frankreich." „Ohh. Bist du gut?" Der Franzose lachte. „Manchmal besser, manchmal schlechter. Aber ich bin nicht Teil der absoluten Weltspitze." „Aber fast, so wie du das sagst." „Sagen wir so, sie ist in relativ greifbarer Nähe." Sie lachten. Es war einfach miteinander klarzukommen. Irgendwas hatte gleich ‚Klick' gemacht.

„Und du? Was machst du?" „Ich fahre ab dieser Saison in der Formel 1. Für Alfa Romeo." „Das ist toll. Ich steck im Motorsport nicht ganz so drinn, aber ein paar Rennen sehe ich von Zeit zu Zeit mal." „Dann hast du ja einen Grund, dich mehr damit zu beschäftigen. Wenn ich mitfahre." „Für so einen gutaussehenden Mann wie dich, doch immer", lachte Emilien. Antonio musste schlucken und merkte wie seine Wangen rot wurden. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, sich vor dem Franzosen lächerlich zu machen. „Aber nur, wenn du dafür auch ein paar meiner Weltcups guckst." Antonio nickte nur. Er bezweifelte auch nur ein Wort herauszubekommen.

„So, da wären wir: Der Trailer der Finnen. Ist das dein Kollege da?" Er wies auf Kimi, der mit ein paar Anderen vor dem Trailer stand. „Hmm" „Na dann, viel Spaß noch. Vielleicht sehen wir uns dieses Wochenende ja nochmal." Und damit drückte Emilien ihm ein Kuss auf die Wange und verschwand. Antonio legte seine Hand an die Stelle und fing leicht an zu lächeln. Auch wenn der Biathlet in einer ganz anderen Liga spielte, war das doch schonmal etwas.

Genau in dem Moment hatte Kimi ihn entdeckt. „Hast du mich doch noch gefunden?" „Ja? Warum lässt du mich da auch ganz alleine stehen. Du weißt, dass ich mich hier nicht auskenne. Wenigstens hat mir jemand geholfen." Beim Gedanken an Emilien wurden seine Wangen, die gerade wieder Normalfarbe angenommen hatten, wieder rot. „Jemand, auf den du stehst", stellte Kimi trocken fest. „Was? Nein!" „Doch. Wer ist es?" Antonio biss sich auf die Lippe und sah verlegen zu Boden. Der Finne hob nur eine Augenbraue. Schlussendlich brach es doch aus dem Italiener heraus: „Er ist französischer Biathlet. Emilien."

Ein kleines Grinsen schlich sich auf Kimis Gesicht. „Klein Tonio ist verliebt." Die Augenbrauen des Älteren wackelten. „Ich bin nicht klein und auch nicht verliebt", versuchte Antonio klarzustellen. „Dann eben nur Tonio. Verliebt bist du immer noch." „Ich hasse dich."

~

Freitagabend nach der Staffel, die die Norweger gewonnen hatten, trafen Antonio und Emilien nochmal aufeinander. „Hey" „Hey. Glückwunsch zum dritten Platz", meinte der Italiener mit einem Blick in Richtung der Bronzemedaille, die um den Hals des Anderen hing. „Danke" Emilien schenkte ihm wieder dieses Lächeln, was ihn dahinschmelzen ließ. „Ich wollte auch nochmal ‚Danke' sagen. Für gestern." „Ach, kein Ding", winkte der Franzose ab. „Hab ich gern gemacht. Und der Spaziergang war schön. Genau wie du", fügte er noch mit einem Zwinkern hinzu. Die Hitze schoss in Antonios Gesicht. Dieses schamlose Flirten des Jüngeren machte etwas mit ihm. Besonders mit seinem Herz.

„Weißt du, ich finde ich habe mir einen kleinen Preis verdient." Die Augen des Biathleten wanderten zu seinen Lippen. Emilien machte einen langsamen Schritt auf Antonio zu, aber der war wie festgefroren. Er stand einfach nur da und sah, vielleicht ein wenig sehnsüchtig, auf die französischen Lippen vor ihm. Emilien schloss die letzten Centimeter zwischen ihnen und legten schlussendlich seine Lippen auf Antonios. Der Kleinere versank förmlich in dem Kuss. Ihre Lippen aufeinander fühlten sich so richtig an, dass niemand daran dachte, dass sie jemand sehen konnte.

Langsam und auch nur widerwillig trennten sie sich. Sie mussten nichts sagen, ein verliebtes Lächeln und ein Zettel von Emilien in Antonios Hand reichte. Dieser Kuss würde mit Sicherheit nicht der Letzte sein. Nicht für heute, nicht für diese Woche, nicht für dieses Jahr, nicht mal für ihr ganzes Leben.

~

Februar 2023, Martina Franca

Ein wenig müde stieg Emilien aus dem Taxi. Er bezahlte den Fahrer, holte sein Gepäck aus dem Kofferraum und ließ dann seinen Blick an dem weißen, vertrauten Haus hochwandern. Die türkisenen Fensterläden waren offen, aber die sonst vor Blumen sprießenden Blumenkästen waren leer. Normalerweise war der Franzose zu dieser Jahreszeit auch nicht hier, aber dieses Jahr war anders. Nach seinem frühzeitigen Beenden der Saison, hatte er sich entschlossen ein bisschen Ruhe bei seinem Freund zu genießen.

Kurz nach dem Betätigen der Klingel, öffnete sein Freund die leicht knarzende Haustür. Antonio trug einen grünen Pulli, der vermutlich mal Emilien gehört hatte, und eine blaue Jogginghose, auf der groß ‚FRANCE' stand, die ganz eindeutig mal seine war. „Ciau bello" „Salut mon amour" Er wusste nicht, wann sie angefangen hatten sich in ihren Muttersprachen zu begrüßen, aber es war immer so. Sie küssten sich nur kurz auf der Türschwelle, dann zog Antonio den Franzosen mitsamt Gepäck in den Hausflur und schloss die Tür.

Nachdem sie schlussendlich in dem Wohnzimmer des Italieners standen, sahen sie sich kurz einfach nur mit Blicken voller Liebe an, bevor ihre Lippen wieder aufeinandertrafen. Sie hatten sich seit Weihnachten nicht gesehen, da musste man sowas genießen. Irgendwie landeten sie auf dem großen Sofa. Antonio unten, Emilien oben liegend. „Je t'aime, mon amour", flüsterte der Franzose gegen die Lippen seines Freundes. „Anch'io ti amo, tesoro", kam die Antwort zurück.


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