Kapitel 8

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Zum ersten Mal fuhren Mini und Nick nicht in ihrem klapprigen und bis zum Rand mit Ausrüstung vollgestopften Transporter den langen Weg bis in den Osten des Slowakei zum Bergrennen in Jahodna. In einem geräumigem Kombi war die Reise ungleich schneller und bequemer. Da die Llandow Crew den gesamten Aufbau übernahm, hätte es sogar genügt, wenn sie kurz vor dem ersten Trainingslauf am Samstag angereist wäre. Brynn zeigte sich trotzdem wenig überrascht, als die beiden leicht übernächtigt schon pünktlich zur Teepause am Freitagmorgen im Fahrerlager ankamen.

Das Team war fleißig gewesen und hatte die gesamte Box fertig aufgestellt. Die beiden Merlyns glänzten nebeneinander in der warmen Maisonne, bereit für die technische Abnahme am Nachmittag.

Da es für Mini und Nick vorerst nichts zu tun gab, setzten sie sich zu den Mechanikern, die sich alle um ein Porzellan-Teeservice auf dem großen Campingtisch versammelt hatten. Die Mannschaft war beinahe vollzählig.

„Ist mein Teamkollege schon da?", fragte Mini unschuldig in die Runde. Um vor RJ an der Rennstrecke anzukommen, hatte sie Nick im Vorfeld so lange bearbeitet, bis er damit einverstanden gewesen war, dass sie schon um 3 Uhr früh losfuhren. Ihr Konkurrent hat beim letzten Rennen ausgiebig Gelegenheit gehabt, sich mit der Crew anzufreunden und das Auto kennenzulernen, jetzt war sie dran. Wenn er wie üblich mit dem Flugzeug anreiste, hatte sie sicher einen ganzen Vormittag, an dem sie die Strecke ungestört ein paar Mal mit Nicks Kombi abfahren konnte.

Brynn schüttelte erwartungsgemäß den Kopf.„Nein, RJ kommt erst gegen Mittag am Flughafen in Košice an. Hey", schlug er vor, „wenn du schon hier bist, kannst du uns vielleicht einen Gefallen tun und ihn dort abholen, dann muss Tony nicht fahren."

Taxi für den noblen Herren spielen? Sicher nicht! Mini bemühte sich, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen. „Klar mache ich das gerne. Aber", fügte sie nach einer gespielten Überlegungsfrist hinzu, „wird das dann nicht knapp? Wir waren noch nicht im Hotel und ich muss auch zum administrativen Check-in beim Veranstalter. Außerdem wollte ich die Strecke abfahren. Mit dem Rad", fügte sie souverän hinzu. „Gutes Fitnesstraining."

Neben ihr verschluckte sich ihr Freund an seinem Tee. Mist, hatten sie überhaupt ein Fahrrad dabei? Normalerweise nahm Nick sein altes Puch-Klapprad zu den Bewerben mit, um schneller zwischen Fahrerlager und Start hin und her zu kommen. Das könnte sie sich sicher ausleihen, um damit einmal kurz den Berg hinauf zu fahren. Mit dem Rad brauchte sie auf jeden Fall lange genug, um RJ nicht chauffieren zu müssen und gleichzeitig beim Team einen guten Eindruck als hingebungsvolle Sportlerin zu hinterlassen.

Brynn schüttelte den Kopf.„Da brauchst du dir keinen Stress machen, das geht sich alles locker aus. Die administrativen Dinge kannst du sofort erledigen, wenn du willst. Das Rennbüro ist offen. Eure Zimmer im Hotel haben wir gestern klar gemacht, ihr wohnt in dem Skiresort ein paar Kilometer von hier. Wir brauchen dich dann erst wieder um 20 Uhr an der Strecke, da ist Fahrerbriefing. Bis dahin hast du genügend Zeit für alles."

Weitere Ausreden fielen Mini nicht mehr ein. „Na gut. Sagt mir einfach, wann ich wo sein muss. Inzwischen erledige ich meine Wege."

„Warte. Ich hab noch was für dich." Mini war schon dabei sich wegzudrehen, da hielt ihr Brynn einen Schlüsselbund unter die Nase. „Wenn du die Chauffeurin spielst, sollst du wenigstens Spaß dabei haben. Du kannst das Schätzchen auch gerne für ein paar Testfahrten nutzen, wenn du willst. Lass es aber am Leben."

Minis Augen leuchteten auf, als sie den glänzenden Schlüsselanhänger in Form einer Kobra sah. Wenn der zu Brynns Auto passte, war ihr Tag gerade um einiges besser geworden.

„Jetzt bin ich aber enttäuscht."

„Hm?" Mini sah von ihrer aktuellen Ausgabe des ‚Oldtimer Markt' Magazins auf.

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