Kapitel 15

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„Danke, sehr schönes Auto. Wir melden uns."

Kaum waren die Türen ihres Leihautos hinter ihnen zugefallen, warfen Mini und Nick einander einen vielsagenden Blick zu. „Und damit meine ich, wir kontaktieren den Typen nie wieder. Wie kann jemand die Frechheit besitzen, eine heruntergekommene Rostlaube derart falsch zu inserieren? Was für eine Zeitverschwendung!"

„Nun ja", antworte Nick, der sich wenig Mühe gab, die Heiterkeit in seiner Stimme zu verbergen, „man muss fairerweise zugeben, dass er schon geschrieben hat, dass ein kleines bisschen Arbeit zu investieren ist, bevor das Fahrzeug perfekt ist. Das war vielleicht etwas britische Untertreibung, aber grundsätzlich nicht völlig unehrlich."

„Oh bitte", schnaubte sie, „der Kerl war doch ein absoluter Rosstäuscher. Durch das Loch in der Bodenplatte hätte ich meinen Kopf durchstecken können. Und ich bin mir fast sicher, dass der Motor deshalb so ausgesehen hat, weil da ein Baum reingewachsen ist. Dafür sind wir einen Umweg von 200 Meilen gefahren?"

„Vergessen wir's einfach. Ein Reinfall mehr auf einer langen Liste von Enttäuschungen. Es ist schon Mittag, suchen wir uns irgendwo ein Pub und entscheiden dann, wohin wir als Nächstes fahren?"

„Der Maserati Merak in Canterbury sieht solide aus. Was meinst du?" Mini wischte sich ihre Finger von der letzten essiggetränkten Pommes ab und griff erwartungsvoll nach der Autozeitschrift, die ihr Freund ihr entgegen schob. Gleich darauf runzelte sie die Stirn. „Nick, mit dem habe ich vor zwei Tagen telefoniert, der ist verkauft."

„Ehrlich? Weiß ich gar nicht mehr."

Sie seufzte. „Kein Wunder. Wir haben in der letzten Woche so viel herumtelefoniert und schrottige Kisten im nirgendwo angeschaut, dass das schon ineinander verschwimmt. Wir hätten nach Italien fahren sollen, hier in England ist alles abgegrast."

„Die Idee mit dem günstigen Linkslenker auf der Insel war wohl doch nicht so ideal", gab Nick zu. „Wie wäre es, wenn wir uns einen kleinen, kompakten Rennwagen mitnehmen, wo das Lenkrad auf der falschen Seite nicht so stört? Ein MG B GT V8 vielleicht? Damit die Reise nicht ganz umsonst war?"

„Wenn du einen findest, gerne, aber die werden langsam auch selten."

Ratlos blätterte ihr Freund durch die Autozeitschrift, während Mini automatisch nach ihrem Handy griff, bevor sie schuldbewusst die Speisekarte in die Hand nahm. Wer war bloß auf die blöde Idee mit dem ganzen Monat Sommerpause zwischen den Rennen gekommen? Rhys hatte sich in den letzten Wochen angewöhnt, ihr jeden Tag zumindest eine kurze Nachricht oder ein längeres Mail zu schicken. Statt sehnsuchtsvoll auf ihr Display zu stieren und Nick noch misstrauischer zu machen als er ohnehin schon war, sollte besser überd das Dessert nachdenken. Vielleicht eine Apple Pie mit Vanilleeis?

„Was ist damit?", unterbrach ihr Freund ihre Gedanken. Sie legte die Speisekarte beiseite und warf einen Blick auf die aufgeschlagene Seite, die im Vordergrund das großformatige Logo ihres Sponsors zierte.

„Die Llandow Auktion in Donington Park? Stimmt, die ist ja auch morgen Abend. Ich habe mir vor ein paar Wochen den Katalog angesehen, da war aber nichts dabei, was uns interessiert. Schöne Fahrzeuge, aber leider außerhalb unserer Preisklasse."

„Die haben eine linksgelenkten Ferrari 308 GTSi. Wenn der billig weggeht, ist ein gutes Geschäft drinnen."

Mini warf einen kurzen Blick auf die Fotos der angebotenen Fahrzeuge und zuckte mit den Schultern. „Du bist wahrscheinlich nicht einzige mit der Idee. Die Auktion ist zwar nicht groß, aber an dem Ferrari sind sicher einige Händler und Spekulanten dran, die den Preis hochtreiben.. Nur deswegen den Umweg zu machen zählt sich nicht aus."

MonopostoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt