Kapitel 10

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Mini stand neben den anderen Chauffeuren am Ausgang zum Parkplatz und hielt ihr selbstgemaltes Schild in die Höhe, sobald sie RJ aus der Entfernung in ihre Richtung kommen sah.

Ihr Teamkollege blickte sich suchend um, dann brach sein Gesicht in ein breites Grinsen aus. „Mr. Dodge Magnum? Wirklich? Ich fühle mich geehrt."

„Oh, Mr. Magnum", flötete sie, „das ist doch nur ein kleines Willkommen. Ich habe gehört, beim letzten Mal haben sie sich beim Produzenten über das unzureichende Service beschwert, das kommt nicht wieder vor. Wir von Big Boy Productions wissen, wie wir unsere Stars behandeln. Wenn sie mich zu ihrer Limousine begleiten möchten?" Mini hoffte, dass keine verräterische Röte auf ihren Wangen ihren sonst so erfolgreichen Scherz verdarb.

Neben ihr reckten die anderen Chauffeure neugierig die Köpfe, um einen Blick auf den angeblichen Star zu erhaschen.

RJ setzte einen bemüht coolen Gesichtsausdruck auf. „Das will ich aber hoffen. Sie wissen, ich habe gewissen Ansprüche, wenn ich performen soll. Steht der Champagner bereit?"

„Selbstverständlich. Darf ich ihnen ihr Gepäck abnehmen?" RJ hatte zum Glück nur einen kleinen Rucksack dabei. Das Team hatte die Rennstrecke nur für heute Nachmittag gebucht und schon das war nach Morgan schwierig genug gewesen. Die Saison hatte begonnen und es war fast unmöglich, ein Zeitfenster an einem Wochenende für die dringend erforderlichen Testfahrten zu bekommen.

Ihr Teamkollege nützte wider Erwartens ihr Angebot nicht und warf sich den Rucksack lässig über eine Schulter. „Danke. Wenn sie mich dann zur Limousine begleiten möchten?"

„Das ist aber nicht der Mustang. Kommst du mich gar ohne Bestechung vom Flughafen abholen?"

Mini schüttelte den Kopf und sperrte zuerst den Kofferraum des kleinen Zweisitzers auf. „Ich habe gedacht, heute ist so ein angenehmer Frühlingstag, da wäre doch eine Ausfahrt mit dem Cabrio gerade das Richtige. Ein Stück geht es über die Autobahn, dann können wir das Verdeck aufmachen."

„Und Brynn hat dir den Schlüssel für den Mustang nicht dagelassen", meinte RJ nüchtern.

Ein schelmisches Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Das auch, ja. Es ist tragisch, wirklich. Das arme Ding steht in meiner Garage, völlig vereinsamt, und keiner fährt damit. Ich finde es außerdem gefährlich, dass sich Brynn mit dem Schlüssel davongemacht hat. Was ist, wenn die Garage abbrennt? Dann kann ich nicht einmal den Mustang retten."

„Ich glaube, Brynn riskiert die absurd geringe Möglichkeit eines Garagenfeuers. Liebe bekommt er das Auto wieder in einem Stück zurück."

„Jetzt übertreibst du aber. Du weißt doch, dass ich im Straßenverkehr, wie sagst du es doch gleich, wie eine alte Oma fahre."

„Ja, aber ich weiß dummerweise, was du mit dem Auto dann auf einer gesperrten Strecke getrieben hast. Ich würde dir den Schlüssel auch nicht geben."

„Ach, hör auf zu meckern und gib mir deinen Rucksack. Wenn wir dann das Verdeck aufmachen wollen, kannst du ihn nicht hinter dem Sitz abstellen."

RJ streckte seien Kopf und warf einen skeptischen Blick in den kleinen Kofferraum. Neben Persenning und Werkzeugkoffer fand sein Rucksack nur mit Krafteinwirkung Platz.

Sie fragte ihn nicht, ob er etwas Zerbrechliches eingepackt hatte, sondern stopfte einfach munter drauf los.

„Was hättest du denn gemacht, wenn ich mit einem Koffer angereist wäre?"

„Damit habe ich eigentlich gerechnet, aber das wäre kein Problem gewesen. Den hätte ich am Flughafen stehen lassen und darüber gelacht, wie du versuchst, ohne die ganzen Stylingprodukte deine Haare nach drei Stunden unter dem Helm in den Griff zu kriegen."

MonopostoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt