Hannah ☆

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„Hey, wo warst du?" Tim sah mich böse an und versperrte mir den Weg. Er stemmte die Hände in die Hüften und tippelte mit dem rechten Fuß auf den Boden. Ich musste grinsen, das hatte er sich erfolgreich bei Mum abgeschaut.

„Da gibt es nichts zu lachen!", beschwerte er sich bei mir.

„Ist ja gut, ich war nur bei der Hütte, ja?"

„An meinem Geburtstag?!"

„Ja, an deinem Geburtstag und wenn du es genau wissen willst, ich hab dir auch etwas mitgebracht." Ich wusste schon seit Ewigkeiten, dass Tim noch nie einen Eiszapfen in den Händen gehalten hatte, also hatte ich ihm einen riesengroßen besorgt. Er hatte sich das nämlich schon seit längerem gewünscht. Ich weiß, bisschen dämlich, aber so war er halt. Ich holte den Eimer hinter meinem Rücken hervor und streckte ihn ihm entgegen. Er schaute rein und sein Gesicht hellte sich vom einen auf den anderen Moment auf, als wäre gerade die Sonne explodiert. Er grinste mich an und griff in den Eimer. Anschließend zog er das riesige Ding heraus und lachte es an, als wäre es ein Stück Schokolade.

„Mega krasses Bällchen!" Ich lachte.

„Wo hast du den Spruch denn jetzt schon wieder her?" „Irgendwoher.", verriet er mir spitzbübisch.

„Na dann weiß ich ja jetzt Bescheid!" Ich wuschelte ihm einmal durch die Haare und quetschte mich an ihm vorbei. „Heeeeeeyyy!", quiekte er.

„Zu langsam!", quiekte ich zurück.

„Ich glaub es geht los!" Gespielt wütend kam er hinter mir in die Küche gestapft. Das war so eine Geste, die er sich definitiv von Dad abgeschaut hatte. Der machte das dauernd, auch manchmal ohne Grund. Das war immer besonders lustig.

„So, Frühstück gefällig?" Mum stand vor dem Toaster und blickte in die Runde.

„Unbedingt!", antwortete ich ihr.

„Das hat ja auch lang genug gedauert.", beschwerte sich die kleine Nervensäge hinter mir.

„Du hattest doch schon deinen Nutella-Toast.", verteidigte sich Mum.

„Na und, der ganze Rest hat noch gefehlt!"

„Naja, ich bin ja auch kein Roboter."

„Schade!" Tim erntete einen warnenden Blick von Mum, der direkt mit einem Lächeln wieder aufgelöst wurde. Der Ungeduldige hatte ja schließlich Geburtstag.

„So, wird das jetzt nochmal was? Das Rührei wird ja noch kalt.", drängelte ich mich dazwischen.

„Ja, du hast ja recht." Sie kam mit der Pfanne zum Tisch und riss dabei fast die Zeitung aus den Händen meines Vaters. „Heeeeyyy!", beschwerte der sich jetzt auch noch.

„Och Leute, für wen mache ich hier jetzt eigentlich noch Frühstück? Ihr seid doch alle mit was anderem beschäftigt." „Für mich." Ich grinste sie an. „Das darfst du nicht persönlich nehmen, die kommen schon noch zu sich." Ich zwinkerte, weil ich das ja auch so gut konnte. Es musste wie eine grässliche schiefe Grimasse ausgesehen haben. Mum lachte.

„Hallo, ich bin voll bei mir!", beharrte Tim.

„Dann komm jetzt und..."

„Zwei Straßen weiter ist eingebrochen worden.", unterbrach mein Dad sie.

„Danke Harald, das wollte ich nur so überhaupt nicht wissen." Halb genervt und halb grinsend, flitschte sie meinem Vater die Zeitung aus den Händen.

„Frühstücken! Jetzt!", befahl sie, lachte und ich schnappte mir mal als Erste das Rührei.

Winter des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt