Ich streckte mich und zuckte gleichzeitig zusammen. Ein stechender Schmerz machte sich in meinem linken Arm breit.
Wo war ich? Ich versuchte mich aufzurichten, doch, was war das? Wasser tropfte von der Decke, die mir viel zu niedrig vorkam. Und alles war so beängstigend weiß und gleichzeitig irgendwie dunkel. Wo war ich gelandet?
Da war die Skipiste und Hannah, die vollkommen angsterfüllt davonrannte. Die Vibration und das Schneegestöber. Und am Ende die Lawine, die mich mitgerissen hatte. Nein, war das wirklich passiert? Ich setzte mich auf und stieß mit dem Kopf gegen die Schneedecke. Nein.
„Nein!" Wie wild schlug ich um mich, Panik stieg in mir auf. Es war zu eng hier unten, ich würde keine Luft mehr bekommen und jämmerlich ersticken.
Mit ein paar langen Atemzügen hatte ich mich wieder beruhigt. Ich wollte schließlich nicht meine ganze Luft schon verschwenden. Obwohl mich hier unten wahrscheinlich eh keiner finden wird. Ich hatte mir so sehr gewünscht, es alles geträumt zu haben. Nein, es durfte einfach nicht wahr sein! Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Womit hatte ich das verdient? Ich ließ mich nach hinten fallen und stöhnte auf. Der Stein ragte hinter mir empor und erst jetzt bemerkte ich, was das da hinter mir wirklich war. Die Scheibe war zersplittert und den Reifen war die Luft entwichen. Außerdem war das Blech verbogen. Warum bitte lag hier unten ein Auto?
Vorsichtig tastete ich mich weiter nach vorne und lehnte mich an die Motorhaube des Autos. Ich schloss die Augen, kniff sie zusammen und öffnete sie wieder, in der Hoffnung doch wieder Tageslicht zu sehen. Doch alles blieb so, wie es vorher auch schon war. Stöhnend griff ich in meine Hosentasche und holte mein Handy hervor. Schon ohne Hinsehen fühlte ich Risse im Display. Beängstigend viele, hoffentlich funktionierte es noch. Betont langsam schaute ich auf das Display und drückte den Home- Button. Es blieb schwarz. Natürlich! Ich warf das Handy auf den Boden. Verdammter Mist! Jetzt war ich endgültig verloren.
Warum hatte ich nicht einfach auf Hannah gehört und mich darauf eingelassen auf die gegenüberliegende Skipiste zu fahren. Dann wäre die Lawine wahrscheinlich trotzdem ausgebrochen, aber sie hätte Hannah und mich wenigstens nicht mitgerissen. Hoffentlich waren nicht auch noch andere Menschen auf der Piste unterwegs gewesen, die dann jetzt auch irgendwo verschüttet waren.
Eine einzelne Träne rollte meine Wange hinab. Es war doch jetzt auch alles egal! Ich wischte die Träne weg und legte mich flach hin. Immerhin arbeitete hier im Schnee alles etwas langsamer. Die Organe würden also nicht so schnell versagen, bis auf die Lunge vielleicht. So viel hatte ich von den Filmen behalten. Ich hatte keine Ahnung, wie kalt es hier unten war, aber schon nur bei dem Gedanken daran bekam ich eine Gänsehaut. Nur gut, dass ich mich in der Ferienwohnung dann doch für die dicke Jacke entschieden hatte. Aber das würde mir hier auch nicht wirklich hilfreich sein.
Ich erinnerte mich an den Traum, in dem Hannah mal wieder vorgekommen war. Sie hatte es geschafft sich in Sicherheit zu bringen, sie hatte es geschafft vor der Lawine zu fliehen und ich hatte mich wieder in ihren Kopf geschlichen. Ob ich es wieder schaffen würde, mich in ihre Gedanken zu schleichen? Mit offenen Augen und außerhalb eines Traumes war es schwieriger. Außerdem war ich noch lange keine Expertin in diesem Gedankending, Hannah konnte es viel besser als ich. Trotzdem versuchte ich es, schloss die Augen und konzentrierte mich ganz darauf, was ich wollte. Durch meinen Körper floss ein warmes Gefühl, doch ich sah nichts. Gar nichts, was auch nur annähernd an ihre blonden Haare erinnerte. „Mist!", fluchte ich leise.
Enttäuscht ließ ich mich wieder zurück in den Schnee fallen, formte im Kopf einen kleinen Schneeball und warf ihn der Lawine an den Kopf. Hätte die Lawine nur einen Kopf gehabt, er wäre bei der nächsten Gelegenheit ab gewesen.
Nun doch grinsend über diesen Gedanken setzte ich meine kleine Geschichte fort und stellte mir vor, wie ich die Lawine vergraben würde und nicht sie mich. Es wäre auf jeden Fall die bessere Idee!
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Winter des Todes
Mystery / Thriller----------------------------------------------- Skiurlaub! Darauf freut sich Zoe schon das ganze Jahr! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Doch plötzlich taucht jemand auf, der ihre Familie zu jemand ganz anderem werden lässt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als sie dann auch...