Panisch und hektisch zugleich rang ich nach Luft und machte es damit nur noch schlimmer. Das wusste ich und trotzdem machte ich genau diesen Fehler. Ich geriet immer weiter in Panik, klappte schließlich halb zusammen, bevor ich mich zusammenriss und die Augen aufschlug.
Ich konnte zwar eh kaum etwas erkennen, aber es half mir meinen Atem auf das Notwendigste zu reduzieren und nicht komplett die Fassung zu verlieren.
Ich versuchte, meinen Kopf mit warmen Gedanken zu füllen, ihn damit vollzupumpen und ihn, wenn nötig auch zum Platzen zu bringen. Es war mir egal! Mich würde eh niemand finden, es war aussichtslos! Im Stillen versuchte ich noch einmal mit Zoe in Kontakt zu treten, konnte sie allerdings nicht erreichen. Dennoch spürte ich ein komisches Gefühl in meinem Herzen, so als würde Zoe gerade hinter meine Kulissen schauen.
Wie auch immer, bringen würde mir das jetzt hier auch nichts! Einen letzten Schritt konnte ich noch gehen, bevor ich schließlich komplett in mich zusammensackte und genau wusste, es würde für immer sein. Genau wusste, ich würde nicht mehr aufstehen können, genau wusste, ich würde Zoe nie wieder sehen und genau wusste, dass ich meine Familie bitter enttäuscht hatte.
Ein letzter Hoffnungsschimmer blitzte in mir auf und ich erinnerte mich daran, dass ich einen Regenschirm in meinem Rucksack hatte, wie ja eigentlich immer.
Mit allerletzter Kraft und mit Bewegungen, von denen ich wusste, es würden meine letzten sein, kramte ich das Ding hervor, spannte es auf und legte es auf den Boden. Es war rot, also sehr auffällig. Vielleicht hatte ich ja Glück und man würde es von oben sehen!
Ein kalter Schauer, begleitet von heftigem Schüttelfrost, der sich durch meinen ganzen Körper zog, machten diesen Hoffnungsschimmer wieder zunichte und ich sackte nun endgültig in mich zusammen. Verzweifelt versuchte ich noch einmal ein letztes Mal die Umgebung zu erkennen, die Berge in guter und nicht in schlechter Erinnerung zu behalten und sich den Schnee nicht als Gefahr, sondern als Geschenk in meinen Kopf einbrennen zu lassen. All das versuchte ich ein letztes Mal, ob es funktionierte, wusste ich nicht. Es war mir auch in dem Moment egal!
Ein letztes Mal rief ich mir Zoes Gesicht vor Augen, entschuldigte mich bei ihr für einfach alles und betete für sie, dass sie es schaffen würde, irgendwie!
Ich zog meinen kleinen Bruder an mich heran, knuddelte ihn einmal ganz doll und versuchte ihm zu erklären, wo ich bald landen würde und wo er mich dann besuchen konnte. Ich konnte mir sein Gesicht nicht ausmalen, es würde mich eh nur noch verzweifelter machen. Ich hoffte einfach, dass er ein langes und erfülltes Leben führen würde und seine Ziele erreichte.
Dann waren da noch meine Eltern, bei denen ich mich zutiefst entschuldigte, dass ich nicht mit ihnen geredet hatte und nicht gesagt hatte, wohin ich wirklich unterwegs gewesen war und vor allem, mit wem.
Ich versuchte für all diese Personen ein letztes Grinsen zustande zu kriegen, was allerdings sofort im Schnee stecken blieb.
Ich spürte, wie meine Augen nun endgültig zufielen, für immer. Ich spürte, wie langsam Leben aus mir wich, ich spürte meinen Atem, der immer unregelmäßiger wurde, ich spürte meine Muskeln, die sich immer mehr entspannten, da sie endlich von diesen Qualen erlöst wurden. Ich spürte einen letzten Windzug, bevor sich schließlich alles um mich herum in eine tiefe schwarze Wolke verwandelte.
Ein einziger Satz, den ich in einem Buch bei meinem Opa gelesen hatte, als ich mich mal wieder heimlich an sein Bücherregal geschlichen hatte, war: „Hätte ich gewusst, wie schnell das Leben zu Ende sein kann, ich hätte so einiges anders gemacht!" Irgendwie passte das gerade verdammt gut!
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Winter des Todes
Mystery / Thriller----------------------------------------------- Skiurlaub! Darauf freut sich Zoe schon das ganze Jahr! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Doch plötzlich taucht jemand auf, der ihre Familie zu jemand ganz anderem werden lässt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als sie dann auch...