Kapitel 2
„Und wann bist du wieder da?"
„Ich komme euch besuchen, Meli", antwortete ich meiner kleinen, süssen Schwester, die mich gerade beim Packen behinderte, in dem sie jede 5 Sekunden eine Frage aufwarf und diese mit dem Hüpfen auf meinem alten Bett zu verstärken versuchte.
„Und wie heisst dein neuer Freund?", fragte sie weiter, das Hüpfen auf der roten Bettwäsche hatte nicht nachgelassen. Ich hielt inne mit dem zusammenfalten meiner Unterwäsche und starrte kurz auf den Kleiderhaufen vor mir.
„James...", murmelte ich und versuchte ihr ein Lächeln zu schenken. James Castro, 28 Jahre alt, 1m 82cm gross, dunkelbrauen Haare und grelle, grüne Augen. Kein Grün, dass ins Blau oder ins Braun überging, nein, es war ein volles Grün wie Moos. Momentaner Geschäftsführer bei der Castor Kooperation, besass ein Penthouse in der Pittsburgh Avenue. Er war Mitglied des Pokerclubs, Schachclubs, besass zwei Pferde, die er regelmässig an Pferderennen teilnehmen liess. Mutter und Vater waren zwar geschieden doch lebten beide noch im gleichen Haus. Aus der gescheiterten Ehe entstanden waren James und sein jüngerer Bruder Blake. Von diesem wusste ich nicht allzu viel, da er sich mehrheitlich von den Familiengeschehnissen raushielt.
Wie zu bemerken war, hatte ich mich mit der Familie Castro auseinandergesetzt. Selbst die Angestellten in der Villa hatte ich durchgecheckt. Ich wollte sichergehen, wo ich mein Leben verbringen würde, mit wem ich mein Leben verbringen würde.
„Ist James nett? Hat er Spaghetti gerne? Wird er mit dir „Smash" schauen?", fragte Meli weiter. Ihre Naivität war bewundernswert. Aber was erwartete man von einer 8-jährigen schon?
„Jeder hat Spaghetti gerne und wenn er kein „Smash" mit mir anschauen will, dann werde ich einfach mit dir weiterhin „Smash" anschauen, während wir unsere Schokolade verdrücken, okay?" Es war nicht einfach Meli meine Angst zu verheimlichen, ohne zu lügen. Ich vermutete stark, dass James nicht der Typ war, der Kinderserien mit mir schauen würde. Ich wusste zwar was er in seiner Arbeit tat und welche Hobbies er verfolgte, doch wusste ich rein gar nichts über den Mann selbst. Ich wusste nichts von seiner Persönlichkeit. Wer er war und wie er war. War er ein sarkastischer Mensch, zynisch, verstand er etwas von Ironie? War er ein leidenschaftlicher Mann oder kaltblütig und berechnet wie sein Vater? War er ehrlich, grosszügig oder mehr der verlogene, egoistische Mensch? War er mit den Machenschaften unserer Eltern einverstanden? Rein gar nichts war mir bekannt und all dies machte mir mehr Angst denn je. Seid mir diese Verbindung bekannt war, stellte ich mir James Castro vor. An manchen Tagen war er der leidenschaftliche, liebende Mann, der mich auf Händen trug an anderen Tagen war er das Ebenbild seines Vaters, der mich in seinem Haus einsperrte und mich der Aussenwelt vorenthielt. Ich wusste noch nicht, was ich von James Castro denken sollte, doch wusste ich, dass ich mich auf gutem Wege mit ihm verstehen musste, da mein Leben von nun an mit diesem fremden Mann verbunden war.
„Ria...", begann Melinda wieder und ich musste ein weiteres Mal mit meinem Packen anhalten.
„Was Meli?"
„Was ist mit Tom? Ist er einverstanden dass du diesen James heiratest?" Nun musste ich wirklich mit dem Packen aufhören. Tom. Mein Ex Freund. Ich erhob mich und setzte mich neben Meli ans Bett.
„Das mit Tom haben wir doch besprochen, Kleine. Ich und Tom sind Freunde." Ihr Gesicht verzog sich leicht. Wie immer, wenn sie versuchte stark über etwas nachzudenken.
"Aber Tom hat dich immer auf den Mund geküsst wie bei Mom und Dad. Heisst das nicht, dass du ihn heiraten wolltest?" Ich sah das kleine Mädchen vor mir verdutzt an. Wie ein Kind zu solchen Zusammenhängen kam, ging weit über mein Verständnis. Vielleicht war ich mit meinen 22 Jahren einfach zu alt um die Welt eines Kindes zu verstehen. Ich hob die Hand und strich durch ihr volles, hellbraunes Haar, dass meinem gleich sah. Mom hatte mir immer wieder gesagt, dass Melinda mein kleiner Doppelgänger war. Wir beide hatten diese hellbraunen Haare, die an Milchkaffee erinnerten. Ihre grossen bernsteinfarbenen Augen waren Kopien meiner eigenen. Auch wenn uns alle Zwillinge nannten mit dem kleinen Altersunterschied von vierzehn Jahren, war für mich Meli das schönste Wesen überhaupt, mit dem ich bei Weitem nicht mithalten konnte. Ich liebte dieses Kind so sehr, als sei es mein eigenes.Ich sah Meli als Tochter und Schwester an, da ich die meiste Erziehung mit ihr durchgemacht hatte. Meine Eltern waren streng arbeitende Leute gewesen, die nicht immer viel Zeit aufbringen konnten. Vor allem bei Meli, da sie mit diesem Kind so spät in ihrem Leben nicht gerechnet hatten, aber ich war die glücklichste Schwester überhaupt geworden und schon am ersten Tag, als Mom mit ihr aus dem Krankenhaus gekommen war, hatte ich den kleinen Bündel in den Arm genommen und mir geschworen alles menschenmögliche zu tun um dieses wundervolle Wesen glücklich zu machen und auch jetzt hatte ich nicht vor von diesem Versprechen abzutreten.
"Nein Süsse. Ich und Tom bleiben Freunde. Wie du und Mark aus deiner Klasse. Den willst du bestimmt auch nicht heiraten oder?" Sie verzog bei dem Gedanken geekelt das Gesicht.
"Bähh! Nein! Ich werde nie Mark heiraten und weisst du auch wieso? Erstens sind Jungs doof, die ärgern uns Mädchen nur und lachen uns aus und zweitens...", sie beugte sich vor zu mir, als sei das nächste was sie sagte von ungeheurer Bedeutung, "er isst seine Popel!" Ich sah sie einen Moment erstarrt an und begann kurze Zeit später laut zu lachen. Nur dieser kleine Engel schaffte es mit ihrer Naivität mich aufzuheitern.
"Du hast Recht", bestättigte ich ihr, nachdem ich mich langsam erholt hatte, "Popelesser sollte man lieber nicht heiraten." Ihre braunen Augen weiteten sich leicht, als sei ihr etwas wichtiges eingefallen.
"Ria! Ist James auch ein Popelesser?!"
Wenn ich das nur wüsste...
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marry his brother
RomanceWenn man eine wichtige Entscheidung zum Wohle der anderen fällt, dann sollte man sich diese genau überlegen. Besonders wenn man jemanden heiraten sollte, denn man nicht kannte, wie James. Dessen Mutter sich wie der Hausdrache schlechthin benahm, wi...