Kapitel 6
Den restlichen Abend verbrachte ich alleine in meinem Zimmer und arbeitete ein wenig. Da ich nun in die Castro Familie einheiratete, hatte ich mich damit auch als Jonathans Castros persönliche Wirtschaftsanwältin bereiterklärt. Ich arbeitete exklusiv für die Castro Cooperation. Erledigte ihre Verträge, ihre Investitionen und ihre Käufe. Ich hatte den Job ursprünglich ausgewählt gehabt um nichtssagenden Firmen, wie diese meines Vaters im harten Kampf der Weltwirtschaft zu helfen, aber nun schien mein Job daraus zu bestehen, die Starken noch stärker zu machen, sodass andere Firmen keine Konkurrenz mehr waren. Mir war von Beginn an klar gewesen, dass Jonathan Castro mich deshalb zu seiner Schwiegertochter hatte machen wollen. Mit mir an seiner Seite, konnte er zur einer Weltmacht im Automobilgewerbe werden.
Spät in der Nacht legte ich mich in mein überdimensionales Bett und versuchte einzuschlafen. Das Problem waren nur noch die einhundert Gedanken, die in meinem Kopf herum wirbelten. Das Treffen mit meiner zukünftigen Familie und die seltsame Einsamkeit, die mich überkommen hatten, waren die grössten davon. Adam war ein, zwei Mal vorbei gekommen und hatte mir ein paar Snacks bringen lassen. Ich dankte mich für seine zuvorkommende Art doch musste ich ihm erklären, dass ich nicht gefüttert werden musste. Ich hatte zwei Hände und konnte mir selbst etwas zubereiten, wenn mir danach war.
Etwas um 3 Uhr früh, hatte mich der Schlaf eingeholt und ich hatte endlich ein paar Stunden Ruhe, doch auch diese hielt nicht ewig. Gegen den frühen Morgen wurde ich von Geräusche aus der Küche geweckt und vermutete zuerst, dass es sich um Adam hielt, der meine Worte gekonnt ignoriert hatte und mir doch Frühstück zubereitete, doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich die Wohnungstür abgeschlossen hatte und weder Adam noch eine andre Angestellte einen Schlüssel besassen. Ich sprang erschrocken von der Erkenntnis in eine aufrechte Position und starrte zu meiner leicht angelehnten Schlafzimmertür. Jemand war da draussen und es war kein Adam. Innerlich verfluchte ich James und die Castros, dass sie mich alleine in einer Wohnung liessen und den werten Herrn Franco erst recht. Gestern konnte ich, die bald die Verlobte des James Castros darstelle, nicht durch die Eingangstür des Golden Parks, aber Fremde Menschen kam einfach so in eine Wohnung hinein? Ich spürte wie mein Herz bis zum Halse schlug, als ich das Öffnen und Schliessen von Schubladen hörte. Wer auch immer dort draussen war, musste sicherlich gewusst haben, dass James auf einer Dienstreise war, aber er hatte nicht gewusst, dass seine zukünftige Frau hier sein würde. Keiner wusste von mir.
Ich schluckte schwer und verliess langsam das Bett. Ich durfte nun keine Geräusche machen. Wer wusste schon, was für ein skrupelloser Mensch nun diese Wohnung nach Wertsachen durchwühlte. Ein Einbrecher? Langsam schlich ich Richtung Zimmertür und hob währenddessen den Baseball Schläger, denn ich im Zimmer hatte, auf. Als ich ihn Zuhause eingepackt hatte, hatte er nur vergangenen Kindheitserinnerungen bedeutet, nun war er eine Waffe geworden. Die Geräusche, die ich vernommen hatte, kamen aus der Küche und ich blieb einen Moment stutzig vor meiner Schlafzimmertür stehen. Als Einbrecher würde ich nicht gerade eine Küche durchwühlen, aber womöglich war er auf Silberbesteck aus?
Ich öffnete zögernd meine Zimmertür und streckte meinen Kopf in den Gang hinaus. Dieser war leer, aber die Geräusche in der Küche wurden lauter und ich hörte jemanden leise Fluchen. Es war eine männliche, tiefe Stimme. Und hier ging meine Hoffnung dahin, dass es Frau Castro war, die in die Wohnung eingebrochen war. Ich rieb mir über die Augen um den Schlaf zu verscheuchen und tippte mit leisen Sohlen Richtung Küche. Die Vorstellung, dass ein Einbrecher hier war, war absurd, aber ich steckte in einer fremden Wohnung, mit einem mir fremden Mann, der anscheinend meine und die Küchengeräte meines Verlobten durchsuchte. Wie hätte ich mich sonst benehmen sollen? Ich klammerte mich mit steifen Fingern an meinem Schläger und hob hin auf Gesichtshöhe hin. Ich hatte nie Kurse in Selbstverteidigung besucht, hatte diese auch nie für nötig befunden, doch in diesem Moment wünschte ich mir zu wissen, wie mein eine Person bekämpfen konnte, die grösser und stärker war als einer selbst.
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marry his brother
RomanceWenn man eine wichtige Entscheidung zum Wohle der anderen fällt, dann sollte man sich diese genau überlegen. Besonders wenn man jemanden heiraten sollte, denn man nicht kannte, wie James. Dessen Mutter sich wie der Hausdrache schlechthin benahm, wi...