10 Minuten.
Ganze 10 Minuten hattest du noch Zeit, dich so gut es ging, frisch zu machen. Nicht das er dich noch noch nie so gesehen hatte, viel mehr sah der Spiegel in dem du dich betrachtest so aus, als würde er jede Sekunde zerspringen wollen, um deinen Anblick nicht mehr ertragen zu müssen. Deine Augenringe sprachen für sich, genau so, wie deine vom weinen geschwollenen Augen es taten.
Nachdem du gerettet hast, was noch zu retten war, schlichst du dich in die Küche, um leise das Fenster zu öffnen. Noch bevor du dich überhaupt umdrehen konntest, sahst du schon einen Schatten sich anschleichen und durch das Fenster steigen.
Du spürtest, wie dein Herz immer schneller schlug. Ob es an Ihm lag, oder an dem Klappern der Glasflaschen, die Aizawa hätten wecken können? Weißt du wahrscheinlich selbst nicht. Das einzige was du sicher weißt, ist dass diese Flaschen dir wieder deinen Abend versüßen werden.
Du schlichst dich vorsichtig ins Wohnzimmer, um sicher zu gehen, dass Aizawa noch schläft. Tat er, zumindest bis ein lautes Poltern euch beide aufschrecken lies. Dein Besuch hatte es mal wieder geschafft, wie auch immer, über seine eigenen Füße zu stolpern und dabei den Kühlschrank fast mit zu Boden zu reißen.
"Was machst du um die Uhrzeit noch in der Küche und was hat da so gepoltert?"
Okay, nachdenken. Hunger? Die Pizza war noch auf dem Couchtisch, das würde er dir nicht abkaufen.
"Äh, a-also.. i-ich hatte dings.. äh.. DURST!"
Das war's. Er stand auf. Wie versteinert standest du da und starrest ihn an. Was du nicht wusstest, war dass dein Besuch wieder aus dem Fenster nach draußen krabbelte. Aizawa ging in die Küche, machte das Licht an und sah dich mit ernstem Blick an. Wusste er es? Wüsstest du selbst nicht, dass er eben noch da war, hätte es wirklich so aussehen können, als wärst du einfach tollpatschig.
"Shinso, komm rein."
Aufgeflogen. Fuck. Du stelltest dich schon auf die nächste Standpauke ein, während Shinso schuldig durch das Fenster wieder einstieg.
"Weißt du, du kannst auch einfach durch die Tür rein kommen. Wenn du was essen möchtest, im Wohnzimmer ist noch Pizza. Ich gehe wieder schlafen, seid nicht zu laut."
Bitte was? Ihr hattet beide mit allem gerechnet, nur nicht damit. Aizawa's Blick nach, saht ihr wahrscheinlich echt lustig aus, so wie ihr beide da standet, mit offenen Mündern und einem Blick, als hättet ihr einen Geist gesehen. Er schmunzelte und ging in Richtung seines Schlafzimmers.
Shinso und du starrten ihm noch ein paar Sekunden hinterher, bevor ihr euch kurz ansaht und erleichtert ausatmet.
"Immerhin hat er von denen hier nichts mitbekommen."
Und schon hielt er dir 2 Flaschen Vodka entgegen. Ein leichtes Grinsen machte sich über deinem Gesicht breit und schon zogst du ihn an der Hand hinterher in dein Zimmer und verschlosst die Tür.
Zugegeben war Shinso bereits seit den letzten 9 Tagen jede Nacht da um dich mit Alkohol zu beglücken, aber irgendwas war Heute anders. Abgesehen davon natürlich, dass ihr erwischt wurdet.
Ohne großartig miteinander zu sprechen, reichte er dir die Flasche und ihr beide nahmt einen großen Schluck.
"Wie war der erste Schultag?", fragte er in einem neckenden Ton, worauf du nur deine Augen verdrehtest und direkt zum nächsten Schluck ansetzt.
"So schlimm huh?", auch er setzte die Flasche wieder an.
"Naja, sie sind.. nett halt."
Nett ist bekanntlich die kleine Schwester von Scheiße. Gut, so schlimm war es nun wirklich nicht, aber im Gegensatz zu deinen eigentlichen Leuten, schon ein starkes Downgrade.
"Lass uns einfach nicht mehr darüber reden. Du weißt, dass ich am liebsten garnicht mehr raus gehen würde, aber was hab ich für ne Wahl mit nem Lehrer als Dad."
Dad.. So hattest du ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr genannt. Um Genau zu sein, seit 2 Jahren nicht mehr, nachdem er dir in einem Streit an den Kopf warf, dass er ja nicht dein Vater sei.
Auch Shinso sah, wie du in Gedanken versunken schwer schlucken musstest und bevor du wieder in Tränen ausbrichst, holte er direkt deine besten Freunde der letzten Woche aus der Tasche. Joints.
Auch wenn ihr beide nicht gerade nach Junkies aussaht, die vergangenen Nächte haben euch zu welchen gemacht.
Mit leuchtenden Augen sprangst du förmlich auf und ranntest zu deiner kleinen Musikbox.
Und genau so sahen deine beziehungsweise eure Nächte die letzten 9 Tage aus. Shinso reinschmuggeln, betrinken, kiffen, dazu etwas melancholische Musik und siehe da, die perfekte Atmosphäre für Late-Night-Talks ist geschaffen.
Mehr als das war es nicht. Drogenrausche und die Gespräche mit deinem besten Freund. Zwar deinem einzigen momentan, aber dafür um so vertrauter.
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Als so langsam die Sonne aufging und ihr eure letzten Schlücke aus euren Flaschen nahmt, bevor diese leer waren, rappelt ihr euch auf und schlicht euch wieder in den Flur. Er voran, du hinterher. Keine Spur von Aizawa. Leise schlicht ihr immer weiter bis er.. am Fenster vorbei ging???
Er nahm wirklich die Tür. Beeindruckend. Sah schon fast nicht mehr nach Reinschmuggeln-und-besaufen-und-Morgens-rausschleichen aus.
"Also.. ich sehe dich später in der Schule?", klang schon fast wie eine Feststellung anstatt einer Frage.
"Lässt sich nicht vermeiden, was?"
Ein leichtes Lächeln zierte eure beiden Lippen, als er langsam verschwand und du die Tür hinter dir schließt.
"Nach 9 Tagen nimmt er also wirklich die Tür.."
Wenn du vorher müde warst, warst du es spätestens jetzt nicht mehr, dank dem Herzinfarkt den Aizawa dir beinahe bereitete.
Warte mal. Hat er gerade?
"B-bitte w-was?", noch schuldiger konntest du wirklich nicht mehr klingen, wow.
"Du denkst doch nicht wirklich, dass ich nicht gemerkt habe, wie er sich die letzten 9 Nächte durch das Küchenfenster reinschlich und ihr an mir vorbei gegeistert seid, oder?"
Naja, eigentlich schon. So viel dazu.
"W-wir sollten zur Schule, m-meinst du nicht auch?", nervös lächelnd streichelst du dir über den Hinterkopf, als du wie von einer Tarantel gestochen weg stürmtest. Du hattest es in deinem Leben wahrscheinlich noch nie so eilig in die Schule zu gehen. Was tut man nicht alles dafür, kein Gespräch über seine Freunde, Beziehungen und Schmuggeleien mit seinem Vater führen zu müssen. Vater. Klingt selbst in deinem Kopf noch komisch. Ob es sich wohl jemals wieder normal anfühlen wird?
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Decisions
FanfictionBegleite Y/N durch ihre schönsten aber auch ihre schwersten Zeiten ihres Lebens. - 18 + - wird viel Lemon enthalten