Kapitel 16

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Heute war es soweit. Es war der 31. Dezember. Tom hatte Geburtstag. Seit dem "Streit" den wir hatten habe ich jede Nacht auf dem Dachboden verbracht. Wir hatten nicht ein Wort miteinander gewechselt. Um ehrlich zu sein war es mir ziemlich egal das er Geburtstag hatte. Da ich aber sein Geschenk schon hatte, beschloss ich es ihm trotzdem zu geben.

 Nachdem ich mich dazu entschieden hatte stand ich von meinem Heu Bett auf und zog mir wärmere Sachen an. Sobald ich ihm das Buchgegeben habe würde ich Joggen gehen. Ich wollte ja an meinen körperlichen Fähigkeiten arbeiten.

 Ich bin eigentlich davon ausgegangen das Tom nicht da wäre, er saß allerdings seelenruhig auf seinem Bett und las in einem seiner Bücher. Ein wenig perplex stand ich in der Tür und schaute zu ihm. Da er mich keines Blickes würdigte beschloss ich einfach das gleiche zu tun. Ich ging zudem Schreibtisch rechts von mir und schloss die kleine Schublade auf. Darin hatte ich das Buch verstaut damit er es nicht schon vorher fand.

 Eine Zeit langüberlegte ich ob ich es ihm wirklich geben sollte. Immerhin waren wir gerade nicht so gut miteinander. Wenn er jetzt auch noch herausfindet das ich in seinem Tagebuch gelesen habe, konnte ich mich gleich begraben gehen. Letztendlich griff ich das Buch, lief zu seinem Bett und schmiss es ihm lieblos entgegen. Im Augenwinkel sah ich wie er zuerst das Buch und dann mich anschaute. Da ich aber keine Lust auf eine Standpauke hatte, verließ ich das Zimmer und ging zum Ausgang des Waisenhauses. 

Draußen angekommen atmete ich erleichtert aus. Anscheinend hatte er seine Launen heute unter Kontrolle. Es war zwar so kaltdraußen das ich zum Joggen sogar einen Schal, eine Mütze und Handschuhe trug, allerdings war es irgendwie eine angenehme Kälte. Ich lief meine gewöhnliche Strecke durch die Stadt und musste sagen das es mir jetzt schon viel leichterfiel. Ich schnaufte zwar immer noch mächtig wenn ich die letzte halbe Stundeunterwegs war, aber ich schaffte die Runde ohne Pause.

 Auf meiner Strecke kam ich sogar an dem kleinen Buchladen vorbei. Natürlich brannte kein Licht darin, ich hatte den Besitzer ja getötet. Was mich allerdings wunderte war, das ichkeinen einzigen Polizeiwagen sah. Die Leiche musste doch mittlerweile schonziemlich stinken, sie lag schon fünf Tage da. Und wie kann es sein das die Polizei hier nicht nach ihm sucht, seine Frau und sein Sohn wundern sich doch bestimmt wo er ist und haben sein "verschwinden" gemeldet? Die Polizei ist langsam geworden. 

Kopfschüttelnd vertrieb ich diese Gedanken und lief weiter. Wenn ich hier weiter so rumstand würde das nur komisch aussehen. Schon fast wieder am Waisenhaus angekommen, erregt etwas kleines, rundes, schwarzes meine Aufmerksamkeit. Ich änderte meine Richtung und bewegte mich etwas langsamer auf die Runde Form zu. 

Keine Ahnung warum es mich so anzog, schließlich konnte es aber auch nur Müll oder ein Stein sein. Das kleine, schwarze etwas hatte aber eine ungewöhnliche Struktur für einen Stein oder Müll . Das konnte kein Müll oder ein Stein sein. Es sah eher so aus als würde der Kreis aus Schuppen bestehen. 

Langsam ging ich in die Hocke und streckte meine Hand nach dem Ding aus. Meine Finger fuhren über die Schuppenartige Struktur. Es war sehr fein aber dennoch ziemlich hart. Ein Ende dieses Wesens erhob sich und ich konnte schwarze Augen in einem kleinen Gesicht erkennen. Es sah aus wie eine Schlange. Was machte diese Art von Schlange denn hier in London? Es ist doch viel zu kalt für sie hier. 

Was als nächstes passierte überraschte mich allerdings noch mehr. Die Schlange öffnete ihren Mund und zischte. Komischerweise verstand ich sie. Sie bat mich um Hilfe. 

Endlich aus meiner Schockstarre erwacht griff ich vorsichtig in Richtung der Schlange. Ich legte den Kopf sanft in meine Hand und wartete darauf das der Rest des starken Körpers sich um meine Hand wickelte. Aber das geschah nicht. Sie war offenbar schon zu steif gefroren. Vorsichtig legte ich den Kopf wieder zurück in den Schnee. Um die schwarze Schönheit zu transportieren müsste ich sie irgendwo reinlegen. Ich griff nach meiner Mütze, nahm sie von meinem Kopf und versuchte so behutsam wie möglich die kleine Schlange dort rein zu legen.

 Sobald sie drin lag nahm ich die Mütze hoch und machte mich auf den Weg zum Waisenhaus. Auf dem Weg merkte ich wie sich das innere der Mütze ein wenig bewegte. Um sie zu wärmen hatte ich sie etwas an meinen Körper gedrückt, schien zu klappen. „ Beweg dich am besten erstmal nicht so viel. Wenn jemand mitbekommt das du hier bist werden sie uns beide auf die Straße setzen", erklärte ich Diabolo bevor wir ins Haus gingen.

Riddle FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt