•Silas•
Ich ritt neben Toby her, während er mir von Caleb's neuem Berittpferd erzählte.
„Dieses Pferd ist absolut bescheuert"
Er verdrehte die Augen als ich grinste.
„Sei mir nicht böse, aber bei dir muss man auch meistens um dein Leben bangen"
„Das ist Blödsinn, Coco passt auf und schmiert mich nicht wahllos an irgendeiner Bande ab"
„Ich erinner mich noch an die Worte Ich warte immer noch auf deinen Absturz"
Toby schwieg und klopfte Coco's Hals.
„Wie auch immer"
sagte er schließlich und bog nach rechts auf einen Feldweg ab.„Wie sieht's bei dir aus?"
Ich überlegte kurz und zuckte kurz darauf mit den Schultern.
Ich wollte ihm nicht sagen das ich ins Ausland gehen würde, allerdings hatte er verdient es zu wissen.
„Was ist jetzt mit dir und Charlie?"
Gott sei Dank. Themenwechsel.
„Was soll schon sein?"
Toby warf mir einen Ich weiß alles Blick zu und ich seufzte ergeben.
„Ich denke wir sind auf einem guten Weg"
„Das heißt?"
„Das heißt das ich sie geküsst habe und wir danach ausgegangen sind"
Ein empörtes Schnauben entkam meinem besten Freund.
„Das du mir sowas verschweigst!"
Ein Lachen entwich uns beiden.
„Entschuldige"Wir ritten einige Meter weiter, ohne das jemand etwas sagte.
Toby schien zu überlegen was er sagen sollte, bis ich die Stille nicht mehr aushielt.
„Raus mit der Sprache"
Er warf mir einen flüchtigen Blick zu bevor er seufzte.
„Deine Fortbildung-"
Ich versteifte mich automatisch und das schien ihm Antwort genug zu sein.„Bitte sag mir nicht, dass das dein Ernst ist"
Toby starrte mich fassungslos an.
„Es tut mir leid.."
Weiter kam ich nicht, da unterbrach er mich auch schon ruppig.
„Wie lange steht es schon?"
„Toby-"
„Wie lange?!"
„Knapp eine Woche"
Der Schimmel neben mir blieb stehen, als mein bester Freund den Zügel annahm.Ich bremste Noir ebenfalls aus, sah aber nicht nach hinten.
„Willst du mich verarschen?! Wann hattest du vor mir das zu sagen? Wenn du halb außer Lande bist?"
Er schrie nicht, aber dieser scharfe, enttäuschte Unterton war noch viel schlimmer.
Meine Schultern sackten nach unten und ich gab auf.
Mein Blick glitt zurück und blieb an Toby's frustrierten Gesichtsausdruck hängen.„Es ist besser so"
Lüge.
Ich drängte die leise Stimme in meinem Kopf zurück und beobachtete wie sich die Gesichtszüge meines Gegenübers verhärteten.
„Ich fasse es nicht"
„Das ist meine Chance! Gönn es mir doch einfach statt mir ein schlechtes Gewissen einzureden."
Toby schwieg und ich wusste das ihn diese Worte tiefer getroffen hatten, als alles andere.„Ich glaube es ist besser wenn ich jetzt zurück reite"
Er drehte Coco um.
„Toby warte"
Er drehte seinen Kopf ein letztes Mal in meine Richtung und ich stellte alle Versuche ihm zu folgen ein, als ich seinen Blick sah und wusste, dass ich einen riesigen Fehler gemacht hatte.•Charlie•
Es war früher Nachmittag als ich von Adonis Rücken rutschte und ihn in den Stall zurückbrachte.
Einige Pferde begrüßten uns mit einem freudigen brummeln, doch vor allem eine weiße Schimmelnase stach mir ins Auge.
Verdattert hielt ich kurze Zeit inne als ich Coco erkannte.
Ich war zeitgleich mit Toby vom Hof geritten, er konnte niemals innerhalb 45 Minuten wiedergekehrt sein, wenn Silas und er einen größeren Ausritt geplant hatten.Ich setzte meinen Weg zu Adonis Box fort und zog ihm die Trense vom Kopf, bevor ich das Halfter drauf zog und ihn anband.
Als ich Stimmen aus Richtung der Sattelkammer hörte, steuerte ich auf diese zu und öffnete die Tür.
Caleb und Toby sahen mich beide erschrocken an, während sie abrupt verstummten.
„Was?"
Ich warf beiden einen fragenden Blick zu, doch sie zuckten nur mit den Schultern.
„Alles gut"
winkte Caleb ab und schlang einen Arm um Toby's Schulter, um ihn Richtung Ausgang zu drücken.Eilig schob ich mich in den Weg.
„Wieso bist du schon wieder da? Ich dachte ihr wolltet länger ausreiten?"
Angesprochener zog die Stirn in Falten.
„Ist egal"
„Nein ist es nicht, raus mit der Sprache oder ich frage Silas"
Drohend hob ich einen Finger.
„Vielleicht wäre das tatsächlich besser"
brummte Toby und verschwand durch die Tür.
Hilfesuchend sah ich Caleb an.
Dieser schüttelte jedoch bloß leicht den Kopf und folgte seinem Freund.
•••
Als ich später am Abend meine Sachen für den morgigen Turniertag packte, ging mir der Satz von Toby nicht aus dem Kopf.
Was hatte Silas jetzt bloß schon wieder ausgefressen?Verstohlen schielte ich zu meinem Handy, dass auf der Bettdecke lag und in den letzten zwei Stunden keinen Mucks von sich gegeben hatte.
Bereits seit einer gefühlten Ewigkeit haderte ich mit dem Gedanken Silas anzurufen und ihn zu Toby's verhalten auszufragen.
Andererseits ging es mich nichts an und ich hatte kein Recht darauf es zu erfahren, was passiert war.Etwas aggressiver als nötig, schleuderte ich meinen Stallschlüssel in die Tasche und zog sie mit einem Ruck zu.
Für eine Weile saß ich bloß auf dem dreckigen Fußboden bis ich mich schließlich erhob und mir ein Outfit für den morgigen Tag hervorzog.
Ich beschloss das ein weiter dunkelblauer Pullover und meine schwarze Reiterleggins für das Turnier reichen sollten und legte den Klamotten Stapel auf meinen Schreibtisch-Stuhl, bevor ich mich in mein Bett fallen lies und ein letztes Mal nach meinem Handy griff, nur um es dann verzweifelt wieder neben mir fallen zu lassen.Silas würde mich morgen um 6:00 Uhr abholen, weil ich darauf bestanden hatte beim vorbereiten zu helfen.
Innerlich verfluchte ich mich dafür, da ich nicht ausschlafen könnte.
Aber was tut man nicht alles für seine Freunde?•Silas•
Charlie lies sich neben mir auf den Beifahrersitz fallen und zog die Tür hinter sich zu.
Ihrem zerknitterten Gesichtsausdruck zufolge, hat sie nicht gut geschlafen.
„Hey"
brummte sie und sah mich aus verschlafenen Augen an.
Als Antwort lehnte ich mich über die Mittelkonsole nach vorne und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.Als sie zufrieden seufzte, musste ich lächeln.
Langsam löste ich mich wieder von ihr, startete den Motor und fuhr los.
„Hast du eine Sitzheizung?"
Wortlos drehte ich an dem Regler herum ohne dabei den Blick von der Straße zu nehmen.
„Habe ich schonmal gesagt das ich dein Auto liebe?"
„Nein, aber jetzt weiß ich wenigstens womit ich dich beeindrucken kann"
„Witzig"
Ein kurzer Seitenblick genügte um zu sehen wie sie die Augen verdrehte.
„Stets zu Diensten"
Charlie brummte etwas unverständliches, bevor sie ihren Kopf gegen die Fensterscheibe lehnte und nach draußen sah.Von ihr zuhause aus mussten wir nicht lange fahren und schon bald rollte mein Wagen auf den Parkplatz des Hofes.
Während ich den Motor abstellte sah ich zu Charlie herüber und musste schmunzeln als sie sich durchs Gesicht wischte.„War deine Nacht so furchtbar?"
Sie öffnete die Augen und grinste verschlafen zu mir herüber.
„Gut war sie auf jeden Fall nicht"
Ich lächelte sanft.
„Ich spendiere dir später einen Kaffee"
Sie lachte leise, bevor wir aus dem Wagen stiegen und nebeneinander auf den Stall zuliefen.
Ihre Hand streifte leicht meine und ich beantwortete ihre Frage, indem ich meine Finger mit ihren verschränkte.Ein warmer Windzug und der Geruch von Heu und Pferd wehte mir um die Nase, als wir den Stall betraten.
Noir streckte bereits neugierig den Kopf aus der Box und grummelte mir freudig entgegen.
Bis auf Klara, die hinten am Putzplatz herumlief war niemand zusehen.
Charlie legte die Hand auf Noir's Nase, als wir vor ihm zum stehen kamen und strich über sein schwarzes Fell.„Soll ich ihn fertig machen, während du den Hänger einräumst?"
„Kannst du machen"
Sie lächelte zufrieden bevor sie nach seinem Lederhalfter griff und die Box aufzog.
„Ich komme gleich zu dir, wenn ich fertig bin"
Ich beugte mich leicht zu ihr herunter und drückte meine Lippen auf ihre Wange was sie prompt etwas erröten lies.
Schnell flüchtete sie in die Box und zog meinem Pferd das Halfter auf, während ich mich schmunzelnd auf den Weg zur Sattelkammer machte.
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About that Night
Fiksi RemajaEin Kuss auf einer Party und plötzlich ist für die 21 jährige Charlotte Lopéz alles komplizierter als vorher. Was soll man schon tun, wenn der glückliche ausgerechnet ein guter Freund ist und man diese Freundschaft nicht aufs Spiel setzen will? Währ...