Kapitel 24

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•Silas•

Es war fast zwölf als mein Handy neben mir klingelte.
Ich griff danach, während ich mein Shirt in den Koffer schmiss.
Als ich jedoch sah, das Charlie die Anruferin war, blieb mein Herz kurzzeitig stehen.
Eilig nahm ich ab, in der dämlichen Hoffnung das sie mich ein letztes Mal sehen wollte.

„Charlie?"
„Silas"
Ihre Stimme klang lallend und kurz darauf kicherte sie.
Sie war betrunken. Klasse.
Im Hintergrund hörte man den leisen Bass, der für einen Club sprach.
„Wo bist du?"
„Wer weiß"
Sie kicherte erneut und ich verdrehte über diese Antwort genervt die Augen.
„Charlie ich meine das ernst, wo zum Teufel steckst du?!"
Mir fiel eine Strähne ins Gesicht, die ich eilig wegstrich.

„Das geht dich nichts mehr an"
Das Lallen übertönte keineswegs den Schmerz in ihrer Stimme und ich biss die Zähne zusammen.
„Raus mit der Sprache"
„Nöö"
Sie zog diese Wort Ewigkeiten in die Länge, bis ich sie unterbrach.
„Doch, das wirst du. Sag mir wo du bist."
„Willst du das auch sicher? Da ist so ein Typ und der fand mich toll! Vielleicht gehe ich mit ihm Heim"
„Charlie"
Ich atmete tief durch, als ein tiefer Stich der Eifersucht mich durchfuhr.
Du bist selber Schuld.

„Sag mir wo du bist und dann entscheide ich selbst was ich davon halte"
„Hmm"
Sie klang belustigt.
„Sorry Schatz, heute habe ich leider keine Zeit für dich eingeplant."
„Trotzdem telefonierst du mit mir?
Ziemlich widersprüchlich, findest du nicht auch?"
Während ich das sagte, öffnete ich Snapchat und schaute auf die Map.
Zu meinem Glück hatte sie ihren Standort an und hinzu auch eine Story gepostet.

Ich wusste, wo sich dieser Club befand und eilte in den Flur.
„So vieles auf dieser Welt ist widersprüchlich"
Ihre Worte klangen Schlapp und müde.
Ich schüttelte den Kopf, zog meine Jacke über und eilte durchs Treppenhaus nach draußen.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.

„Ich komme jetzt und hole dich, versprich mir das du nicht mit diesem Typen verschwindest"
Mein Wagen stand am Rand der Straße, statt im Parkhaus.
Bereits gepackt, bis auf meine letzten Habseligkeiten.
„Seit wann so besitzergreifend?"
Ich stieg ein und seufzte genervt auf ihre Worte hin.
Charlie's Frage ignorierend, startete ich das Auto und fuhr los.

„Gib mir 10 Minuten"
Dann legte ich auf.
Ich musste mich aufs fahren konzentrieren und darauf, dass Tempolimit nicht zu überschreiten.
Wenn mich jetzt die Polizei anhielt, wäre mein Plan durchkreuzt.

Trotz der späten Stunde liefen vereinzelt Teenager Gruppen durch die dunklen Gassen, oder fuhren selbst mit mir über die verlassene Straße.
Hier, in dieser Ecke, war so gut wie nie ein Polizeibeamter vorzufinden, was die unerlaubte Fahrerei vereinfachte.

Ich selbst war in jungen Jahren, mehr als einmal gefahren und ab und zu erwischt wurden.
Meine Eltern waren davon nie begeistert gewesen, doch dies hatte mich gelehrt unbemerkt und schnell irgendwo hinzukommen.

Nach wenigen Minuten bog ich auf die Straße ab, in der sich der Club befand und hielt hinter einem roten Twingo.
Eilig stellte ich den Motor aus, sprang aus dem Wagen und eilte zur Tür.
Heiße Luft schlug mir ins Gesicht und sofort huschten meine suchenden Augen, über die Tanzfläche und die Bar.

Nirgendwo konnte ich Charlie ausmachen, bis mein Blick an einer Frau hängenblieb, die mich perplex anstarrte.
Ich erinnerte mich an mehrere Insta Storys, die Charlie gemeinsamen mit dieser gepostet hatte und steuerte sie kurz darauf an.

„Hey"
Ich blieb unmittelbar vor ihr stehen, während sie mich neugierig musterte.
„Silas"
sagte sie plump und nippte an ihrem Getränk.
„Wo ist Charlie?"
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe, bevor sie verwirrt den Kopf schüttelte.
„Hast du überhaupt Zeit hierfür"
Ihre Hände gestikulierten in der Luft herum und versuchten somit den ganzen Raum zu beziehen.
„Ich habe Zeit, ja."
Wir lieferten uns ein kurzes Blickduell, bevor sie seufzend Richtung Toiletten deutete.
„Tust du ihr weh, hast du ein Problem mit mir"
Mir einen vernichtenden Blick schenkend, wendete sie sich ab und ich drängelte mich durch die Menschenmenge.

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