18. Kapitel

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J U N E

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Seine Glieder waren ausgestreckt angebunden. Seine schwarzen, längeren Haare hingen ihm in die Stirn, sein Oberkörper war an mehreren Stellen aufgeschlitzt und Blut rann ihm seinen Körper hinab, sickerte in seine tiefsitzende schwarze Hose.

Dennoch war sein Kopf erhoben und er erstarrte uns direkt an, mit einem stählernen Blick. Sein Gesicht war zugeschwollen und ein Auge war schwarz, er stand da, gefesselt, mit nichts als einer Hose am Leib und einem zerschundenen Körper und dennoch strahlte er eine Autorität und pure Stärke aus, dass mein Herz schneller schlug und mir heiss wurde.

Arrow war stark, sein Körper so kräftig gebaut, als wäre er aus Stahl und sein Wille schien unbeugsam. Sein Wolf musste unheimlich dominant sein.

Das war irgendwie heiss, dachte ich und meine Wangen brannten automatisch auf.

So ein Mann würde mich vor allem beschützen.

Mein Körper war geladen und das kleine Feuer, das mein Blut anheizte, loderte auf, als Arrows Augen sich direkt auf mich richteten.

Es war ein ruhiger Blick, er hatte etwas Lauerndes an sich, vielleicht auch etwas Vorsichtiges. Als würde er nicht wissen, was ich hier tat und wieso ich hier war. So, als würde er jeden meiner Schritte abwarten, als ob er fast damit rechnete, dass ich plötzlich meine Meinung änderte und aus dem Raum stürmte.

»June! Na los, auf was wartest du, wir haben nicht alle Zeit der Welt! Bind ihn los, ich werde Wache stehen.« katapultierte Rowtag mich aus meiner Blase heraus.

Ich setzte einen Schritt vor den anderen, zuerst langsam, dann immer schneller, während er mich immer noch anstarrte und seine Augen stärker aufglühten, je näher ich kam. Es war, als könne er nicht genug von mir haben und als würde er selbst nicht glauben, dass ich hier war.

Dann stand ich vor ihm und wich seinem Blick aus, weil ich plötzlich nervös war.

»Ich löse die Fesseln.« flüsterte ich unbeholfen und machte mich dann daran, seinen Körper von den Seilen zu befreien.

Als erstes löste ich den Knopf um seinen Hals. Er drehte den Kopf zu mir und senkte sein Kinn. Er beobachtete mich genau.

Mein Herz schlug mir bis in den Hals, aber ich sah nicht hoch in sein Gesicht, weil ich seinen brennenden Augen nicht standhalten konnte. Oh mein Gott, es war mir plötzlich peinlich, hier vor ihm zu stehen.

Als nächstes kam die Fessel um seinen Oberkörper. Sie war rot, vollgesogen mit Blut und als ich sie zu öffnen versuchte, berührte meine Hand seinen Bauch.

Sofort spannte er ihn an und zog scharf seinen Atem ein.

»June! Beeil dich!«

Ich hielt die Luft an, zwang mich verflixt nochmal zur Vernunft und löste flink die restlichen Seile, als mein Blick auf seine Handfläche fiel. Mir wurde eiskalt vor Entsetzen und mein Blut gefror zu Eis.

»Ich muss dir den Nagel entfernen.« gab ich rau hervor, hob zögerlich meinen Kopf und wünschte, meine Worte würden nicht der Wahrheit entsprechen.

Er sah mich ruhig an, als hätte er sein Schicksal schon längst akzeptiert.

»Es wird bestimmt sehr schmerzhaft.«

Er blieb stumm, sah mich nur weiterhin an. Ich suchte in seinen silbernen, glühenden Augen, nach einem Hinweis. Einer Antwort.

»Okay.« sagte ich etwas unsicher und hob dann meine Hand. Ich griff nach dem Eisennagel und atmete tief durch.

Eins ... zwei ...

A R R O WWo Geschichten leben. Entdecke jetzt