Kapitel 9

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Der nächste Tag verlief ruhig. In den ersten Stunden hatte ich Philosophie bei Mrs. Louis. Sie ist meine Lieblingslehrerin nach Mr. Sprouse. Sie ist klein, Blond und zierlich gebaut. Sie ist super nett und hat ein offenes Ohr für die Schüler. Falls ich nicht im Unterricht mitkommen sollte, hat sie mir angeboten mich sofort bei ihr zu melden und sie würde mir Nachhilfe geben. Allerdings sollte das kein Problem sein, da mir ihre Fächer sehr gut liegen. Schließlich sind es auch meine Hauptfächer. Mrs. Louis unterrichtet Philosophie und Literatur. Bücher waren schon immer mein größtes Hobby. Stephen King hat einmal gesagt, "Bücher sind einzigartige, tragbare Magie" und ich finde damit hat er vollkommen recht. Wenn man ein Buch liest, taucht man in eine andere Welt ein. Man liest nicht nur das Buch, man sieht die Geschichte, die man liest direkt vor seinen Augen. Man ist quasi direkt in der Geschichte drin und seien wir mal ehrlich, eigentlich sind wir doch alle wir Bücher. Wir warten nur auf den Menschen, der sich die Zeit nimmt, uns zu lesen und zu verstehen. Ich wollte immer Literatur studieren und später in die Verlagsbranche einteigen. Das Tanzen war immer nur ein Hobby. Vor allem weil meine Mutter immer sagte, dass man mit Tanzen kein Geld verdiene kann.

Ich finde es gut, dass man hier auf dem Internat Fächer wählen kann, die einem fürs Studium weiterhelfen. Somit hat man keine unnötigen Fächer die man nicht braucht so wie Religion, Physik oder Politik. Außer man braucht es für sein Studium. Allerdings gehören Mathe und Englisch zum festen Programm. Alle anderen Fächer kann man wählen wie man möchte. In meinem Fall haben das meine Eltern für mich übernommen, da sie ja für mich entschieden haben, dass ich auf diesen Internat gehen werde. Mittlerweile muss ich mir aber eingestehen, dass ich mich hier langsam echt wohl fühle. Es ist nicht mal eine Woche vergangen und ich habe schon zwei neue Freundinnen gefunden, die ich direkt ins Herz geschlossen habe. Außerdem habe ich das Tanzen wieder für mich entdeckt. In der heutigen Tanzstunde, tanzte ich zu ersten mal in der Gruppe mit. Es war gar nicht so einfach wieder mit anderen Leuten zusammen zu tanzen, aber ich finde ich habe das ganz gut hingekriegt. Mir viel auf, dass Ms. Henderson bisher die einzige Lehrerin war, die uns bei unserem Vornamen ansprach. Gestern begrüßte sie mich zwar mit meinen Nachnamen, aber während dem Unterricht verwendete sie unsere Vornamen. Von meiner alten Schule war ich es ohnehin nicht gewohnt, dass mich die Lehrer siezen. Das ist auch etwas woran ich mich erst gewöhnen muss.

Den Jungen den ich gestern Abend oder viel mehr letzte Nacht getroffen habe, habe ich Heute nicht mehr gesehen. Langsam frage ich mich ob er überhaupt hier zur Schule geht, weil ich ihm vorher noch nicht begegnet bin und Heute auch nicht. Aber was hätte er dann im Sportgebäude des Internats zu suchen. Vielleicht hätte ich ihm doch meinen Namen sagen sollen, dann hätte er mir seinen gesagt und ich wüsste jetzt wie er heißt. So hätte ich Sofia oder Mel nach ihm fragen können. Oh Gott ich weiß nicht mal wieso ich mir Gedanken über ihn mache. Ich will eigentlich rein gar nichts mit Jungs zutun haben, aber irgendwie geht er mir nicht mehr aus dem Kopf.

Mittlerweile ist es schon Abends und ich sitze alleine im Zimmer, weil mein Dad mir vorhin beim Abendessen geschrieben hat, dass Er und Mom mich gleich anrufen wollten. Also sitze ich auf meinem Bett und warte auf den Anruf während ich ein bisschen auf Instagram rum Stöber. Ich folgte immer noch meinen alten Mitschülern. Summer habe ich bis jetzt noch nicht ein einziges mal geschrieben. Allerdings hat sie mir seit meinen Umzug auch nicht mehr geschrieben. Vielleicht denkt sie, dass ich Zeit für mich brauche. Vielleicht hat sie mich aber auch schon längst wieder vergessen genauso wie meine anderen Freunde. Ich sah gerade ein neues Bild welches Rose hochgeladen hat. Auf dem Foto sind sie und Tim abgebildet. Sie sehen glücklich aus.

In dem Moment zeigte mein Bildschirm mir den Anruf meines Vaters an. Ich nahm ab. "Hey, Dad."

"Lilchen! Du bist ja schnell dran gegangen. Wie geht es dir?" mein Dad klag fröhlich. Bei dem Spitznamen wurde mir ganz warm ums Herz. "Ja ich war gerade sowieso am Handy als du angerufen hast. Mir geht's soweit ganz gut. Ich lebe mich hier langsam ein." antworte ich ihm.

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