Kapitel 18

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Ich spürte wie mein Puls sich immer mehr beschleunigte. Genauso wie meine Atmung. Kyles Arme hielten mich immer noch fest. Trotzdem habe ich das Gefühl zu ertrinken. In diesem Moment wo ich Kyle offenbarte, dass mein Bruder tot ist, kam plötzlich alles wieder hoch. Meine Beine waren wie Wackelpudding und konnten mich nicht mehr halten. Ich sank mit Kyle zusammen zu Boden. "Lia.." sagte er sanft und strich mir über den Rücken. "Du musst dich beruhigen." versuchte er mir gut zu zureden, aber es half nicht. Mein ganzer Körper zitterte und ich bekam keine Luft. Laute Schluchzer kamen aus meiner Kehle. Ich wusste genau, dass ich gerade eine Panikattacke habe. Damit kannte ich mich zu gut aus und trotzdem konnte ich nichts dagegen tun.

"Lia, bitte beruhige dich." Kyle schien vollkommen überfordert mit der Situation. Verständlicherweise. Ich würde auch Panik bekommen wenn ein wildfremdes Mädchen direkt in meinem Armen eine Panikattacke bekommen würde. Er versuchte mich zu beruhigen, indem er mir immer wieder sanft über den Rücken strich und mir gut zuredete.

Die Bilder von meinen Träumen tauchten wieder in meinem Kopf auf und wirbelten meine Gefühle noch mehr durcheinander. Ich vermisste ihn. Ich vermisste Josh so sehr. Ich wünschte er wäre hier und könnte mich jetzt in den Arm nehmen und sagen das alles wieder gut wird.

Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, indem ich mir die Atemübungen, die mir meine Therapeutin gezeigt hatte, ins Gedächtnis rief. Allerdings bekam ich keine Regelmäßigen Atemzüge hin. Kyle schien dies zu bemerken und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er zog es in seine Richtung und zwang mich so ihn an zu sehen. Seine Augen trieften nur so vor Sorge. "Lia, du musst Atmen!" wieder entwich mir ein Schluchzen. "Ein und Aus. Ganz einfach.." er atmete einmal Tief ein und Aus damit ich es ihm gleich tat. Ich fühlte mich erbärmlich. Mich so verletzlich vor ihm zu zeigen, ist mir mehr als unangenehm. Aber es half. Wir atmeten gemeinsam so lange ein und aus, bis sich meine Atmung und mein Herzschlag wieder einigermaßen beruhigte. Wobei mein Herz in Kyles Gegenwart sowieso nie normal schlug.

Wir schauten uns die ganze Zeit in die Augen. Ich hatte das Gefühl, Kyle konnte mir bis auf die Seele schauen. "Geht's wieder?" Kyle musterte mich besorgt. Ich nickte einmal kurz und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Danke." Ich wendete meinen Blick von ihm ab und schluckte. Die Situation war mir mehr als unangenehm. Erst erzähle ich ihm vom Tod meines Bruders und dann bekomme ich auch noch eine Panikattacke, direkt vor seinen Augen. Dazu war er der Grund weswegen ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. "Tut mir leid."

"Was tut dir leid?" Kyle schaute mich verwirrt an. "Ich wollte nicht.." setzte ich an, aber er viel mir ins Wort. "Entschuldigst du dich gerade dafür, dass du eine Panikattacke hattest?" Er schaute mich mit ungläubigen Blick an. Woher weiß er das es eine war? Hatte er es schonmal miterleben müssen, wie eine Person eine hatte? Oder wohlmöglich hatte er schon selbst eine gehabt.

"Schätze schon." gab ich kleinlaut zu.

"Lia, dafür musst du dich doch nicht entschuldigen."

Ich wende mein Blick wieder von ihm ab. Ich schämte mich so sehr.

Doch dann spürte ich wieder Kyles Hand an meiner Wange, die mich dazu zwang ihn wieder an zu sehen. In seinem Gesichtsausdruck lag völlige Sorge. "Lia. Es ist Okay." Er lächelte mir leicht zu. "Ich kenne das. Ich hatte auch schonmal eine. Man hat keine Kontrolle darüber. Es passiert einfach." Wieder traten mir Tränen in die Augen. Seine Worte rührten mich. Er hat also selbst schon am eigenen Leib erfahren müssen wie es ist, wenn man eine bekommt. Meine letzte ist jetzt ein Paar Wochen her. Ich weiß gar nicht wie viele es schon insgesamt waren. "Du hattest selbst schon eine?" meine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. Als Antwort bekam ich nur ein nicken. Er möchte wohl nicht mehr darüber erzählen. Das ist Okay, ich kann ihn verstehen.

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