2. Kapitel: Der Sturz |Tag 1|

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Als Conan langsam wieder zu sich kam, spürte er wie Wind ihm um die Ohren rauschte.
Mit einem Mal war er hellwach.
"Kid, lass mich runter! Es gehört sich nicht, einfach so Leute zu entführen, weißt du das?", rief er aufgebracht und fing an, sich in KIDs Griff zu winden.
Dabei riss sich Conan beinahe von KID los, sodass dieser ins Straucheln geriet.
"Hör auf so zu zappeln, Meitantei, oder ich lasse dich versehentlich wirklich fallen.", presste KID zwischen keuchenden Atemzügen hervor und festigte seinen Griff an Conan.
Das überraschte Conan, da der Dieb sonst immer einen provokanten Kommentar zur Hand hatte.
Da bemerkte er, wie etwas klebriges von KID auf ihn herunter tropfte. Blut.
"KID...? Woher kommt das Blut?", fragte er voller Sorge in der Stimme.
KID schwieg bloß.
Er schien langsam die Kontrolle über seinen Drachengleiter zu verlieren und sie gerieten erneut ins Straucheln. Und zu allem Überfluss fing es nun auch noch zu Regnen an. Conan versuchte, KID beim Lenken zu unterstützen, aber sie machten dennoch eine Bruchlandung in einer kleinen Seitengasse.
KID federte mit seinem Körper Conans Sturz ab und blieb dann reglos liegen.
"Lauf........Mei...tantei...", krächzte Kaito KID mühsam hervor und verlor das Bewusstsein.
Für kurze Zeit war das einzige Geräusch das zu hören war stetige Prasseln des Regens und KIDs schnelle und flache Atemzüge.
„Als ob ich dich hier einfach so zurücklassen würde.", grummelte Conan.
Schnell zerriss er KIDs Jackett und verband damit provisorisch KIDs schlimmste Wunden, um die Blutung zu stoppen. Die Reste davon ließ er achtlos neben sich auf den Boden gleiten.
Dann holte er sein Handy aus der Tasche, was während dem Sturz zum Glück nicht beschädigt worden war und wählte Professor Agasas Nummer.
Kurze Zeit später bog auch schon der gelbe Wagen des Professors um die Ecke und der Professor half Conan, den noch immer bewusstlosen Meisterdieb auf den Rücksitz zu hieven. Mittlerweile waren beide nass bis auf die Knochen.
Conan kletterte hinter KID auf den Rücksitz und nahm seinen Kopf in den Schoß. Immer wieder blickte er auf den Magier herab, während er Druck auf seine Schulterwunde ausübte, um die Blutung zu stoppen. Dabei war er so in Gedanken verloren, dass er hat nicht ihre Ankunft bemerkt hatte.
„Shinichi. Wir sind da. Ich bringe KID ins Gästezimmer. Hol du Ai, okay?", riss ihn Professor Agasa aus seinen Gedanken.
Sobald Haibara hörte, was dem Mondscheindieb wiederfahren war, folgte sie Conan eilig zu dem Zimmer, in dem der Professor KID untergebracht hatte. Sie hatte den Phantomdieb schon immer gemocht. Klar, er hatte ihr das Leben gerettet, weshalb sie ihm etwas schuldete, aber er war auch sonst kein schlechter Mensch. Um ehrlich zu sein war er bisher eigentlich immer nett zu ihr gewesen.. Ein richtiger Gentleman. Trotzdem war er ihr ein Rätsel.
Als sie eintraten, erwartete sie ein Anblick, den sie niemals gedacht hatten, zu sehen. KID lag über das ganze Bett gestreckt da. Sein Atem ging rasselnd und er war schweißgebadet. Deshalb hatte der Professor seine Krawatte gelöst und das Hemd aufgeknöpft. Eins musste Conan dem Dieb lassen: Einen gut trainierten Körper hatte er allemal. Wobei er den wahrscheinlich sowieso für all die Stunts, die er bei seinen Coups abzog brauchte.
„Alles klar! Kudo, geh mir mal zur Hand. Er muss aus den nassen Sachen raus. Es wäre unvorteilhaft, wenn er sich jetzt auch noch erkälteten würde. Außerdem komme ich so nicht an seine Verletzungen.", wies Haibara den geschrumpften Oberschülerdetektiv an.
Dieser lief knallrot an.
„Willst du lieber, dass ich es mache? Ich, als Frau?", entgegnete Haibara mit hochgezogener Augenbraue spöttisch.
„Schon gut!", entgegnete er mit hochrotem Kopf.
Er tat, was Haibara ihm aufgetragen hatte und zog den Dieb bis auf die Boxershorts aus. Monokel und Zylinder ließ er unkommentiert an Ort und Stelle.
Wie hatte KID es mal ausgedrückt? Ohne Geheimnisse macht es doch keinen Spaß mehr? Damals hatte er noch nicht verstanden, wie Recht er damit hatte.
Ein Räuspern riss ihn aus seinen Gedanken. Haibara sah ihn mit einem immer breiter werdenden Grinsen an.
„Na, gefällt dir, was du siehst?"
Conan wich verlegen ihrem Blick aus. Hatte er wirklich die ganze Zeit unangenehm lange auf den fast nackten KID gestarrt, während er seinen Gedanken nachhing? Wobei, jetzt wo keine Kleidung mehr KIDs Wunden versteckten, sah man erst das Ausmaß seiner Verletzungen. Ihn hatte es bei dem Sturz in die Gasse ziemlich schwer erwischt. Conan dagegen hatte bloß eine kleine Schürfwunde auf der Handfläche. KID hatte seinen Sturz mit seinem Körper abgefedert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Was man seinem geschundenen Körper deutlich ansah. Seine Arme und Beine waren übersäht von Schürfwunden und Prellungen. Einzelne Schnitte prangten an verschiedenen Stellen und in einigen Wunden steckten noch Glassplitter. Warum mussten sie ausgerechnet auf einer kaputten Glasflasche eine Bruchlandung hinlegen?
In diesem Moment wurde Conan wieder einmal bewusst, dass Kaito KID auch nur ein Mensch war. Er war nicht nur der ungeschlagene Meisterdieb, der mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht die Polizei an der Nase herumführte. Obwohl er erstaunliche Fähigkeiten besaß, war er noch immer gefangen in einer verletzlichen, menschlichen Hülle. Ihm ging es da nicht anders.
Da riss Haibara ihn schon wieder aus seinen Gedanken, indem sie mit ihrer Hand vor seinem Gesicht herum fuchtelte.
„Also echt, Kudo. So kann ich dich echt nicht gebrauchen. Wer hätte gedacht, dass dich ein halb nackter Kaito KID so aus der Fassung bringt."
Da war es wieder. Dieses teuflisch verschmitzte Grinsen.
Er wendete beschämt seinen Blick ab. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er schon wieder abwesend auf KID gestarrt hatte.
Die nächste Stunde verbrachten sie damit, KIDs verschiedene Wunden zu verarzten und ihm anschließend etwas Schmerz- und Schlafmittel einzuflößen, damit er vorerst weiter schlief.
Nach getaner Arbeit ließ sich Conan erschöpft auf einen Stuhl am Rande des Zimmers fallen. Nach diesem anstrengenden Tag wollte er nichts lieber, als sich einfach nur in sein warmes, erholsames Bett zu kuscheln. Aber der Weg war ihm jetzt viel zu lange. KID war erst einmal über den Berg, also konnte er beruhigt an Ort und Stelle einschlafen.

That one fateful SniperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt