2. Kapitel

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Wer auch immer gesagt hatte, dass Harry Potter immer für Aufsehen sorgen musste, der hatte sich doch längst eine goldene Nase verdient. Ich hatte nichts gegen Harry, wirklich nicht. Befreundet waren wir aber auch nicht. Vielleicht auch besser so. Mir tat Hermine ein wenig leid, die zum Goldenen Trio dazugehörte, dass in Hogwarts geliebt oder gehasst wurde. Von den Slytherins im Grunde nur gehasst. Hermine musste doch mindestens einen Nervenzusammenbruch gehabt haben. Ständig begab er sich in irgendwelche Gefahren und das ja nicht mal absichtlich. Aber warum er nun mit einer blutigen Nase am Nebentisch saß, das war sicher nicht auf Du-weißt-schon-wer zurückzuführen.

In meinem Pudding stocherte ich herum und hoffte, dass Professor Dumbledore nicht viel zu sagen hatte, als er nach vorne zum Pult trat.

"Guten Abend. Als erstes möchte ich euch jemanden vorstellen: Horace Slughorn" Ein etwas dicklicher Mann erhob sich zum Klatschen und winkte. "Ich freue mich, dass Professor Slughorn seine alte Stelle als Meister der Zaubertränke wieder angenommen hat. Dem Unterrichtsfach Verteidigung gegen die dunklen Künste wird unterrichten Professor Snape."

"Snape? Wirklich? Was ist denn in den gefahren?", fragte Michael, während wir verhalten klatschen mussten und die Slytherins nicht an sich halten konnten und lauter, fast euphorisch klatschten.

"Wie ihr bemerkt habt, wurde jeder bei eurer Ankunft heute Abend durchsucht und ihr habt das Recht den Grund dafür zu erfahren: Es gab einst einen jungen Mann, der – wie ihr auch – in dieser großen Halle saß. Durch die Gänge dieses Schlosses wandelte, unter seinem Dach schlief. Es schien allen, als wäre er ein Schüler wie jeder andere. Sein Name war Tom Riddle."

Durch Mums Erzählungen zur Halskette von unserer Vorfahrin Rowena Ravenclaw wussten mein Bruder und ich schon länger von Lord Voldemorts wirklichem Namen. Es war einst in unserem Familienbesitz gewesen. Er hatte unsere Familie bedroht es herauszurücken. Als sich meine Großmutter gewehrt hatte die Kette von Rowena Ravenclaw herauszurücken, hatte sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Zur sicheren Aufbewahrung hatte meine Großmutter vor seinem Besuch die Kette nach Hogwarts gebracht. Wo diese Kette im Schloss war, wusste wahrscheinlich nur Helena Ravenclaw. Eine unliebsame Vorfahrin, die die Graue Dame genannt wurde und als Hausgeist der Ravenclaws durch das Schloss geisterte. Helena hasste mich eher, als das sie mich liebte. 

Während alle tuschelten, teilte ich meinen Blick mit Ernie, der am Hufflepuff-Tisch hinter dem Tisch der Gryffindors saß. Er fing ihn auf und zuckte die Schultern. Zwar waren wir Zwillinge, doch jeder unserer Familie und besonders Rowenas Tochter Helena sah mich als Erbin von Rowena Ravenclaw. Die Erblinie schloss nämlich nur weibliche Nachkommen ein. Wenn einer die Halskette wiederfinden könnte, dann ich. Angeblich spürte jeder Erbe eine besondere Verbindung dazu. Ernie fiel als Hufflepuff somit raus. Meine Mutter lebte zwar noch, jedoch meinte sie, dass es nun an mir liegen würde. Davon hielt ich absolut gar nichts. Und mittlerweile schien auch das Rowenas Tochter Helena gemerkt zu haben, dass ich mich nicht als Erbin Ravenclaw-Erbin eignete.

Seit ungefähr meinem zweiten Schuljahr warf sie mir vor keine wirkliche Erbin zu sein und vor allem nicht in das Haus Ravenclaw zu passen. Danach war sie ungefähr für ein halbes Jahr Ernie auf die Nerven gegangen, den sie für den perfekten Ravenclaw Erben gehalten hatte. Das nur weibliche Nachfahren das Erbe weiterführen konnten, war ihr sehr egal gewesen. Bis sie es jedoch leid geworden war, dass Ernie so gar nichts mit diesem Erbe zu tun haben wollte und verschmähte ihn und sein Haus, wo es nur ging. Ernie mied seitdem den Gang, der zum Turm der Ravenclaws führte. Wir konnten uns deshalb nie davor treffen, weil er glaubte das Helena jeden Moment auftauchen könnte.

"Heute freilich ist er auf der ganzen Welt unter einem anderen Namen bekannt. Welches der Grund ist wieso jetzt, da ich vor euch allen stehe, mir wieder schmerzlich bewusst wird, dass jeden Tag, jede Stunde, vielleicht gar in dieser Minute dunkle Kräfte versuchen die Mauern dieses Schlosses zu überwinden. Aber letztendlich seid deren größte Waffe ihr Schüler. Denkt mal in Ruhe darüber nach. Jetzt ab ins Bett, hopp hopp!", beendete der Schulleiter seine Rede und alle Schüler erhoben sich.

"Fröhlicher geht es kaum", meinte Terry, der sich vom Tisch einen Apfel nahm. "Ich könnte schwören, er hat da zuletzt drüber gebrütet, wie er es so unausstehlich wie möglich sagen kann."

"Das ist aber auch nicht gerade nett.", bemerkte ich.

"Er konnte es vielleicht auch nicht fröhlicher sagen.", überlegte Lisa, die dem Apfel auswich, den Terry jedoch nicht auf sie warf.

Ich folgte den beiden mit einem kleinen Abstand. Neben mir ging Michael, der sich mit Marcus Belby unterhielt. Der Schülerstrom verursachte, dass wir warten mussten, um aus der Großen Halle zu gelangen. Mich nach meinem Bruder umsehend, biss ich mir auf die Unterlippe.

Stattdessen hatte ich Draco Malfoy entdeckt, der mich unablässig musterte. Er zog arrogant die Augenbraue hoch und bekam von Theo Nott etwas ins Ohr geflüstert, der mich ebenfalls bemerkt hatte. Er lachte daraufhin und sah dann wieder ernst aus. Den Blick hielt er. Ich schüttelte den Kopf und wandte mich ab. Was auch immer Nott ihm ins Ohr geflüstert hatte, es war sicher nicht gerade nett gewesen. Ich vermutete, dass es sich um unsere kleine Unterhaltung heute im Zug ging. Möglicherweise hatte ich den Slytherin darin gekränkt nicht gerade viel erzählt zu haben, was ich vor dem Abteil zu den Slytherins gesucht hatte. Es war mir letztendlich egal.

Hinter ein paar anderen Schülern gelangte ich aus der Großen Halle und wurde nicht viel später am Arm festgehalten. Zu der Person umdrehend, blieb ich stehen und mein Gesicht erhellte sich, als es Ernie war. Michael gab ich ein Zeichen, dass er mit den anderen schon vorgehen konnte.

"Sollten wir Mum schreiben, nachdem was Professor Dumbledore gesagt hat?", fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. "Sie wird es bestimmt wissen."

"Aber glaubst du, dass sich die Halskette von Rowena Ravenclaw vielleicht doch hier befinden könnte?"

Das hatte ich auch schon überlegt. Doch mir war bisher nicht eingefallen, wo sich die Halskette befinden könnte.

"Fragt sich nur wo im Schloss."

"Vielleicht dort, wo sich das Diadem befindet?" Er war leiser geworden und sah sich um. Aber niemand schien etwas von unserem Gespräch mitzubekommen.

"Ernie, wie kannst du dir da immer noch so sicher sein, dass sich das Diadem im Schloss befindet?"

"Ich habe da sowas irgendwie im Gefühl.", antwortete er.

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Dein Gefühl bringt uns nicht weiter."

„Vielleicht solltest du die Graue Dame doch nochmal befragen."

"Du weißt genau, dass sie mich dann wieder bis hinaus ins Treppenhaus verfolgt."

Das tat die Graue Dame, beziehungsweise unsere Vorfahrin Helena Ravenclaw unheimlich gerne.

"Ok. Oder es könnte an dem Raum der Wünsche ja doch etwas dran sein.", warf er auf.

"Du weißt genau, dass ich seit ein paar Jahren wie blöd danach suche."

"Ja. Zum Glück könnte es sich ja vielleicht doch dort befinden."

"Aber wir können uns nicht sicher sein, dass sich beides wirklich dort befindet. Ich suche danach, seit ich die Geschichte von Hogwarts gelesen habe."

"Mehrmals", grinste Ernie, dem die Geschichte sehr gut bekannt war durch mich. "Vielleicht findest du den Raum ja in diesem Schuljahr endlich."

Er verließ mich mit einem Zwinkern und ich dachte nach, ob daran etwas dran sein konnte diesen Raum endlich finden zu können. Mir hatte sich dieser Raum bisher nie gezeigt, der mal auftauchte, wann er seiner Meinung nach mal Lust hatte. Vielleicht war es doch nur eine Legende, aber so wenig waren ein Troll und ein Basilisk in Hogwarts Legenden.

Midnight RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt