23. Kapitel

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Vielleicht hätten wir uns weiterhin im Raum der Wünsche treffen sollen, kam mir enttäuscht der Gedanke, als ich den Innenhof am frühen Abend verließ. Das dunkle Wetter sah nach Gewitter aus, sodass Professor McGonagall sich bereits dazu veranlasst gesehen hatte darauf hinzuweisen, das alle Schüler nach drinnen gehen wollten.

Im Raum der Wünsche trafen wir uns nicht mehr, falls Hermine und Theo auf die Idee kamen sich dort zu treffen. Diese Begegnung hatten wir einmal hinter uns gehabt und beschlossen ihnen nicht mehr begegnen zu wollen. Wir hatten sie nämlich in einer intimen Sache gestört. Draco ging dort immer noch hin. Er beschäftigte sich immer noch mit dem Verschwindekabinett. Ich hatte nie nachgefragt, wofür er es benötigte. Er wollte es sicher nur intakt halten. So war er nicht zu unserem Treffen gekommen, welches wir gestern ausgemacht hatten.

Ich zog eine Runde durch die angrenzenden Gänge und hoffte einfach, dass er es einfach nur vergessen hatte.

Möglicherweise war er unten in den Kerkern und hatte unser Treffen schlichtweg vergessen. Ich nahm die nächsten Treppen, die mich hinunterführten. Ganz zum Gemeinschaftsraum der Slytherins führte es mich jedoch nicht, als ich Pansy begegnete.

"Hey, hast du einen Moment?", hielt ich sie auf.

"Klar."

"Du hast nicht zufällig Draco im Gemeinschaftsraum gesehen?"

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, leider nicht."

"Danke."

Ich drehte mich um, und wollte bereits wieder nach oben gehen, als sie mich aufhielt.

"Aber ich meine gehört zu haben, dass Blaise, Montague und er sich auf dem Qudditchfeld zum Üben treffen wollten. Ist aber schon ein paar Stunden her."

"Trotzdem danke."

Deswegen hatte er es bestimmt vergessen. Enttäuscht war ich aber weiterhin und entschied erstmal in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws zu gehen, bevor ich zum Qudditchfeld gehen würde.

Der Gemeinschaftsraum war, bis auf eine Schülergruppe von drei Leuten leer, als ich ihn betrat. Sie saßen in einer Ecke und waren mir sehr bekannt. Hinter mir kamen ein paar Schüler in den Raum. Auf die Gruppe zusteuernd, merkte ich bereits, dass die Stimmung ziemlich erhitzt war. Bradley und Michael saßen sich gegenüber, in der Mitte thronte Lisa.

Ich hob die Hand zum Gruß, wurde aber von den Jungs ignoriert. Sie starrten sich beängstigend an. Was war da denn los?

"Ist mit denen was?", beugte ich mich zu meiner engen Freundin herunter.

"Sie streiten sich, weil Bradley Michael beleidigt hat. Das geht schon Minuten so."

Zögernd sah ich beide an. "Okay."

Bradley stand fluchtartig auf und griff nach Lisas Hand, bevor es auf ihm herausbrach. "Wenn du nochmal vorhast mit ihr zu flirten, sie zu küssen oder sonst was, um mich zu provozieren, schwöre ich dir bei Gott, das du kein leichtes Leben mehr hast."

Michael stand ebenfalls auf und blickte ihn finster an.

"Ich glaube, du musst ihm das nicht sagen. Das weiß er sicher selbst.", meinte Lisa zu Bradley, dessen Griff sie sich entwand.

Anscheinend wurde es ihr mit einem Mal zu bunt. Vorher hatte sie nicht so geklungen.

"Ach so? Dann soll er es beweisen."

Bradley trat einen Schritt näher auf Michael zu.

"Ich wusste nicht, dass du solche Komplexe hast, Huntington.", spottete Michael.

"Die habe ich nicht, die hast du. Sonst wärst du nicht auf die Idee gekommen dich an meine Freundin ranzumachen."

"Deine Freundin kann sicher sehr gut selbst entscheiden, wem sie ihre Aufmerksamkeit schenkt."

"Dann müsstest du längst kapiert haben, dass du es nicht bist, dem sie ihre Aufmerksamkeit schenkt.", spuckte Bradley förmlich.

Es war ein Hin und her. Ich blickte abschätzig von ihnen zu Lisa, die das scheinbar genoss.

Würde in diesem Moment die Tür zum Gemeinschaftsraum nicht laut gegen die Wand knallen, die Jungs wären vermutlich in den nächsten Sekunden aufeinander losgegangen. Unser Hauslehrer Professor Flitwick drängte sich in die Mitte des Raumes. Das Streitgespräch war unterbrochen. Denn der Professor wirkte wie aufgescheucht. Alle Schüler wandten sich ihm zu und nach ihm kamen noch einige mehr hinein.

"Alle Schüler werden gebeten sich im Innenhof zu versammeln. Es ist etwas Schlimmes passiert. Folgen Sie mir unverzüglich hinunter."

Der Streit zwischen Michael und Bradley war beendet, aber sicher noch nicht ausgestanden. Weit voneinander getrennt, folgten sie als auch ich dem Hauslehrer hinunter in den Innenhof. Die Stimmung war merkwürdig. Niemand wusste, was passiert war, nur das etwas Schlimmes passiert war.

Mich befiel ein schlimmes Gefühl. Etwas von enormer Wichtigkeit, das den quirligen Professor Flitwick zum Schweigen gebracht hatte. Er beantwortete keine der Fragen von unseren Vertrauensschülern Anthony Goldstein und Padma.

Beide Vertrauensschüler trafen mit den Vertrauensschülern der anderen Schüler zusammen, als wir den Innenhof erreichten. Unter ihnen waren mein Bruder, Hermine und Ron sowie Pansy. Jedoch war von Draco nichts zu sehen. Vielleicht war er noch mit Blaise und Graham unterwegs. Viele Schüler hatten sich bereits versammelt. Eingefunden hatten sich auch die Lehrer.

Ich sah mich um und entdeckte Blaise und Graham, die mit einigen Schülern ihres Hauses zusammenstanden. Doch Draco war nicht darunter, von ihm fehlte jede Spur.

Das Gemurmel der Schüler veranlasste mich dazu mich nach dem Grund umzusehen, doch ich kam nicht dazu, als die Vertrauensschüler von Ravenclaw auf uns zutraten. Anthony erhob das Wort.

"Jeder von euch scheint sich zu fragen, warum wir uns im Innenhof versammeln sollten. Es handelt sich um ein stilles Gedenken an Professor Dumbledore, der am Abend verstorben ist."

Er senkte den Blick und wandte sich ab, sodass er den Blick freigab auf das, was vorne war. Ein lebloser Körper gehüllt in die typische Kleidung des Schulleiters lag am Boden.

Erstickte Schluchzer und aufgeregtes Geflüster machten die Runde. Ich blieb stumm und mich überfuhr eine Gänsehaut, welche von einem Schauder gepaart war, der mir über den Rücken lief. Ich fand keinen Gedanken, nur eine Trauer, die mich umhüllte.

Aus der Mitte der Ravenclaw Schüler lösend, trat ich ein paar Schritte nach vorne zu Hermine, zu der sich ein paar Slytherins gesellt hatten. Theo war ein paar Zentimeter von ihr entfernt, während sich Daphne mit ihr unterhielt und deutete in dem Moment auf mich.

Hermine blickte mich mit einem traurigen Blick an.

"Er wird nicht kommen.", teilte sie mit, ohne zu sagen wer.

"Wer?"

"Draco.", antwortete Theo für sie.

Er konnte nicht weiter ausführen warum, als Harry an ihm vorbei nach vorne trat. Ganz resigniert wirkend, ging er nach vorne zu Professor Dumbledore, kniete sich zu ihm und verweilte dort ein paar Momente. Er und der Schulleiter hatten eine besondere Beziehung gehabt. Jeder hatte gewusst, dass der Professor Harry besonders zu getan war. Ein wenig schien es, als hatte er ihm irgendwo ein wenig der Ersatz für Harrys verstorbene Eltern sein wollen.

Wo war nur Draco? Was meinten seine Freunde damit, dass er nicht kommen würde? Ich verbannte alle diese Fragen. Ich fand in diesem Moment keine Antwort darauf.

Still verfolgten alle, wie Ginny auf Harry zu ging. Er kauerte sich an ihre Schulter.

Eine Träne rollte mir die Wange hinunter.

Ganz langsam passierte etwas. Nach und nach erhob jeder seinen Zauberstab, der zum stillen Gedenken in die Höhe gestreckt wurde. Ich beugte mich nach meinem Zauberstab und holte ihn aus meinem Stiefel hervor, streckte wie alle anderen ihn in die Höhe.

Midnight RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt