13.1 Kapitel

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Als der Wecker klingelte, sprang ich extra früh aus dem Bett, duschte mich und schlüpfte dann in ein bequemes T-Shirt. Fast schon sehnsüchtig dachte ich an den Trainingsanzug, auch wenn mein Verstand mir sagte, dass wäre Unsinn, heute würde ich mir wenigstens keine blauen Flecken holen. Aber das Training hatte gerade angefangen, Spaß zu machen! In der Trainingshalle winkte mir Clint zu, der zusammen mit Sam, Bucky und Hope in einem Ring auf dem Boden saß. Ich setzte mich dazu und kurz darauf erschien auch Scott in letzter Sekunde, schlüpfte in den Ring und grinste in die Runde. Sam verdrehte die Augen und ich fragte mich unwillkürlich, ob Scott ihn bei ihrer ersten Begegnung wirklich besiegt hatte. Ich grinste zurück. Clint begann seinen Unterricht. "Also, das wichtigste bei jedem Einsatz ist die richtige Ausrüstung. Wer von euch hat im Moment Waffen dabei?"
Er selbst legte eine Pistole und eine ausklappbare Klinge auf die Matte.
"Du hast gesagt, wir würden nicht trainieren", beschwerte sich Scott.
Doch Hope zog ein kleines Messer aus dem Bund ihrer Hose und legte es vor sich auf den Boden, was ihr einen ungläubigen Blick von ihrem Partner einbrachte.
"Warte kurz...", meinte Bucky, dann zog er alle Arten von Waffen hervor. Insgesamt waren es acht Messer, zehn spitze Stacheln, zwei Dosen Pfefferspray, zwei Pistolen, eine Drahtschlinge, drei Gasphiolen, die wahrscheinlich irgendetwas giftiges enthielten und ein Feuerzeug.
"Wie viele Waffen hast du eigentlich dabei?", fragte Sam.
"Siebenundzwanzig. Immer. Wieso?"
"Alter, ich dachte du hättest Therapie!"
Nach kurzem Zögern legte ich den Ring ab. "Zählt das?", fragte ich.
"Ungewöhnlich, aber okay. Trotzdem sollte jeder von euch mindestens eine Waffe mit euch herumtragen, falls ihr angegriffen werdet. Wir haben verschiedene 'Waffen' hier bei Shield, die im Ernstfall extrem nützlich sein können."
Dann stellte er uns ein paar nützliche Sachen vor. Da gab es zum Beispiel Metallseile, die an einem Ende eine kleine Scheibe hatten, die man werfen konnte. Dann hielt sie sich mithilfe kleiner Stacheln an fast jeder beliebigen Oberfläche fest. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte Black Widow so etwas im zweiten Captain America benutzt. Nachdem uns Clint mit all diesen Spielereien vertraut gemacht hatte, gingen Sam und Bucky trainieren, genauso wie Scott und Hope. Ich dachte schon ich wäre für heute fertig, aber anscheinend hatte mein Trainer andere Pläne.
"Komm mal mit."
Er führte mich ins Hauptgebäude und wir betraten einen Raum, den ich bis jetzt noch nie gesehen hatte. Ich staunte nicht schlecht, als ich die vielen Gewehre, Messer, Bögen und sonstigen Waffen sah. Auf einem Ständer sah ich das den Anzug von Captain America, direkt daneben stand der von Black Panther und daneben die Rüstung von Rhodey und der Flügelanzug von Sam.
"Wow, ist das hier so ne Art Lagerhalle?", fragte ich scherzhaft und Clint lachte.
"Hier!", meinte er.
In der Mitte des Raumes stand auf einer Halterung eine silberne Rüstung. Na ja, eigentlich waren es nur ein Brustpanzer und ein Helm, aber beide waren sehr schön ausgearbeitet und sahen irgendwie gar nicht nach Mittelalter aus.
"Und? Was sagst du dazu?"
"Das-das ist für mich?"
"Natürlich, oder kennst du hier noch jemanden, der mit einem Schwert kämpft?"
Eins zu Null für ihn. Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf, aber Clint schien mich trotzdem zu verstehen.
"Na los, probier's an", forderte er mich auf und hielt mir den Brustpanzer hin.
Er half mir ihn anzulegen, was wegen den ganzen Schnallen gar nicht so einfach war, und betrachtete dann zufrieden sein Werk. "Und?" Ich bewegte probehalber die Arme, tat so als würde ich ein Schwert schwingen, dann lief ich ein paar Schritte und rannte schließlich ein Stück. Die Rüstung engte keiner meiner Bewegungen ein, und trotzdem gab sie mir ein Gefühl der Sicherheit.
"Der ist perfekt!", meinte ich und Clint strahlte. Anschließend gab er mir den Helm.
"Da du außerhalb diesem ganzen Kram hier noch ein normales Leben hast, und es dich nicht als Marvel-Charakter gibt, dürfen die Leute den Gesicht nicht sehen", erklärte er. "Wenn jemand auf der Straße so aussieht wie Ironman und sich auch so benimmt wie er, würden die Leute trotzdem nur denken, dass es ein verrückter Fan wäre, aber dich würden sie womöglich erkennen. Wir haben überlegt, dir deshalb eine Maske zu geben, aber ich glaube, der hier tut's auch und ist außerdem noch nützlich. Ganz zu Schweigen, dass er zum restlichen Kostüm passt."
Ich nahm ihm lächelnd den Helm aus der Hand und betrachtete ihn. Es war ein glatter, runder Helm, der vorne zwei Wangenklappen hatte. Die Nase bedeckte ein Nasenschutz. Er passte, wie der Brustpanzer, wie angegossen. Clint klatschte erfreut in die Hände. "Na, dann wäre das geklärt. Hose und Stiefel bekommst du dann auch noch, zusammen mit Schwert und Scheide."
Danach übte ich noch ein bisschen mit Thor und es gelang mir immer besser, Blitze zu erzeugen. Diese waren zwar immer noch schwach, aber sie hatten einiges an Kraft dazugewonnen. Leider war noch Lagebesprechung, weshalb Thor keine Zeit zum puzzeln hatte. Also kuschelte ich mich in einen der Sessel und las (inzwischen las ich das Buch das zweite Mal).
Nach einer halben Stunde kam Peter in den Raum gestolpert, ließ sich auf das Sofa neben mir fallen und schloss die Augen. Mir fiel auf, wie müde er aussah, bei genauem Hinsehen konnte ich sogar die schwarzen Ringe unter seinen Augen sehen.
"Hey, alles okay?", fragte ich vorsichtig. "Hmmpf!", bekam ich als Antwort und ich setze mich neben ihn.
"Wie lief Deutsch?"
Er blickte mich direkt an, dann stützte er den Kopf in die Hände.
"Ich habe keine Ahnung!", stöhnte er.
Zögernd streckte ich die Hand aus und berührte ihn am Arm.
"Du weißt schon, dass du das nicht machen musst, oder? Shield würde schon irgendeine Ausrede finden, wieso du nicht in die Schule kannst."
"Aber dann schreibe ich doch schlechte Noten!" "Du und schlechte Noten? Du bist Peter Parker, und eine der klügsten Personen die ich kenne! Mann, du bist wie meine Schwester!"
"Wieso?"
"Die jammert auch ständig rum, sie wäre so schlecht und dann schreibt sie wieder nur Einsen!" Peters Blick war immer noch zweifelnd. "Okay, aber ich sollte wirklich noch für morgen lernen..."
"Oh nein, wirst du nicht!", wiedersprach ich entschlossen.
"Richtig, ich habe nämlich eine viel besserer Idee!"
Ich zuckte zusammen und wir fuhren herum. War ja klar. Clint! Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. "Ah ja? Schieß los!"
Er stieß sich von der Küchenablage ab, an der er gelehnt hatte und kam auf uns zu.
"OK, also...", begann er, während er sich im Sessel vor uns niederließ. "Mir ist hier eindeutig zu langweilig und von Tasha gibt's auch keine Neuigkeiten. Es wird also dringend Zeit für ein bisschen Action!"
Meine Skepsis wuchs, doch ich sah Peters Augen verstehend aufleuchten. "Meinst du...?"
"Jap.", bestätigte Clint.
"Wann bist du wieder einsatzbereit?", fragte er an mich gewandt.
"Äh, keine Ahnung, frühestens ab morgen, wieso?"
"Perfekt", antwortete er, ohne auf meine Frage einzugehen. "Wir müssen es ausnutzen, dass Tasha nicht da ist, ich kann es nicht leiden, wenn sie jedesmal ihre Doppelagenten-Nummer durchzieht, da weiß man nie auf welcher Seite sie steht, ich spiele lieber mit Leuten die ich einschätzen kann."
Was?
"Also sind wir der Ersatz für Black Widow?", hakte Peter nach. Meine Verwirrung wuchs.
"Sozusagen. Normalerweise fangen ja Nat und ich an, aber da sie nicht da ist, können wir ein paar "Regeln" umgehen und dann haben wir vielleicht auch endlich Mal eine Chance! Am besten wir..."
"Hallo!", versuchte ich wieder auf mich aufmerksam zu machen, "Könnte mich irgendwer Mal aufklären, worüber wir reden?"
Peter setzte sich auf der Couch gerader auf. "Von einem Trainingsangriff. Ich hab da schon einmal mitgemacht, da bin ich aber nicht bei der Planung dabei gewesen, sondern Mr Stark hat mich einfach mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen, als im Innenhof schon komplettes Schlachtgetümmel war. Ich hab mich ziemlich erschrocken, bis ich gecheckt habe, dass es nur eine Übung war.".
Er lachte nervös und ballte seine Hände zu Fäusten.
"Äh, OK."
Kch verstand immer noch nicht ganz, worum es ging. "Und gegen wen kämpft ihr?"
"Unterschiedlich", meinte Clint kurz angebunden. "Die meißten haben ihre festen Teams, aber gewisse Leute -Tasha- sind der Meinung, sie müssen jedes Mal Seite wechseln, damit man sie nicht durchschaut, und Tonys Konzept, wie er sich seine Seite aussucht, hab ich auch noch nicht ganz durchblickt. Ich glaub er kommt einfach, wenn er den Kampf hört und entscheidet dann spontan, welche Seite ihm sympathischer ist."
"Vielleicht können wir ihn dieses Mal schon im Voraus auf unsere Seite bringen", schlug Peter vor. Clint blickte ihn überrascht und entrüßtet an. "Das ist gegen die Regeln!"
"Moment, Moment!"
Ich war immer noch nicht ganz auf der Höhe. "Ihr kämpft gegeneinander?"
"Nicht wirklich, nur zur Übung", stellte Peter etwas überflüssiger Weise klar.
Ich brauchte kurz um diese Info zu verarbeiten. War das nicht total dumm? Teamgeist förderte es sicher nicht und am Ende verletzte sich jemand und das konnten so nah an einer Schlacht jetzt echt nicht brauchen. Andererseits, wie sollte man sonst echte Kämpfe üben? Und man lernte bestimmt auch etwas über die Kampfstile der anderen und es schien ja auch viel Taktik dabei zu sein. Clint und Peter starrten mich abwartend an.
"Und es gibt Regeln dafür?", hakte ich nach.
"Keine Festgesetzten oder so, aber ein paar Unausgesprochene."
"Und die wären?"
"Niemand wird ernsthaft verletzt. Wenn man in einem echten Kampf ausgenoggt wäre, muss man sich eine realistische Zeit lang raushalten.
Nichts wird persönlich genommen. Der Kampf darf unter keinen Umständen außerhalb dieses Gebiets verlagert werden. Und dann gibt es noch die paar zum Ablauf: Normalerweise starten ich und Natasha einen Überraschungsangriff und alle anderen suchen sich spontan ihre Teams aus, außer natürlich gewisse Doppelagenten haben den Überraschungsangriff vorher ausgeplaudert, dann sind die anderen schon vorgewarnt und die Mission wird ein gutes Stück schwieriger", versuchte Clint mich aufzuklären.
Ich hatte das Gefühl, dass mir immer noch entscheidende Informationen fehlten.
"Und was genau ist die Mission?"
"Den Schild zu klauen", antwortete Peter als sei es das selbstverständlichste der Welt.
"Ist es immer", bestätigte Clint. "Das angreifende Team hat gewonnen, wenn sie alle samt Schild im Jet sitzen."
Mein Gehirn schrie deutlich: Zu viele Informationen! Bitte neustarten!
Aber Clint redete schon weiter und schien dabei immer aufgeregter zu werden:
"Jetzt da Nat nicht da ist, habe ich quasi eine Ausrede, ein paar Änderungen am Grundkonzept vorzunehmen. Das ist mir nämlich eindeutig zu einseitig! Die letzten fünf Mal haben wir verloren!"
Ich unterbrach ihn für eine kurze Zwischenfrage: "Wann haben wir denn verloren?"
"Wenn wir alle ausgenocktt sind?", erwiderte mein Trainer etwas genervt und sah mich dabei an, als wäre das selbstverständlich.
"Oh ok, das macht... irgendwie Sinn."
Meine Stimme erstarb und ich beschloss mir meine Fragen für den Schluss aufzuheben, denn Clint schien sich offenbar geradezu in seine Idee hineinzusteigern.
"Also jedenfalls kann ich mir jetzt etwas mehr Unterstützung holen, als "Ersatz" für Natasha. Ihr habt noch keine festgesetzten Rollen, deshalb dürfte sich keiner darüber beschweren können, wenn ich euch engagiere. Selbes gilt für den Keener-Jungen und die Wakanda-Prinzessin. Die sollten wir also auch noch fragen. Am besten gleich, damit sie die Taktik-Besprechung mitkriegen. Wisst ihr wo sie sind?"
"Ähm, Shuri ist wahrscheinlich in ihrem Labor und Harley entweder auch am Schrauben, oder er ist irgendwo in der Luft trainieren", klärte Peter ihn auf.
"Kannst du ihn erreichen?"
"Wahrscheinlich."
Peters Blick wurde distanziert und ich sah förmlich die Rädchen hinter seien Augen rattern, als er die verschiedenen Möglichkeiten durchging. "Ich sehe einfach Mal in seinem Zimmer und Mr Starks Werkstatt nach, und wenn er dort nicht ist, besorge ich mir irgendwie seinen Funkkontakt"
"Und ich gehe Shuri suchen", fügte ich hinzu, weil ich nicht völlig nutzlos erscheinen wollte.
"Das klingt gut! Also los, los, in spätestens einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier zur Taktik-Besprechung!"
Während Peter also erst Mal zu Harleys Zimmer ging, verließ ich den Wohnflügel und überquerte zügigen Schrittes den Hof in Richtung Hauptgebäude. Als ich durch die Tür trat, sah ich durch die Glaßtür in den Besprechungsraum, in dem- logischerweise- die Lagebesprechungen stattfanden. Ich war nicht mehr dort gewesen, seit ich angekommen war. Ich war überhaupt selten im Hauptgebäude. Eigentlich nur bei meiner Ankunft und als ich verletzt worden war. Das Gebäude erinnerte mich unweigerlich daran, dass ich eigentlich wegen einer Krisensituation hierher geholt worden war. Und doch war ich jetzt hier, um Shuri in ihrem Labor, das ihr Hobby und das, was sie gerne tat, symbolisierte, aufzusuchen und sie für eine Übungsschlacht zu angagieren, die die Avengers zum Spaß ausführten, aus Langeweile, und das offensichtlich nicht zum ersten Mal. Entweder war Clint die Ernsthaftigkeit der Lage nicht bewusst, oder er machte es mit Absicht, um sich und alle anderen Abzulenken. Oder aber die Avengers befanden sich eh durchgehend in so einer oder ähnlichen Situationen und es war auch schon egal, ob so etwas jetzt veranstaltet wurde, oder erst nach einem Sieg über Ketan, wenn eh schon die nächste Bedrohung vor der Tür stand. Das würde auch erklären, warum alle eigentlich relativ entspannt waren und ich regelmäßig fast vergaß, dass Ketans baldiger Angriff eigentlich wie ein Damoklesschwert über uns hängen müsste. Meine Stimmung, die sich gerade noch irgendwo zwischen verwirrt und aufgeregt befunden hatte, schlug schlagartig in eine düstere Grübelei um.
"Hey, Fenja!"
Ich zuckte zusammen, als Steves Stimme mich aus meinen Gedanken riss. Sofort fühlte ich mich wie bei etwas verbotenem erwischt, dabei konnte er ja nicht wissen, dass ich gerade dabei war, Teil einer Verschwörung gegen ihn zu werden. Ich blinzelte und sah erst jetzt, dass Steve, Sam und Bucky im Besprechungsraum, dessen Tür offenstand, kafeetrinkend am Tisch saßen.
"Oh Hi!", antwortete ich etwas verspätet und zog die Tür hinter mir zu, in der ich offenbar gedankenverloren stehen geblieben war.
"Alles klar?", fragte Sam.
"Ja klar."
"Was verschlägt dich denn hierher?", fragte Captain America freundlich, die Hände um seine Kaffee-Tasse geklammert.
"Ich bin auf der Suche nach Shuri", erklärte ich wahrheitsgemäß.
Etwas verloren stand ich auf dem Flur herum, dann ging ich zögerlich ein paar Schritte auf den Besprechungsraum zu und blieb im Türrahmen stehen.
"Die ist bestimmt in ihrem Labor."
"Ja, das dachte ich mir auch"
Eine etwas unangenehme Stille entstand, in der Steve wieder mit seinem Muster-Ding anfing, bei dem er mich abzuschätzen schien. Etwas überfordert sah ich zu Sam rüber, der meinen Hilferuf zu verstehen schien.
"Wie geht's dir?", brach er das Schweigen.
"Och, eigentlich schon ganz ok," fing ich erleichtert an zu reden. "Ich darf noch nicht wieder trainieren, aber Clint hat mir heute meine Ausrüstung gegeben."
"Ich habe gehört du hast das Schwertkämpfen für dich entdeckt?"
Offensichtlich war Steve noch nicht fertig mit seiner Musterung.
"Ähm ja, Thor hat das vorgeschlagen."
"Und wie erfolgreich warst du bis jetzt?"
Ihn schien das wirklich enorm zu interessieren. Klar, er hatte mich noch nie kämpfen sehen, Bucky oder Sam mussten ihm von den Schwertern berichtet haben. Aber dadurch konnte er mich immer noch nicht wirklich einschätzen. In meinem Hinterkopf blitzte der Gedanke auf, dass das wohl ein entscheidender Punkt von Clints Taktik war. Also durfte ich wohl nicht zu viel verraten.
"Oh, es geht schon denke ich. Ich meine ich hatte halt auch erst seit zwei Tage lang oder so Training und ich habe auch noch kein bestimmtes Schwert gefunden, dass genau passt, also... es wird schon werden denke ich." Hoffentlich war das untertrieben genug gewesen.
"Sie untertreibt."
Bucky schaffte es, dass ich schon zum zweiten Mal ertappt fühlte. Mein Kopf wirbelte sofort alamiert zu ihm herum.
Langsam bin er den Blick, den er die ganze Zeit unbeteiligt auf seiner Tasse ruhen hatte lassen und sah mir direkt in die Augen. Er schaffte es die Stille genau so lange auszudehnen, bis es für mich unangenehm wurde, aber weiterzusprechen, bevor es für alle offensichtlich wurde.
"Ich habs doch gesehen. Wir haben es gesehen", er nickte zu Sam rüber.
"Sie hat Clint gleich in ihrem ersten Kampf besiegt und hat seitdem rasend Fortschritte gemacht."
Endlich hörte er auf mich abzustarren und ließ seinen Blick zu Steve schweifen.
"Gut, Clint mag im ersten Kampf wohl nicht alles gegeben haben, aber hätte sie keine Trainingspause gehabt, wäre sie ihm längst ebenbürtig. Schwertkampf ist allerdings auch nicht seine Spezialität", beendete er seine Analyse und sah mich abwartend und fast herausfordernd an.
Ich sah ihm in die Augen und öffnete den Mund, schaffte es aber nicht ihm irgendein überzeugendes Argument entgegenzubringen. Mist, das mit dem Unterschätzen konnte ich mir wohl abschminken. Also schloss ich den Mund wieder und Bucky grinste ganz leicht triumphierend. Hilfesuchend blickte ich mich zu Sam und Steve um, die angesichts meiner spärlichen Widerspruchsversuche einen amüsierten Blick getauscht hatten. Sam rollte nur die Augen und stieß Bucky unsanft in die Seite. Der sah ihn irritiert an und daraufhin begann eine stumme, aber nichtsdestotrotz heftige Außernandersetzung, ob das jetzt angebracht gewesen war oder nicht.
"Äh ja", führte Steve die Unterhaltung an mich gewandt fort, nachdem seine beiden Flügelmänner sich auch einige Augenblicke später immer noch kabbelten, "das klingt doch schon super! Mach so weiter, wir werden dich bald brauchen."
"Wie nah am Krieg stehen wir?", fragte ich plötzlich ernst.
Ich hatte eigentlich noch nie die Gelegenheit gehabt wirklich mit jemandem über unsere Aktuelle Lage zu reden.
Steve seufzte und zog die Schultern hoch.
"Nach allem was wir wissen könnte es jeden Moment soweit sein."
Ich nickte, aber das war eigentlich auch mein Stand der Dinge gewesen. Forschend blickte Steve mich an. "Ab wann kannst du vorraussichtlich wieder trainieren?"
Ha, meine Chance tief zu stapeln!
"Ich hab mit Bruce geredet und er meinte, am besten erst wieder ab Mittwoch."
Das war nicht mal gelogen. Trotzdem fühlte ich mich sofort schlecht dafür, als sich bei dieser Information noch mehr Sorgenfalten in das ohnehin schon angespannte Gesicht von Captain America gruben. Doch er nickte und ich sah seinen ungebrochenen Kampfgeist in seinem Blick. Ein Kribbeln meldete sich in meinem Bauch, als ich ihm in die Augen schaute und in ihm plötzlich den Helden erkannte, über den ich diese ganzen Filme gesehen hatte und den ich, obwohl er nie mein Lieblings-Avenger gewesen war, natürlich bewunderte.
"Nun, dann hoffe ich...", wollte er erwiedern, als er von einem lauten "Autsch!" unterbrochen wurde.
Wir drehten uns beide zu Bucky um, der sich seine Nase hielt.
"Geht's noch, Wilson?"
Man sah Sam an, wie er eigentlich ernst bleiben wollte, dann aber, als er in Buckys empörtes Gesicht sah, zusammenbrach und losprußtete. Als Bucky daraufhin erst Recht irritiert dreinschaute, bekam er einen kompletten Lachanfall, bis er sich den Bauch haltend auf der Bank kugelte. Bucky blickte hilfesuchend zu Steve aber der zog nur leicht fragend und resigniert die Augenbrauen hoch. Also sah er zurück zu Sam, der sich juchzend auf der Bank wäugelte und in einer kurzen Luftschnapppause mit geröteten Augen zu Bucky aufsah. Und plötzlich zuckte auch auf sein Gesicht ein Lächeln.
"Idiot!", kommentierte er und trat nach dem Jüngeren, aber seine Stimme brach und man hörte das Lächeln darin.
"Okay, also dann wünsche ich dir gute Besserung"
Ich drehte mich grinsend wieder zu Steve um, der mich anlächelte und seine beiden kabbelnden Freunde gekonnt ignorierte. Sam sah nämlich nicht ein, warum er es sich gefallen lassen sollte getreten zu werden.
"Ja, danke, ich geh dann mal Shuri suchen."
"Tu das! Viel Erfolg!"
"Danke!"

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