1. Kapitel

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Wichtige Info:
Die Figuren gehören, außer meinen OCs alle Marvel!
Über Reviews und sonstige Kommentare freue ich mich :)

Ding, dong! Schule aus!
"Boah, eh, ich hasse Französisch!", beschwerte sich meine Freundin Annie.
"Ach komm schon, es gibt schlimmeres", versuchte ich sie umzustimmen, denn ich für meinen Teil fand Fächer wie Sozialkunde und WuR um Längen uninteressanter. Bei fremden Sprachen, hatte man zumindest einen direkten Nutzen vor Augen, aber was es helfen sollte die Definition eines Vertrages auswendig zu lernen? Meine Freundin hatte andere Präferenzen: "Nur Physik, aber Freitags 6. Stunde Französisch ist schon echte Folter. Wer soll sich denn da konzentrieren?" Ich zuckte mit den Schultern und wuchtete mir meinen Schulranzen auf den Rücken."Schon klar! Bis Montag", verabschiedete ich mich und machte mich auf den Heimweg. Das Gymnasium auf das ich ging lag nur zehn Minuten von unserem Haus entfernt, weshalb ich immer zu Fuß zur Schule kam. Zuhause begrüßte mich meine Mutter. "Hey, wie war die Schule."
"So wie immer."
"Irgendwas besonderes?"
"Nö."
So lief das ungefähr jeden Tag. Es passierte ja auch nie etwas. Beim Essen erzählte meine große Schwester Magdalena von ihrer Mathe-Ex, in der sie, so wie immer, eine 1 hatte und, dass sie heute noch mit ihrer Freundin etwas backen will. Na toll, hoffentlich übernachtete die nicht wieder, heute wollten wir eigentlich Herr der Ringe 3 gucken. Aber was soll's, ich setzte mich an die Hausi, lernte Englisch-Vokabeln und kämpfte mich durch endlos lange Klarinetten-Etüden. Danach tat ich endlich das, was ich freitags immer machte. Es war ein Überbleibsel aus der Zeit, als meine Geschwister und ich noch fast jeden Tag Zeit hatten, nachder Schule draußen zu spielen. Ich kletterte auf meinen Lieblingsbaum in der Nähe von meinem Haus, lehnte den Kopf an den Stamm, schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Diese Zeiten waren langsam und fast unbemerkt zu Ende gegangen, als zuerst meine Schwester und dann ich aufs Gymnasium gekommen waren, und unsere Freizeit nach und nach in Hausaufgaben, Lernen und sonstigen Verabredungen versank und die wenigen übriggeblieben Stunden sich auf Spätnachmittage wie diesen begrenzten. Wochenende! Lange Zeit saß ich so da und genoss den Nachklang der freudigen Erinnerungen, die der vertraute Geruch der Blätter wachrief.
Erst als ein Bus an der Haltestelle vor mir hielt, öffnete ich die Augen wieder. Meistens bemerkten mich die Leute gar nicht, sie liefen einfach an mir vorbei oder setzten sich sogar auf die Bank neben mir. Ich hatte schon so einige kleine dramatische Telefongespräche mitbekommen oder Identitätskrisen beigewohnt, aber eine Geschichte war mir besonders im Gedächtnis geblieben.
Vor etwa einem Jahr, hatte ich in einer ähnlichen Situation auf diesem Baum gesessen, als ein junger Mann  an der Bushaltestelle auftauchte. Und ich meine wirklich auftauchte. Er war einfach plötzlich in der kleinen Menge, die sich an der Bushaltestelle drängte, obwohl ich immer noch schwören könnte, dass er nicht mit ihnen aus der Tür gekommen war. Das wäre mir aufgefallen, denn seine Jeans und sein dunkelgrünes Hemd schienen zwar schlicht, doch an den Hangelenken trug er je einen breiten goldenen Armreif und lackschwarze Stiefeletten mit goldenen Schnallen, die höhere Absätze hatten, als die meisten Männer sie je getragen hätten, obwohl er von Natur aus schon recht groß war. Dadurch überragte er die anderen Leute um einiges, als diese sich in alle Richtungen zerstreuten. Der Mann jedoch blieb stehen, sah sich in aller Seelenruhe um und entdeckte mich auf meinem Baum. Wie jeder, der in der Öffentlichkeit aus Versehen mit einem Fremden Blickkontakt aufnimmt, verzog ich mein Gesicht zu diesem höflichen halb-Lächeln und wollte mich eigentlich wieder abwenden, doch der Mann lächelte breit zurück und etwas an diesem Grinsen -vielleicht die Tatsache, dass irgendetwas selbstgefälliges darinlag, als hätte er eine Erwartung bestätigt bekommen- ließ mich stuzen. Ich tat so, als wollte ich mich wieder meinem Buch zuwenden, doch beobachtete den Mann aus den Augenwinkeln. Zu meiner Beunruhigung begann er geradewegs auf mich zuzukommen. Seine Absätze verursachten ein lautes Klacken auf dem Pflaster, während er mit gemäßigten aber bestimmten Schritten näher kam. Die Stiefel und Goldklunker hätten bei jeder anderen Person übertrieben und fehl am Platz gewirkt, aber ihm schienen sie zuzustehen. Als hätte er ein Privileg darauf, aufzufallen. Als wäre es alles Teil eines Plans. Nicht Mal seine seltsame Frisur, die daraus bestand,  seine halblangen schwarzen Haare einfach flach nach hinten zu geelen, konnte etwas an dieser Ausstrahlung ändern.
Direkt unter meinem Baum blieb er stehen und blickte mich ungeniert an. Etwas irritiert starrte ich weiter auf mein Buch, doch etwas lesen konnte ich jetzt natürlich nicht mehr. Zum Glück brach er das Schweigen schnell, bevor ich mich entscheiden musste, was ich tun sollte.
"Und, gutes Buch?"
"Äheu, ja schon." Im Moment las ich ein Buch über nordische Sagen, nachdem mir die griechischen ausgegangen waren. Was wollte dieser Typ nur von mir? Ich beschloss unter keinen Umständen von dem Baum zu steigen, sicher ist sicher.
"Und wo bist du grade?"
Ich schlug das Buch zu und betrachtete es, während ich antwortete, in der Hoffnung, dadurch unbeteiligter zu wirken, als wäre ich vertraut mit der Situation, von einem Fremden in High Heels angequatscht zu werden: "Oh, sie haben gerade Loki bei den Asen aufgenommen, und einen komischen Typen aus Spucke erschaffen."
Im Gesicht des Mannes blitzte Verwirrung auf.
"Wie haben sie Loki aufgenommen?", fragte er.
"Naja, er hat sich einfach so lange dort rumgedrückt und eingeschleimt, bis Odin ihn mochte und durch Blut- und Spuckeschwüre bei den Asen aufgenommen hat."
Das schien den Fremden aus irgendeinem Grund zu verärgern. Er schnaubte.
"Loki wurde nicht gefragt, ob er ein Bandenmitglied werden möchte, er wurde als Trophäe mitgenommen und sein ganzes Leben belogen und benachteiligt!"
"Das klingt verdächtig nach der Marvel-Version", befand ich und schlug mein Buch auf, da ich dachte unser Gespräch sei damit beendet.
Doch er schien noch nicht fertig zu sein und seine Wut noch nicht verraucht: "Ach tut es das? Wie würde es dir gefallen, wenn sich plötzlich herausstellt, dass die Leute, die sich dein ganzes Leben als deine Eltern ausgegeben haben, gar nicht deine Eltern sind und du dein ganzes Leben in einer Lüge verbracht hast? Immer gewusst zu haben, dass etwas nicht stimmt, dass etwas anders ist als an dir, dass du niemals so akzeptiert wirst wie alle anderen? Und dann eine solche Wahrheit zu erfahren, die so viel schrecklicher ist, als alles was du dir ausgemalt hast und doch so viel erklärt, ach was, alles erklärt. Und du weißt, dass du nichts dagegen tun kannst, denn du kannst dein Blut nicht verändern, dein Blut,  weshalb du niemals einer von ihnen sein wirst... Was würdest du tun?"
Ich hatte es auf der Zunge eine sarkastische Bemerkung darüber einzuwerfen, dass ich zumindest nicht grundlos Massenvernichtung ausrufen würde, aber der junge Mann schien sich so in die Sache hineingesteigert zu haben, dass ich aus der Diskussion wahrscheinlich niemals wieder hinauskommen würde.
"Nun, die Frage stellt sich mir nicht, weil ich genau weiß, wer und wo meine Eltern sind", erwiderte ich stattdessen. Da grinste der Fremde wieder dieses wissende Lächeln.
"Ach tust du das?" Als ich nichts erwiderte sondern ihn nur herausfordernd anstarrte, griff er in seine Hosentasche und zog einen Ring heraus. Dunkelgrau, nicht Silber oder Gold, einfaches Messing oder sonst was. Er schien sehr schlicht, und hatte nur ein paar Symbole eingraviert, die ich nicht kannte. Er legte ihn in seine Handfläche und streckte sie aus, sodass ich ihn betrachten konnte. Ich wurd echt immer verwirrter, sollte ich den jetzt nehmen? Wollte er mich damit anlocken? Ich erinnerte mich an mein Vorhaben, auf keinen Fall vom Baum zu steigen und rührte mich nicht. Der Fremde lachte leise.
"Gar nicht neugierig?"
"Warum sollte ich? Ist bloß ein Ring."
*Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkle zu treiben und ewig zu binden*
*Wow, Gehirn was soll das denn jetzt, das ist Bloß ein hässlicher Ring*
*Wenn du eines aus Herr der Ringe gelernt haben solltest, dann Ringe nicht zu unterschätzen*
*Danke für diesen äußerst hilfreichen und gar nicht irritierenden Beitrag*
*Bitte, immer wieder gerne*
Der Fremde schien jedoch mit meinem Gehirn einer Meinung zu sein. Er schloss die Hand wieder und spielte mit dem Ring, während er lächelnd erwiderte:
"Ja, so scheint es, nicht? Mein Bruder hat ihn mir gegeben, aber...", er zögerte und betrachtete den Ring, den er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. "... er passt nicht zu mir." , schloss er, während er seie Hand wieder um den Ring ballte. "Hier, du kannst ihn haben". Und er warf ihm hoch und bevor ich überlegen konnte, fing ich ihn reflexartig auf. Was sollte das denn jetzt? Lief der Typ einfach so rum und verschenkte Schmuckstücke an alle? Wollte er den Ring nicht mehr haben, weil er nicht zu seinem Goldklunker-Stil passte und hatte beschlossen damit willkürliche unschuldige Mädchen auf Bäumen zu verwirren?
Jetzt sah er mich abwartend an. "Na los, steck ihn an!" Ich zog mir den Ring auf den Finger. Obwohl nichts passierte schien der Fremde mit dem Ergebnis hoch zufrieden zu sein. Ich sah ihn abwartend an.
"Und? War das alles?"
Er grinste. "Doch neugierig geworden oder was?"
Als ich ihn nur abwartend betrachtete fuhr er von selbst fort. "Also gut, dieser Ring kann Stromstöße verteilen, wenn du dich darauf konzentrierst."
"Ja klar."
"Nein, wirklich. Probier's aus!"
"Wie denn?"
"Komm runter und beschieß mich mit einem."
Ich zögerte.
"Na komm, ich werde dir schon nicht wehtun", drängte er in leicht sarkastischem Unterton. Langsam stieg ich von meinem Baum und stellte mich ihm gegenüber. Er grinste. "So und jetzt schock mich."
"Wie denn?"
"Tu's einfach!"
"Aber..."
Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, streckte er seine Hände aus und plötzlich waren Messer darin. Sie tauchten auf aus dem Nichts und ehe ich mich auch nur darüber wundern konnte, stürmte er auf mich zu und holte mit dem Messer aus. In meiner totalen Überrumplung tat ich das Erste, das mir einfiel: Ich schrie, warf mich gegen ihn und ihn dadurch zu Boden. Als er unter mir zappelte, drückte ich ihm die linke Hand auf die Brust und schockte ihn. Es war ganz leicht. Ich dachte einfach, dass ich ihm einen Stromschlag geben wollte und der Ring kam meiner Bitte nach, als hätte ich einen Knopf gedrückt. Dabei fühlte ich nichts als ein kleines Kribbeln im Finger. Der Mann unter mir zuckte zusammen. Ich schockte ihn nochmal, er zuckte wieder, und nochmal. Irgendwann erkannte ich in den abgehackten Lauten, die er ausstieß, ein Lachen und hielt Inne. Das Lachen wurde deutlicher. "Wow, wow, immer langsam Svenja!" Ich rappelte mich auf und trat ein paar Schritte zurück, hielt aber die Hand mit dem Ring immer noch wie eine Waffe vor mich. Auch er stand auf, doch er sah mich nur an und hob seine leeren Hände in einer Geste des Ergebens. Die Messer waren dorthin zurückverschwunden wo immer sie hergekommen waren.
"So heiße ich nicht." Meine Stimme zitterte immer noch von dem Schock, doch ich zwang mich ruhig zu sprechen und gerade zu stehen.
"Wie heißt du dann?" fragte der Fremde interessiert.
"Fenja."
Da lächelte der Fremde. "Das passt." Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand ohne sich noch ein einziges Mal umzublicken um die Straßenecke. Ich sah ihm nach, während das Geräusch seiner Absätze auf dem Pflaster verhallte.
Bis heute hatte ich ihn nie wiedergesehen. Doch der Ring war noch da. Ich hatte ihn seit diesem Erlebnis kaum wieder abgenommen und jedesmal, wenn ich es tat, fühlte ich mich verwundbar und als ob mit etwas fehlte. Die Schockfunktion hatte ich allerdings seither nie wieder gebraucht und mit der Zeit verdrängte ich die Geschichte, bis ich kaum noch an den seltsamen Mann und die Spezialfunktion seines Geschenks dachte.
Und so erwartete ich nichts weiter besonderes von dem Bus, der an der heute Haltestelle hielt, außer vielleicht ein paar kurzen Gesprächsfetzten, aus denen ich mir dann Lebensgeschichten zusammenbasteln konnte, wie es mir passte. Doch diesmal gingen die Leute einfach an mir vorbei. Alle bis auf einen. Ein Mann, vielleicht um die dreißig oder etwas älter, stand da und blickte mich genau an. Ich lächelte ihm kurz zu, doch als er keine Reaktion zeigte, wurde mir doch etwas unwohl zumute. Was war denn so ungewöhnlich an einer Teenagerin in einem Baum? Ich betrachtete ihn genauer. Er trug, obwohl es Sommer war, einen langärmligen, blauen Mantel und eine lange Hose und wirkte dadurch etwas aus der Zeit gefallen. An der linken Hand trug er einen auffällig großen Ring. Jetzt hob er, ohne mich aus den Augen zu lassen seine rechte Hand ans Ohr.
"I've got her.", sagte er wie zu sich selbst und wandte sich dann an mich.
"Excuse me, i can't find the train station, can you help me?", fragte er. Ah, das erklärte zumindest das Gestarre. Wahrscheinlich hatte er sich gefragt, ob es sich lohnte ein junges, vielleicht nicht sehr englischbewandertes Mädchen nach dem Weg zu fragen, aber damit hatte er zu lange gebraucht, denn alle seine anderen Optionen waren schon um die nächste Straßenecke verschwunden.
"Uhm, sure.", antwortete ich und schwang mich vom Baum. Der Bahnhof war nicht weit weg, den Weg dürfte sogar ich mit meinen mittelmäßigen Englisch-Künsten beschreiben können.
"You have to..." Weiter kam ich nicht, den der Mann packte mich, hielt mir mit einer Hand den Mund zu und zerrte mich hinter den nächsten Busch. Ich wollte schreien, doch alles was herauskam, war ein ersticktes "Mhm-mhmh!". Panisch versuchte ich mich zu befreien, zappelte und schlug um mich, biss ihn sogar in die Hand, aber er war zu stark. Stattdessen drückte er mich hinter dem Busch zu Boden und zischte ein so eindringliches "Schhhhh!", ins Ohr, dass ich automatisch verstummte. Doch nicht für lange, denn bei dem was er als nächstes tat, stieß ich einen erstickten Laut der Überraschung aus. Während er mich immer noch mit einer Hand auf den Boden drückte, hob er die andere und malte er mit einer Hand einen Kreis in die Luft. Vor uns erschien mit einem leisen Knistern ein gelber Funkenkreis und dahinter die Umrisse einer Halle, oder eines Saals. Ohne zu zögern stürzte er sich hinein und zerrte mich mit sich.

Lancelot (Marvel FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt