13.2 Kapitel

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Ich verließ den Konferenzraum mit deutlich besserer Laune und fand Shuri ohne weitere Schwierigkeiten in ihrem Labor.
Es brauchte etwas um sie von ihrem Erfindungen loszueisen, aber als sie hörte, was wir vorhatten, war sie sofort Feuer und Flamme. Auch in mir stieg langsam Vorfreude und Spannung auf, als wir zurück zum Aufenthaltsraum gingen. Pünktlich trafen wir dort ein und trafen bereits Peter und Harley vor, die schweigend mit Clint am Tisch saßen.
"Da seid ihr ja, Mädels, setzt euch!"
Er nickte zu den etlichen freien Stühlen und Shuri und ich ließen uns gegenüber von Peter und Harley nieder.
"Also...", mein Trainer lehnte sich geschäftig auf seinem Stuhl nach vorne, "wie weit seid ihr im Bilde?"
"Wir starten einen Überraschungsangriff auf einen Raum mit zwei Supersoldaten und einem ausgebildeten Agenten, um Captain America seinen Schild zu klauen und damit zum Jet zu kommen. Davon werden wahrscheinlich auch alle anderen aufwachen, von denen wir dann nicht wissen, auf wessen Seite sie stehen. Und das alles zum Spaß, weil Natasha nicht da ist, um dir Vernunft einzureden", fasste Harley zusammen, klang dabei allerdings keinesfalls skeptisch oder so, sondern viel mehr auf die gleiche Art aufgeregt wie ich. Peter schien ihm wohl seine Zweifel an der ganzen Geschichte dargelegt, ihn aber nicht überzeugt zu haben. Clint strahlte Harley an.
"Exakt! Aber wir können wohl zumindest versuchen einzuschätzen wer sich auf welche Seite schlagen wird. Ich gehe davon aus, dass Tony zu uns kommen wird...", sein Blick huschte zu Harley und Peter, "...und mit ihm kommt normalerweise Rhodey. Wanda ist schwieriger. Es könnte sein, dass sie sich, jetzt wo Natasha nicht da ist, sozusagen zum Ausgleich auf Caps Seite schlägt. Allerdings käpfe ich ja hier und bis jetzt habe ich es noch immer geschafft sie auf meine Seite zu ziehen", ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht und auch ich schmunzelte, als ich an die Szenen mit Clint und Wanda dachte, die ich aus den Filmen kannte.
"Es ist vermutlich auch gut möglich", fuhr Clint schon fort, "dass sie Visions Seite wählt, aber auch dann haben wir zumindest eine 50% Chance, denn der wählt seine Seite, seit Wanda ihm den Sinn als Teambildungsübung erklärt hat, buchstäblich nach Zufallsgenerator.
Thor ist bei seiner Seitenwahl immer komplett willkürlich, aber...", diesmal blieb sein Blick bei mir hängen, "... vielleicht diesmal nicht."
Ich runzelte überrascht die Stirn und äußerte meine Zweifel mit einem skeptischen Blick.
"Doch, ich glaube er möchte einen guten Eindruck auf dich machen und es wäre doch ganz schön unväterlich, direkt Mal gegen seine eigene Tochter zu kämpfen, wenn es sich so einfach vermeiden lässt"
Gut, das war möglich. Eigentlich war es sogar ein ziemlich logischer Schluss, ich war nur nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich in Thors Entscheidungsfindung eine Rolle spielen sollte.
"Ein Problem sind Hope und Scott, denn Scott wird sich wahrscheinlich direkt an Steve für Anweisungen richten, daher ist es gut möglich, dass beide auf seine Seite gezogen werden.
Bruce hält sich normalerweise raus, und ich denke, so wie ich ihn einschätze, wird Doctor Strange das Gleiche tun.
Bleibt noch dein Bruder, Shuri. Ich denke er würde sich von der Sympathie her tatsächlich eher für Steves Seite entscheiden, schon allein, weil sie die Verteidiger sind. Oder glaubst du, er würde sich dir zuliebe unserer Seite anschließen?"
Shuri neigte nachdenklich den Kopf.
"Kann ich tatsächlich schwer sagen, wie wär's wenn wir ihn einfach im Vorfeld angagieren, statt es seiner spontanen Entscheidung zu überlassen?"
Clint fuhr sich nachdenklich übers Gesicht.
"Je mehr Leute davon wissen, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass die anderen davon Wind bekommen. Könnte es nicht sein, dass dein Bruder, selbst wenn er sich für unsere Seite entscheidet, Steve aus Gründen der -was weiß ich- Edelmütigkeit oder Chancenaußgeglichenheit warnt?"
Shuri nickte nachdenklich.
"Das könnte natürlich sein. Und ich denke, wenn er weiß, dass es kein echter Kampf ist, wird er sich auch nicht meinetwegen für unsere Seite entscheiden. Wahrscheinlich fände er es eher lustig, wenn wir in verschiedenen Teams sind." Sie grinste und ich konnte das gut verstehen. Mit meiner Schwester wäre es mir wahrscheinlich ähnlich gegangen. Clint nickte verständnisvoll.
"Gut, dann gehen wir das Risiko nicht ein."
Wir nickten alle einverstanden.
"In Ordnung", fasste Clint zusammen, "Das ist eigentlich eine gute Ausgangslage, selbst wenn der Zufallsgenerator schlecht läuft, sind wir zahlenmäßig noch ausgeglichen. Außerdem habe ich noch Hoffnung, dass Hope", er grinste über diesen genialen Wortwitz, "sich für unsere Seite entscheidet, ich kann sie nämlich tatsächlich nur schwer einschätzen."
"Ich glaube das ist tatsächlich gar nicht so abwegig", gab ich zu bedenken, "sie kämpft ja schließlich gerne gegen Scott. Vielleicht so ein bisschen wie bei euch", ich nickte zu Shuri.
"Gut", schloss Clint diesen Abschnitt ab.
"Dann zur vorläufigen Planung. Der Schild ist in Steves Zimmer, normalerweise auf dem Schreibtisch oder irgendwo in der Nähe, wenn wir Pech haben auch direkt beim Bett, ist auch schon Mal passiert. Jedenfalls werden wir meinen Jet benutzen, der ist kleiner und handlicher als der große Avengers-Jet und den müssten wir auch noch erstmal aus der Garage kriegen. Ich lasse mir irgendeine Ausrede einfallen, warum ich ihn heute im Innenhof stehen lasse, das ist am nächsten.
Jetzt kommen wir zum schwierigeren Teil. Bis jetzt ist der Plan immer daran gescheitert, dass wir, selbst wenn wir den Schild aus dem Zimmer bekommen, nicht mehr zum Jet durchkommmen, weil wir natürlich die Treppe runterlaufen müssen und Steve und Bucky einfach aus dem Fenster springen, sodass sie uns im Innenhof den Weg abschneiden können."
"Warum schleichen wir uns nicht einfach rein, nehmen den Schild mit und gehen wieder, sodass es keiner mitkriegt?", fragte Harley.
Clint schüttelte den Kopf.
"Das wäre natürlich der Idealfall, aber bis jetzt wurden wir immer erwischt. Ich glaube inzwischen kaum noch, dass es möglich ist, aus einem Raum mit zwei Supersoldaten mit übernatürlichem Gehör unbemerkt etwas zu stehlen."
"Achso. Aber wenn wir so oder so erwischt werden, dann sollten wir doch einfach gleich alle in ihr Zimmer einfallen und sie einfach im Schlaf überrumpeln."
"Wir würden es nie schaffen alle auf einmal unbemerkt vor ihre Tür zu kommen, zumal da einige...", er blickte zu Harley, "...eher die lautere Sorte von Ausrüstung benutzen. Außerdem würde es dann zum Kampf kommen, bevor alle wach sind und volle Unterstützung bekommen. Ich schlage also vor, wir machen es auf einem Mittelweg. Wir werden nur eine Person ins Zimmer schicken, aber direkt Verstärkung vor der Tür positionieren."
"Und wer geht rein? Du?"
Clint schnaubte. "Es sollte möglichst jemand sein, der keine Treppen benutzen muss."
Alle Blicke richteten sich auf Peter. Der schluckte, nickte dann aber entschlossen.
"Perfekt.", Clint wirkte zufrieden. "Dann würde ich vorschlagen Fenja und Shuri warten als potentielle Verstärkung vor der Tür. Ich werde unten im Innenhof stehen und du gibst mir ein Zeichen, sobald du den Schild hast, Peter. Dann werde ich das Fenster einschießen, und du kannst runterkommen und anfangen ihn zum Jet zu schaffen, während ich die aufhalte, die hinter dir herkommen. Ab da wird es solchen Tumult geben, dass alle aufwachen und dann geht das ganze erst richtig los."
"Und was machen wir?", fragte ich, während ich nervös auf dem Tisch herumtrommelte. "Wir stehen dann ja immer noch vor der Tür."
"Warum bauen wir keine Falle unterm Fenster, wenn sie da sicher rausspringen?", meldete sich Shuri zu Wort.
"Äh Entschuldigung, ich möchte da eigentlich auch noch lebend runterkommen!", empörte sich Peter. Shuri warf ihn einen leicht spöttischen Blick zu.
"Ich würde sie schon so konstruieren, dass sie erst zuschnappt wenn ich es sage."
"Keine schlechte Idee, du kannst das gerne versuchen, solange du es bis heute Abend schaffst, ohne verdächtig vor Steves Fenster herumzulungern", unterbrach Clint die Beiden. Shuri akzeptierte diese Bedingungen mit einem Nicken und ich sah förmlich wie sie sich ausklinkte und begann, alle möglichen Pläne zu schmieden.
"Aber was machen wir denn denn jetzt?", fing ich schon fast an zu drängeln, denn meine ursprüngliche Frage war dadurch eigentlich immer noch nicht geklärt.
Clint betrachtete mich nachdenklich.
"Ich denke es wäre gut, wenn du Peter begleitest, während Shuri und ich eure Verfolger aufhalten. Hindernisse tauchen ganz von selbst auf, die Anderen werden schnell genug da sein, und dann wäre es gut, wenn nicht nur einer mit dem Schild allein ist."
"OK"
"Hallo", mischte sich plötzlich Harley ein, "ich bin übrigens auch noch da!"
"Keine Sorge", grinste mein Trainer, "ich hab dich schon nicht vergessen. Sams Anzug ist im Ausrüstungsraum, du übernimmst den Wachposten und es wäre wohl am besten, wenn er gar nicht erst an seine Ausrüstung kommt."
Der Junge runzelte die Stirn und war offensichtlich nicht ganz zufrieden mit seiner Aufgabe, widersprach aber nicht und nickte nur knapp.
"Ich hätte noch eine Frage", begann Peter.
"Schieß los", forderte Clint und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Wenn wir beim Jet ankommen, ist dann ja gar keiner drin, der ihn fliegen kann."
"Er wird auch nie abheben. Wenn ihr dort seid, versteckt den Schild und verteidigt den Jet gegen Angreifer, denn die werden natürlich versuchen unser "Fluchtfahrzeug" zu zerstören. Gebt uns ein Signal, sobald ihr dort seid, dann kommen wir zu euch und sobald wir alle da sind, haben wir gewonnen."
"Wie werden wir kommunizieren?"
Ein Schulterzucken war die Antwort, gefolgt von: "Die guten alten Ohrstöpsel denke ich."
Abwartend sah Clint zu Shuri.
"Was? Mhm, ja klar, wir können die M6-24er nehmen, die könnem auch ein Piepssiegnal senden, wenn man sie berührt, dann muss Peter nicht sprechen, während er noch im Zimmer ist."
Clint schien angetan von dieser Idee.
"Perfekt, dann nimmt jeder von uns davon noch welche mit und verteilt sie an unsere Verbündeten. Das Piepssignal benutzt nur Peter am Anfang und als Zeichen, dass alle zum Jet kommen sollen."
"Klingt gut", befand Harley.
"Jap, ich denke wir könnten dieses Mal tatsächlich eine Chance haben. Noch irgendwelche Unklarheiten oder Probleme?"
"Nur eines."
"Ja, Fenja?"
"Ich darf eigentlich erst wieder ab morgen trainieren."
Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht unseres Teamführers. "Dann würde ich sagen unser Angriff startet um exakt 0:00 Uhr mit einem letzten Vortreffen hier im Aufenthaltsraum. Kommt mit Ausrüstung und den Ohrstöpseln...", er nickte zu Shuri, "Falls sich spontane Änderungen ergeben sage ich es euch. Ansonsten noch Fragen?"
Als sich keiner meldete, klatschte Clint in die Hände und erhob sich von seinem Stuhl. "Na dann, auf auf, es ist noch viel zu tun!"
Shuri machte sich sofort auf den Weg ins Labor, um an irgendeiner Falle zu tüfteln und Harley begleitete sie, um seine Rüstung nochmal durchzuchecken und auszubessern. Peter und ich blieben ziemlich rastlos zurück. Seine Schulprobleme waren auf jeden Fall vergessen.
"Also werden wir echt kämpfen? Oh Gott, ich hab doch echt seit ner Woche nicht mehr trainiert. Ich hab noch gar kein richtiges Schwert!"
Peter runzelte die Stirn. "Wie meinst du das?"
"Naja, die haben ja alle so leichte Unterschiede in Gewicht, Größe und entsprechend auch Handling und so und ich hab mich noch für keins endgültig entschieden und...."
Ich merkte selbst, dass ich unzusammenhämgendes Zeug redete, stoppte mich selbst und sah Peter nur mit einem ziemlich hilflosen Blick an.
Der blinzelte verwirrt zurück und schien einen kurzen Moment zu brauchen, um mein Gebrabbel zu ordnen. Dann schlug er zaghaft vor, als hätte er Angst seine Antwort könnte irgendwie falsch sein: "Dann gehen wir doch einfach in den Ausrüstungsraum und suchen dir eins aus?"
Ich starrte ihn an. Ja klar, aber die waren ja alle nicht so perfekt gewesen. Ich hatte allerdings auch noch nicht alle ausprobiert und bis heut Abend würde ich auch keine anderen mehr auftreiben. Ich nickte also langsam. "Ja, ja gut, machen wir das."
Peter stieß mit einem erleichterten Lächeln die Luft aus. "OK, gut, ich dachte schon das wär irgendwie doof. Ich hab schließlich keine Ahnung von Schwertern."
"Nein, nein gar nicht, ich hab bloß, keine Ahnung, wahrscheinlich auch einfach nicht so weit gedacht."
Kurz entstand eine leicht peinliche Stille zwischen uns, doch ich schaffte es sie zu durchbrechen.
"Ich hatte bis vor kurzem auch noch keine Ahnung, und eigentlich weiß ich immer noch nicht viel, aber..." Ich fuhr fort, ihm das bisschen, das ich in der Zwischenzeit von Clint und Thor über verschiedene Schwerter gelernt hatte, zu erklären, während wir zum Hauptgebäude gingen.
Kurz vor der Tür viel es mir wieder ein.
"Ach verdammt, Peter warte Mal, da drin sitzen Cap, Bucky und Sam. Wir kommen never unbemerkt an ihnen vorbei."
Also gingen wir ums Haus herum, bis wir zum Fenster des Ausrüstgsraum kamen. Das war aber leider verschlossen. Eine Weile standen wir grübelnd davor, dann fasste Peter einen Plan.
"OK, ich geh einfach vorne an der Decke rein, da sehen sie mich nicht und dann mach ich dir von drinnen das Fenster auf."
Ich blickte ihn überrascht an. Stimmt ja, Spiderman, da war was. "Perfekt, so machen wir's."
Kurz darauf sah ich durch das Fenster, wie sich die Tür öffnete und Peter huschte zum Fenster, öffnete es und beugte sich zu mir hinaus.
"Alles, klar!", verkündete er grinsend, "sie haben mich nicht gesehen!"
"Perfekt", auch ich grinste, als ich im Peters Augen die gleiche Aufregung über diese kleinen Heimlichkeiten erkannte, die in meinem Bauch kribbelte.
"Komm rein!" Peter streckte mir seine Hand hin, doch das half mir recht wenig, denn so ganz ohne Superkräfte musste ich, um in das doch relativ hoch liegende Fenster zu kommen, wohl oder übel auf die gute alte Walross-Technik zurückgreifen. Nach einigem Schnaufen und ein paar Fehleversuchen hatte ich es schließlich geschafft und warf Peter einen warnenden Blick zu.
"Kein Kommentar!", drohte ich denn nachdem er hier so elegant reingeschlichen war, war mir mein unbeholfener Auftritt ein wenig peinlich.
Doch der hob nur abwehrend die Hände.
"Wieso?", fragte er und wirkte ehrlich verwirrt. Ich funkelte ihn noch kurz an, wandte mich dann aber ab und fing an in der Kiste neben meiner und Clints Rüstung durch. Alle Schwerter, mit denen ich schon Mal trainiert hatte, waren dort, sowie Hawkeyes, bzw. Ronins, Katana, aber mit denen war ich ja allen nicht sooo perfekt zurecht gekommen. Die Degen und japanischen Schwerter, die Clint bevorzugte, waren mir zu leicht, und mit den leicht gebogenen, nur einseitig scharfen, hatte ich mich auch etwas dumm angestellt. Am besten kam ich immer noch mit dem ersten Schwert, das mir Clint bei Thors Besuch in die Hand gedrückt hatte, zurecht, einer geraden, zweischneidigen, silbernen Spatha, die mir aber eigentlich ein wenig zu lang war, weil die Spatha ursprünglich auch für berittene Truppen gedacht war. Der Anderthalbhänder, den ich daraufhin bekommen hatte, war mir aber eigentlich ein bisschen zu schwer und beide hatten den Nachteil, das man mit ihnen nicht zustechen konnte, da sie eigentlich für Hiebe konzepiert waren, die einem gegen einen gut gerüsteten Gegner unter Umständen wenig halfen. Außerdem hatte ich nie gelernt mit einer Parierstange umzugehen, da Clints Katana keine hatte, er es mir also schlecht beibringen konnte.
Nachdem wir noch zwei weitere Kisten durchsucht hatten, fand ich eine etwas kürzere Spatha, die besser in der Hand lag als der Anderthalbhänder. Ich wirbelte ein paar Mal herum und führte ein paar Basic-Schläge in der Luft aus. Dann nickte ich zufrieden und drehte mich zu Peter um, der mich fasziniert beobachtete.
"Was?"
"Nichts, nichts, schaut cool aus"
Ich lächelte und spürte wie meine Ohren heiß wurden. Wahrscheinlich war mein Kopf feuerrot. Um es zu überspielen drehte ich mich zu den Anzügen um.
"Glaubst du ich sollte meine Rüstung schon mitnehmen? Am Ende fällt das noch auf."
"Aber heute Nacht nochmal herzukommen ist auch scheiße."
"Ja stimmt."
Nach kurzem Überlegen zuckte ich die Schultern.
"Ich nehm sie jetzt einfach mit, es wird bestimmt keiner danach suchen und sie ist ja auch noch nicht so lange da, also wird ihr Fehlen schon nicht gleich ins Auge stechen."
Also packten wir Rüstung samt Schwert und Scheide zusammen.
"Brauchst du noch irgendwas?"
"Nö, mein Anzug ist in meinem Zimmer, weil ich den von Zuhause mitgenommen hab. Und ich hab mich schon gegen Iron-Spider entschieden, der andere ist leiser."
Ich nickte bestätigend. "Macht Sinn."
Wir verließen das Haus auf dem selben Weg, wie wir reingekommen waren, verstauten die Ausrüstung in meinem Zimmer und begaben uns dann wieder in den Aufenthaltsraum, wo es bald Abendessen geben würde.
Ein paar Leute waren schon da, während Wanda und Vision noch schnippelnd und rührend in der Küche standen. Clint war noch nicht da, dafür aber Tony, Peper, Harley und Rhodey sowie Bruce und Thor. Peter und ich lächelte uns nochmal an und trennten uns dann, nachdem Tony Peter zuwinkte und ich machte mich auf den Weg zur Küche um wie immer meine Hilfe anzubieten.
"Hi, kann man euch was helfen?", fragte ich Vision, der vor mir mit irritierender Gleichmäßigkeit Karotten in Scheiben schnitt.
"Oh nein, ich denke nicht, das Gratin ist schon im Ofen, wir sind noch mit dem Salat beschäftigt, aber der ist auch gleich fertig.", lehnte er in einem freundlichem Tonfall ab und lächelte mir zu.
Ich mochte Vision ja wirklich, aber manchmal war es schon echt verunsichernd in sein rotes Gesicht zu schauen, das so klar Emotionen zeigte, und dazu seine doch vielleicht irgendwo unnatürlich ruhige Stimme zu hören. Den irgendwie sagten mir meine Instinkte dadurch, dass ich nicht wusste, was er eigentlich dachte, obwohl ich mir eigentlich sicher was, dass er es mir wahrscheinlich direkt ins Gesicht sagte.
"Achso, prima, soll ich dann vielleicht schon Mal den Tisch decken, oder so?"
"Das kann ich mir vorstellen, frag gerne Wanda, sie macht das normalerweise, ob du ihr helfen kannst."
Ich nickte und wandte mich mit einem dankenden Lächeln, das Vision freundlich erwiederte, ab. An der Spüle stand besagte Superheldin und putzte drei riesige Salatköpfe. Bei so vielen Leuten kam eine ganz schöne Menge zusammen.
"Hi, kann ich euch irgendwie helfen? Vielleicht den Tisch decken oder so?", wiederholte ich mein Angebot.
"Oh danke, dass ist lieb von dir, aber wir sind so gut wie fertig, nur noch, naja..." sie deutete auf den riesigen Haufen Grünzeug vor ihr, "der Salat."
"Soll ich dann schon Mal Teller oder so an den Tisch tragen?"
"Nein, danke, dass ist wirklich nicht nötig, ich krieg das ganz schnell hin"
"Sicher?"
"Oh ja!", sie lächelte fast ein wenig herausfordernd oder spöttisch und hab dann die Hände.
Ach ja ich hatte da was vergessen. Diverse Schranktüren glitten sanft auf und von einem leichten roten Schimmer getragen schwebten Teller, Besteck und alles weitere auf den Tisch zu.
"Oh, äh ja dann...", ich fühlte mich ein wenig bedröppelt und hätte mich selbst dafür ohrfeigen können, dass ich ständig vergaß oder verdrängte, dass diese Leute hier um mich herum Superhelden waren. Am Ende würde ich noch diejenige sein, die ihre Gegner unterschätzte.
"Dann geh ich wohl einfach wieder, tut mir leid, falls ich irgendwie gestört habe."
"Nein, nein gar nicht, nochmal danke für das Angebot."
Ich entfernte mich also wieder aus der Küche und sah mich ein wenig unbeholfen im Wohnzimmer um, bis Shuri, die gerade mit T'Challa hereingekommen war, mich entdeckte und aufgeregt herüberwinkte. Sie stand neben ihrem Bruder, der in ein Gespräch mit Rhodey verwickelt war. Ich ging zu ihnen.
"Hi", sprach ich etwas unbeholfen in die kleine Runde.
"Hey Fenja", begrüßte mich T'Challa.
Ich versuchte mich kurz zu erinnern, ob ich schon jemals mit ihm geredet hatte, erinnerte mich aber nicht. Shuri musste ihm jedoch von mir erzählt haben, denn er schien sich mir nicht fremd zu fühlen.
"Was hast du heute so gemacht, jetzt wo du nicht trainieren kannst?"
"Och, Clint hat mir meine Ausrüstung gezeigt, und dann hab ich versucht ein passendes Schwert zu finden."
"Also eine Schwertkämpferin." T'Challa nickte verständnisvoll. "Ich weiß noch was für ein Trubel es war, als die Schwerter für unsere Armee aktualisiert werden sollten. Es gab bestimmt hundert verschiedene Entwürfe und tausend Argumente was wofür und wogegen spricht." Er lachte locker.
"Wow, gibt's da echt so viele Unterschiede?", fragte Rhodey. "Sind die nicht alle lang und scharf?"
Shuri starrte ihn entrüstet an: "Sind Pistolen nicht alle voller Munition und Knallen? Da gibt's genauso viele Unterschiede. Was hast du bei einer Waffe, die sich über Jahrhunderte in verschiedenen Kulturen erhalten hat, denn erwartet?"
"OK, ja, sorry, ich bin da halt nicht so der Profi!"
Ich beschloss mich etwas schlichtend einzumischen: "Es gibt zum Beispiel zweischneidige oder einschneidige Schwerter, je nachdem, ob sie auf beiden Seiten scharf sind oder nicht, das macht natürlich extreme Unterschiede fürs Handling. Und dann gibt natürlich noch Unterschiede in Länge, Breite und Gewicht, Griffform, Klingenform, die kann ja z.B. gebogen sein, und der Parierstange."
Rhodey hörte mir interessiert zu und lenkte dann kopfnickend ein: "Ja gut, da habt ihr wohl Recht."
"Was habt ihr denn dann schlussendlich für Schwerter für eure Soldaten entworfen?", wandte ich mich aus echtem Interesse wieder an T'Challa.
"Oh, da musst du wohl eher die Expertin hier fragen", er nickte fast schon ein wenig stolz zu Schuri hinüber, "aber soweit ich weiß haben wir uns für eine eher degenähnlichere Variante entschieden...."
Die Zeit bis zum Essen verging wie im Flug und zehn Minuten später saßen wir alle am magisch gedeckten Tisch mit einer dampfenden Riesenportion Gratin vor uns. Da hörten wir draußen plötzlich ein kräftiges Brausen. Ich blickte sofort panisch den Tisch hinauf zu Peter, aber Tony neben ihm zog nur abwartend eine Augenbraue hoch. Wanda stand auf und ging langsam zum Fenster. Dann drehte sie sich kopfschüttelnd um.
"Es ist nur Clint, fangt an"
Allgemeines Gestöhne, vereinzelte Lacher und lautes Tellergeklapper folgten, während alle sich am Essen bedienten. Kurze Zeit später kam der ungebetene Störenfried durch die Tür stolziert.
"Sorry Leute, bin bisserl spät dran!", verkündete er.
"Ja, haben wir gemerkt", schnaubte Tony, "was sollte denn der Auftritt?"
"Ich hatte noch was bei meiner Familie zu erledigen und nach ein paar Verzögerungen wurde es etwas später als geplant."
"Ja, das haben Verzögerungen so an sich", murmelte Harley sarkastisch.
"Und dann hast du beschlossen, mit dem Jet herzufliegen, damit du noch rechtzeitig zum Abendessen kommst?", vergewisserte sich Doctor Strange mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Exakt, ich wollte doch nicht verpassen, wenn es einmal pro Woche was genießbares gibt."
Er grinste bei dem empörten Schnauben, das durch die Tischgemeinschaft ging.
"Dir ist bewusst, das das deine Kochkünste mit einschließt, nicht wahr, Barton?", stichelte Bucky.
"Oh ja, absolut", bestätigte der und streckte Wanda immer noch grinsend seinen Teller hin.
Gut, ich hatte definitiv mit einer besseren Ausrede für das Parken des Jets erwartet, aber eines musste man Clint lassen: Wanda war wirklich eine ausgezeichnete Köchin!
Die Situation entspannte sich und wir fingen alle an, leckeres Gratin in uns hineinzustopfen.
Ich fand mich zwischen Shuri und Scott wieder, der ebenfalls ordentlich zulangte.
"War das Training hart heute?", fragte ich ihn.
"Oh ja, das kannst du laut sagen, aber hey, ich will mich nicht beklagen, ich wette du kannst es gar nicht abwarten wieder voll einsatzfähig zu sein."
Ich seufzte. "Ja, es ist echt mieß, jetzt wo ich endlich etwas gefunden habe, was ich gut kann, pausieren zu müssen, aber ich bin sicher es hätte viel schlimmer kommen können. Noch Mal tausend Dank, du hast mir vermutlich das Leben gerettet."
"Och, kein Ding!", beteuerte Scott, doch ich sah wie der Stolz in ihm aufstieg. Auch Hope, die uns gegenüber saß,  schien es zu bemerken, denn sie grinste mir zu.
Als das Abendessen zu Ende war und sich alle verabschiedeten, wollte ich einen letzten Blick zu Peter werfen, fing aber stattdessen Hawkeyes Blick auf. Er zwinkerte mir zu, und da war mein letzter Rest Ungewissheit dahin. Der Plan stand. Heute Nacht würden wir kämpfen.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, mir einen Wecker zu stellen und noch ein zwei Stunden Schlaf zu bekommen, aber das konnte ich mir natürlich abschminken. Stattdessen tigerte ich in meinem Zimmer auf und ab, checkte immer wieder meine Rüstung und starrte auf meinen
Wecker. Vielleicht war es besser so, am Ende hätte ich noch verschlafen, oder jemand anderes wachte unerwünschterweise von meinem Weckerklingeln auf.

Lancelot (Marvel FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt