14.1 Kapitel

141 9 1
                                    

Endlich näherte sich der Zeiger der 12 und um zehn vor fing ich also endlich an meine Rüstung anzuziehen. Das war gar nicht so leicht mit den ganzen Schnallen und Riemen, aber schließlich hatte ich es auch ihne Clints Hilfe geschafft. Da viel mir auf, dass meine Rüstung noch gar keinen Schwertgurt hatte. Oh man, die hatten wohl damit warten wollen, bis sie wussten, auf welche Schwertscheide sie ihn anpassen mussten! Zum Glück viel mir der Gürtel, den Shuri und ich an meinem ersten Tag hier gekauft hatten, wieder ein. Eine der Schlaufen passte tatsächlich und so schlüpfte ich um zwei vor zwölf hibbelig wie sonstwas aus meiner Zimmertür. Zum Glück musste ich auf dem Weg zum Treffpunkt nicht an irgendwelchen Zimmern vorbei, denn mein Raum lag direkt gegenüber der Treppe, die direkt in den Aufenthaltsraum führte. Ich war nämlich wirklich keine Schleich-Meisterin, auch wenn meine Rüstung entgegn meiner Erwartungen kaum klapperte.
Oben angekommen zog ich leise die Tür hinter mir zu und blickte in das schummrige Halbdunkel des Raums. Schemenhaft konnte ich bereits Clint, Shuri und Peter erkennen, die schweigend auf den Sofas saßen.
"Ah, Fenja, perfekt!", begrüßte Clint mich mit gedämpfter Stimme.
Leise setzte ich mich zu ihnen aufs Sofa. Die ganze Situation fühlte sich so surreal an, ich saß hier mit meinen Helden zusammen, was mir gerade erst wieder bewusst wurde, als ich sie alle in ihrer Ausrüstung sah. Clint hatte zwei Köcher auf dem Rücken, Seine Bogenstange in der Hand und war außerdem voll ausgerüßtet mit Stiefeln, Armschützern und unzähligen weiteren Waffen in allen möglichen Schnallen oder Taschen seiner schwarzen Weste, die er über seinem Anzug trug, der nur auf einer Seite einen langen Ärmel hatte. Ich kannte dieses Outfit aus Civil War, genauso wie Peters Anzug, und auch Shuri sah genauso aus, wie in den Filmen. Sie hatte diese fetten Booster-Handschuhe, oder was immer es war, dabei, sie lagen neben ihr auf dem Sofa. Alles kam mir so vertraut vor, und langsam war ich mir immer sicher, dass ich das alles träumte oder zusammenfantasierte. Mein Kopf schien zu schwimmen und alle Geräusche kamen mir unnatürlich laut vor. So zuckte ich erschrocken zusammen, als die Tür aufging und Harley hereinkam. Er hatte seinen Anzug nicht dabei, wahrscheinlich wäre der zu laut gewesen.
Clint nahm seine Anwesenheit mit einem Kopfnicken entgegen und deutete auf den noch freien Sessel. Sobald Harley sich niedergelassen hatte lehnte er sich vor. "Also Shuri, Lagebericht!"
"Hier sind die Ohrstöpsel.", sie gab jedem von uns eine Hand voll handlicher kleiner Ear-Buds, die einfach schlicht schwarz waren und für mich nicht viel anders aussahen als Bluetooth Kopfhörer, außer dass sie etwas kleiner waren. Bevor wir reagieren konnten, fuhr sie schon fort:
"Ich habe zwei Elektro-Fesseln unterhalb vom Fenster angebracht, die, sobald sie aktiviert wurden eine unsichtbare Sperre bilden und alle, die sie durchlaufen wollen, festhalten. Bis zu drei Leute sollten dadurch bewegungsunfähig gemacht werden können, mehr konnte ich nicht anbringen, ohne dass es Aufmerksamkeit erregt."
Oh Gott, warum viel mir gerade zum ersten Mal wirklich auf, dass sie tatsächlich mit genau dem gleichen Akzent wie in den Flimen sprach?
"Bist du sicher, dass die Fesseln stark genug sind, um einen Super-Soldier aufzuhalten?", hakte Clint nach.
Shuri sah ihn mit ihrem überlegen Blick, den sie sich speziell für Leute aufhob, die ihr Gemie anzweifelten, an. "Diese Fallen wurden ursprünglich entwickelt, um den Winter Soldier festzuhalten. Sie reagieren speziell auf die Sensoren in seinem Arm und setzen auch den außer Gefecht. Ich habe noch einmal alle Daten gecheckt und wenn wir davon ausgehen, dass für Steve die gleichen Abweichungen gelten wie für Bucky, dann sollten wir uns keine Sorgen machen müssen."
"Okay, perfekt", Clint schien so im Tunnel zu sein, dass er Shuris leicht herablassenden Tonfall gar nicht bemerkte.
"Moment Mal", mischte sich Peter ein, "ihr habt...ihr habt einfach so Fallen für Bucky rumstehen?"
"Ja klar", die junge Wakandanerin sah ihn verwirrt an. "Wir wollten auf alles vorbereitet sein, bevor wir ihn wieder aus seinem Koma holten."
Peter öffnete noch einmal den Mund, schloss ihn dann aber wieder.
"Zu unserem Glück, denn so haben wir jetzt schon wieder einen erheblichen Vorteil!", freute sich unser Teamchef, "Man, ich fange langsam an, echt optimistisch zu werden! Wo ist dein Anzug, Harley?"
"Ich habe ihn draußen auf meinem Posten vor dem Hauptgebäude geparkt, ich hätte sicher das ganze Haus aufgeweckt, wenn ich damit reingekommen wäre."
"Kluger Junge!", lobte Clint fröhlich, der seine Vorfreude wohl kaum noch im Zaum halten konnte. "Na dann, mein Jet steht im Innenhof auf dem zweiten Landeplatz. Noch irgendwelche Ergänzungen?"
Shuri hob zwei Metallplättchen hoch.
"Ich habe uns die hier mitgenommen, damit kommen wir aus dem Fenster."
"Was ist das?", fragte ich. Shuri zuckte die Schultern.
"Nur diese stinknormalen Seildinger, die können wir an die Decke haften, und dann auß dem Fenster runterklettern."
"Oh ja, gut."
Ich wurde rot und schämte mich, dass ich die Teile nicht erkannt hatte, obwohl ich erst heute Früh eine Trainingsstunde zu genau diesem Thema gehabt hatte. Mein Trainer schien jedoch andere Dinge im Kopf zu haben, als davon entäuscht zu sein. "Alles klar dann ein letzter Ausrüstungs- und Soundcheck!"
Wir steckten uns die Kopfhörer in die Ohren und Shuri schnallte ihre Waffen an. Ich zog zum Letzten Mal mein Schwert aus der Scheide und ließ es im Schimmerlicht glitzern. Es war soweit. Es ging los!
"Also dann!", verkündete Hawkeye, "Peter, du gibst das Piepssignal, sobald du den Schild hast, dann schieße ich dir das Fenster ein, sodass du fliehen kannst. Solltest du früher entdeckt werden, kannst du hoffentlich auch die Unterstützung vor der Tür zählen. Dann kannst du auch mit mir reden, da wecken wir ja keinen mehr auf. Ganz ehrlich: so gut standen unsere Chancen noch nie! Ich baue voll auf euch, ihr habts drauf! Also, auf in die Schlacht, Kollegen!" Mit diesen Worten wirbelte er herum und huschte schnell und trotzdem still wie eine Katze durch die Tür in Richtung Innenhof. Harley folgte ihm, nicht ganz so elegant, aber immerhin so leise er konnte.
Schweigend warteten wir anderen etwa eine Minute, die sich wie eine Ewigkeit dahinzog, damit sie genug Zeit hatten, ihre Positionen zu beziehen und machten uns dann ebenfalls auf den Weg.
Ein Stockwerk weiter unten schlichen wir den Gang entlang, an meinem und Peters Zimmer vorbei, bis wir zu der Tür kamen, hinter der, wie ich wusste, Steve, Bucky und Sam, sowie der begehrte Schild lagen. Wir blieben stehen und Shuri und ich sahen abwartend zu Peter. Es war wirklich seltsam, ihn in seinem Spiderman-Anzug zu sehen und als er jetzt noch einmal tief durchatmete, seine Maske aufzog und dann noch viel leiser als Clint es gekonnt hätte hochsprang und sich an die Decke hängte, fragte ich mich, ob es jemals in meinen Kopf gehen würde, dass dieser so liebenswürdige und so, naja, normale Junge wirklich Spiderman war. Der Spiderman, über den ich Filme gesehen hatte, bei dessen Abenteuern ich mitgefiebert hatte. Das übertraf leider einfach mein Begreifen. So konnte ich Peter nur anstarren, wie er da an der Decke kauerte und darauf wartete, dass Shuri ihm die Tür öffnete. Ich wusste, dass das der kniffligste Punkt war, denn die Tür zu öffnen würde vermutlich sehr viel mehr Geräusche machen als Peter, ganz zu Schweigen von dem Luftzug und der Lichtveränderung die dadurch entstanden. Aber wir konnten hier nicht ewig so stehen. Also fasste Shuri sich ein Herz und fing an, ganz ganz langsam die Türklinke hinunterzudrücken. Sie schaffte es, wie durch ein Wunder, die Tür ohne ein Geräusch einen breit genugen Spalt zu öffnen und dennoch, hörte ich wie sich drinnen jemand herumwarf und unruhig grunzte. Oh es Steve oder Bucky war konnte ich nicht erkennen, aber ganz unbemerkt schienen wir nicht geblieben zu sein. Zitternd verharrten wir und hielten den Atem an, bis sich das Knarzen legte und nichts mehr zu hören war, außer dem gelichmäßigem Atmen aus dem Zimmer vor uns. Offensichtlich hatte das Türöffnen nicht ausgereicht um jemanden zu wecken. In Shuris Augen sah ich meine eigene Erleichterung gespiegelt, als sie mir einen fragenden Blick zuwarf. Ich nickte. Die Tür war jetzt weit genug offen. Entschlossen verhärtete sich Schuris Gesichtsausdruck, als sie zurücknickte und den Daumen zu Peter hochreckte. Ich konnte sein Gesicht unter der Maske nicht sehen, aber ich meinte ein letztes Einatmen an seinen Rippen ablesen zu können. Dann krabbelte er los, und schob sich leise wie ein Schatten durch den Eingangsschlitz.
Ich hatte mich ja eigentlich gefragt, warum er unbedingt an der Decke entlanghangeln wollte, aber jetzt verstand ich es: so kam er sehr viel direkter zu seinem Ziel und lief nicht Gefahr, auf irgendetwas draufzutreten. Außerdem knarrten Dielen für gewöhnlich mehr als Decken. Mein Herz klopfte wie verrückt, während ich Peter beobachtet, der ohne einen Mucks direkt über die Ausziehcoach, auf der Sam und Bucky schliefen, huschte und im Null komma nichts beim Schreibtisch war. Das Schild lehnte an einem Bein und glänzte uns in dem schmalen Lichtstrahl, der durch die Tür viel schon fast provozierend an.
Hier war der nächste Knackpunkt. Der Schild würde uns nicht den Gefallen tun, plötzlich aus Stoff zu sein. Eine falsche Bewegung von Peter und er würde diese typischen metallisch-lauten Geräusche machen. Gebannt verfolgte ich wie er langsam die Beine von der Decke schwang und sich kurz baumeln ließ. Dann löste er auch seine Hände und landete leicht wie eine Feder in seiner Spiderman-Pose auf dem Boden. Also wollte er den Schild von unten aufheben. Gut, das war wesentlich risikoärmer als ich aus dem ungünstigen Winkel von oben mit Netzen oder so heraufzuziehen. Langsam richtete sich Peter auf und legte vorsichtig seine Hände um den Schild. Mein Herz klopfte wie verrückt, aber das Schild verrutschte keinen Millimeter und gab auch sonst keinen Laut von sich. Meine Hände zittern schon beim Zusehen wie Espenlaub, aber Peter schaffte es unglaublicherweise unser Diebesgut lautlos anzuheben und an sich zu drücken. Dann hüpfte er genauso leise, wie er runtergekommen war wieder an die Decke und krabbelte mit dem Schild unterm Arm zum Fenster. Er kauerte sich an die Wand daneben und ich sah wie er die Hand ans Ohr hob. Schon hörte ich das vereinbarte Piepssignal. Konnte es sein, dass unser Plan reibungslos funktionieren würde? Entschlossen umfasste ich meinen Schwertgriff fester. Nein, jetzt ging der Kampf erst richtig los.
In den paar Sekunden, die Clint sich nahm, um den Bogen zu spannen und zu zielen, nickten Shuri und ich uns nocheinmal ermutigend zu. Dann hörten wir ein in der Stille nahezu Ohrenbetäubendes Klirren und Shuri riss die Tür ganz auf.
Ich erhaschte gerade noch einen Blick auf Peter, der mit dem Schild in der Hand aus dem Fenster sprang, dann wurde mir die Sicht auch schon von Steve versperrt, der aus dem Bett sprang und laut fluchte:
"Verdammt Barton, das kann doch nicht dein Ernst sein!"
"Los geh schon!", brüllte Bucky ihn an, der sich auch schon aufgeralpelt hatte.
Frustriert stöhnte Captain America auf und warf sich dann Peter hinterher aus dem Fenster. Aus dem Augenwinkel sah ich Shuri etwas auf ihrem Handschuh herumtippen, aber ich hatte keine Zeit, genauer darauf zu achten, den in diesem Moment, sah ich Bucky zum Schreibtisch sprinten.
Geistesgegenwärtig sprang ich ihm in den Weg und er schaffte es gerade noch rechtzeitig anzuhalten, bevor er in meine Klinge lief. Kurz starrten wir uns an, dann brüllte Bucky wieder und versuchte mit einem Ausfallschritt auf der anderen Seite an mir vorbeizukommen. Doch auch diesmal schaffte ich es, mein Schwert schnell genug herumzureißen. Da schnappte er mein Schwert mit seinem Metallarm, riss es mir mühelos aus der Hand und schleuderte es ans andere Ende des Raums. Dann stieß er mich zur Seite, dass ich zwei Meter weiter gegen die Wand schlug und stürzte auf den Schreibtisch zu. Doch bevor er ihn erreichen konnte, traf ihn ein hellblaues Licht aus Schuris Schockern. Es passierte rein gar nichts, aber Bucky hielt mitten in der Bewegung Inne und fluchte lautstark. Offensichtlich hatte Schuri ihre Waffen auf harmlos eingestellt, aber Bucky wusste das er ausgenockt worden wäre, wäre das hier ein echter Kampf.
Jetzt war auch Sam auf den Beinen, doch anstatt wie erwartet direkt zur Tür zu laufen, die Shuri noch bewachte, rannte er direkt zu Bucky und stellte sich Rücken an Rücken mit ihm, die Augen dennoch fix auf Shuri gerichtet. Inzwischen drang auch vom Fenster Kampfeslärm. Ich glaubte kaum, das Steve es geschafft hatte, sich zu befreien, aber ein paar Andere waren wohl inzwischen eingetroffen.
"Los, gib mir ne Waffe!", schrie Sam Bucky dagegen an zu.
"Ich hab keine!"
"Was?! Du schleppst 27 Mordgeräte mit dir rum, ich dachte du schläfst auf zwei Pistolen und fünf Messern!"
Statt zu antworten brüllte Bucky nur frustriert.
Währendessen sammelte ich mein Schwert wieder ein und verteidigte dann gerade noch den Schreibtisch vor Sam, damit auch er keine Waffen holen konnte. Mist, eigentlich sollte ich jetzt schon bei Peter sein! Ob ich Shuri wohl allein lassen konnte? Sie hatte ihre Schockerwaffe auf mich und Sam gerichtet, schien aber nicht schießen zu wollen, solange ich mich in der Gefahrenzone befand.
Bucky schien fieberhaft zu überlegen.
"Wie lange würden mich die Dinger ausnocken?", fragte er Shuri.
"Wahrscheinlich ungefähr 30 Sekunden", antwortete die ungerührt und wahrheitsgemäß. Bucky nickte und stieß dann Sam die Hacke in die Wade
"Wo ist dein Anzug?", verlangte er zu wissen.
"Auaaa, im Ausrüstungsraum natürlich! Wieso..."
In diesem Moment ertönte ein durchdringendes Piepen von Shuris Handschuhen. Das hieß wohl die 30 Sekunden waren um. Ohne irgendeine Vorwarnung schnappte Bucky Sam, hob ihn hoch und rannte zum Fenster. Er duckte sich unter zwei weiteren Lichtstrahlen von Shuri und sprang dann mit Sam auf dem Arm hinaus.
Meine Freundin und ich erreichten das Fenster kurz danach und als ich hinaussah, brauchte ich erstmal einen kurzen Augenblick um die Lage zu checken. Dann sah es jedoch gar nicht so schlecht für uns aus. Steve hing bewegungsunfähig in der Elektro-Falle und Direkt neben ihm Bucky mit Sam auf dem Arm, was ein ziemlich lustiges Bild abgab. Clint stand ca. zehn Meter weiter und schien gerade Tony und Rhodey Ohrstöpsel und Anweisungen zu geben.

Lancelot (Marvel FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt