9. Kapitel

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Am nächsten Morgen stand ich pünktlich auf, zumindest etwas, das ich hier gelernt hatte und machte mich dann auf zum Training. "Konzentrier dich! Ausweichen! Angriff! Du musst dich konzentrieren!"
Ach wirklich? War nur nicht so einfach wenn man gerade von einer Natasha Romanoff attakiert wurde! Im nächsten Moment lag ich auch schon am Boden. Frustriert rappelte ich mich wieder auf, als Clint meinte: "Wir kriegen Besuch."
Ich drehte mich um, konnte aber nichts erkennen. Doch tatsächlich, jetzt schwang die Tür auf. Hawkey musste seinem Namen alle Ehre gemacht und das Drehen des Türknaufs gesehen haben. Heute waren wir noch allein in der Halle, Scott und Hope waren wir immer bei der morgentlichen Lagebesprechung gewesen und tauchten meißt erst Nachmittags auf und Sam schien heute Flugtraining zu machen, nachdem ich ihn und Bucky heute morgen auf dem Weg zur Trainingshalle zanken gehört hatte. Sam war nämlich der Meinung Bucky sollte sich in alle Möglichen Winkel verkriechen, damit er Luftrettung üben konnte, aber Bucky hatte sich erbittert beschwert, dass das erstens für ihn enorm langweilig war und er zweitens absolut keine Lust hatte den ganzen Tag unsaft weggerissen und abgeschleppt zu werden.
"Oh das tut mir aber Leid, dass es für Mr. Ich-kann-ohne-Fallschirm-aus-einem-Flugzeug-springen-ohne-mir-wehzutun nicht bequem genug war! Ich bin ja wohl kein Passagierflugzeug!", empörte sich Sam.
"Du hättest mir fast den zweiten Arm auch noch ausgerissen!"
"DAS ist eine Lüge, du brauchst nicht so zu tun, als wäre es meine Schuld, dass du letztes Mal so rumgezappelt hast, dann kann ich auch nichts dafür wenn du fast runterfällst!"
"Wir hatten abgemacht, dass du nicht fliegst!", verteidigte sich Bucky.
"Gibs zu, du hast bloß Höhenangst!", stichelte Sam.
Er schien irgendeinen Nerv zu treffen, denn seinem Partner stockte kurz, bevor er heftig erwiderte: "Quatsch! Ich..."
"Höhenangst! Höhenangst! Höhenangst!"
Jetzt schien Bucky ernsthaft genervt zu werden. Er lächelte düster. "Weißt du was, ich habe einen besseren Vorschlag, wir lassen dich einfach fliegen und schauen wie lange du es schaffst, dich nicht von mir abschießen zu lassen!"
Sam rollte die Augen. "Kannst du vergessen, das haben wir Vorgestern schon gemacht. Wie wär's wenn ich stattdessen schießen übe und du ausweichen?"
"Definitiv nicht, Wilson, so schlecht zielst, bin ich in Manhattan bevor du den ersten Treffer landest."
Der Dunkelhäutige grinste verschlagen. "Ein Grund mehr es zu üben, meinst du nicht?"
"Vergiss es!"
"Komm schon, Buck...."
Ab da hatte ich ihr Gespräch nicht mehr Mitbekommen, weil sie die Treppe hoch zum Dach mit dem Flugtrainingsplatz stiegen, während ich mich in meine immerwährende Hölle des Trainingsrings begab.
Genau dort stand ich jetzt und sah meinen Vater Thor durch die Eingangstür hineinkommen.
"Ist was wichtiges?", fragte Clint.
"Nein, nein, ich habe nur grad Zeit und dachte mir ich sehe Fenja beim trainieren zu."
Na toll, sehr viel peinlicher konnte es ja nicht mehr werden! Ich begrüßte Thor mit einem knappen Nicken und sah dann schnell wieder weg. Seine Neugier war völlig verständlich, ich würde in seiner Situation auch wissen wollen, wie ich mich anstellte, aber bei dem Gedanken an meine bevorstehende Blamage wurde mir ganz schlecht. Als sich alle begrüßt und einmal heftig auf die Schulter geklopft hatten, positionierte ich mich wieder gegenüber von Black Widow auf die Matte.
Nach vielen weiteren Fehlversuchen lag ich auf dem Rücken und schnappte nach Luft. Ich rollte mich auf den Bauch, stemmte mich auf die Knie und stand wieder auf.
"Okay, Trinkpause", erbarme sich Natasha schließlich.
Ich schnappte mir meine Flasche, setzte mich auf den Boden und trank sie in einem Zug halb leer. Ich wollte nicht zu Thor schauen, die Entäuschung in seinem Gesicht sehen. Während des Kampfes hatte er sich nicht eingemischt, sich nur leise mit Clint unterhalten, was ich mitbekommen hatte, so etwas wie: "Macht sie das immer so?", "Was habt ihr schon alles ausprobiert?"
Clint gab ihm einen Überblick über unser bisheriges Training, aber was wollte er denn groß erzählen. Durchschlagende Erfolge hatte es ja keine gegeben. Ich war ein Versager.
"Gebt ihr ein Schwert", sagte Thor plötzlich. Jetzt blickte ich doch zu ihm auf, und sah, dass er mich interessiert musterte.
"Was?", fragten Clint, Natasha und ich gleichzeitig und starrten ihn verwirrt an.
"Habt ihr hier Schwerter?"
"Ja schon, aber...", fing Clint an, wurde aber von Thor unterbrochen.
"Worauf wartet ihr dann noch?"
Clint grummelte noch irgendetwas, lief aber zu den Kisten mit den Trainingswaffen und wühlte darin herum. Er zog ein Holzschwert heraus, dann schnappte er sich seinen Bogen, verwandelte diesen in eine Stange und kam zu uns zurück. Er drückte mir das Schwert in die Hand und stellte sich mit gegenüber auf.
"Also, einen Versuch ist es wert, wir fangen einfach an: ich greife an, du verteidigt dich." Nachdenklich betrachtete ich das Schwert in meiner Hand. Es fühlte sich cool und irgendwie richtig an und Mal ganz ehrlich, welches Kind liebte es nicht mit Spielzeugschwertern herumzufuchteln? Probehalber schwang ich es einmal durch die Luft, dann nickte ich. Bevor ich mich irgendwie vorbereiten konnte, stürzte Clint vor und schlug zu, aber irgendwie schaffte ich es, das Schwert hochzureißen und seinen Schlag zu parrieren. So ging es weiter und ich fühlte, dass ich mich diesmal nur auf den Kampf fokussierte und alles um mich herum ausblendete. Ich fühlte mich frei und plötzlich brach ein Lachen aus mir heraus. Ich lachte, als ich Clints Schlag auswich, mit einem Hieb meinerseits konterte und sofort wieder außer Reichweite tänzelte. Wir wurden immer schneller schlugen in einem wahnwitzigen Tempo zu, bis ich plötzlich einen Ausfall machte, Clint mit seine Bogen-Stange aus der Hand schlug, diese mit dem Fuß wegkickte und ihm mein Schwert an die Kehle hielt. Keuchend standen wir uns gegenüber. Dann erschien ein breites Grinsen auf Clints Gesicht. "Na, damit können wir arbeiten!"
Ich ließ das Schwert sinken und blickte zu Natasha, die ebenfalls lächelte, genauso wie Thor.
Den Rest des Tages probierten wir verschiedene Schwerttypen aus und schnell war klar, dass ich im Schwertkampf eine Art Naturtalent war. Zum Übungskampf benutzten wir Holzschwerter, aber wenn ich an den Hologrammen trainierte, benutzte ich auch schon die aus Metall. Am Abend war ich wahrscheinlich so k.o. wie noch nie und meine Arme waren schwer, aber ich war glücklich. Endlich hatte ich etwas gefunden, was mir lag und worin ich gut war. Thor war nachmittags mit einem breiten Lächeln im Gesicht wieder verschwunden, was mich irgendwie glücklich und stolz machte, aber ich hatte keine Zeit mehr gehabt, mit ihm zu reden, also beschloss ich im Gemeinschaftsraum auf ihn zu warten. Ich durchstöbere die Schränke und fand schließlich ein 2000-Teile-Puzzle, dass alle Avengers zeigte. Ich zog es heraus, breitete die Teile auf dem Boden aus und begann, zu sortieren. Da ich am Boden saß, bemerkte ich ihn erst, als er neben mich trat. Ich blickte auf und sah Thor.
"Darf ich mitmachen?", fragte dieser.
"Äh, klar, ist ja nicht meins."
Er setzte sich ebenfalls hin und ich verkrampfte mich. Diese Nähe war ungewohnt und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, aber Thor, den ich aus dem Augenwinkel betrachtete, wirkte ganz auf das Puzzle konzentriert. Langsam entspannte ich mich und genoss die Zeit sogar. Eigentlich hatte ich ja mit ihm reden wollen, aber irgendwie war das hier auch gut. Ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich sagen sollte. Wir wurden kurz von Bruce unterbrochen, der mit Schwung die Tür aufstieß, uns beide sah, den Mund aufmachte und nach einem kurzen Blickkontakt mit Thor kommentarlos rückwärts wieder verschwand.
"Woher hattest du die Idee mit dem Schwert?", fragte ich irgendwann unvermittelt.
"Ich bin in Asgard aufgewachsen, ich erkenne einen Schwertkämpfer wenn er vor mir steht. Du bist extrem talentiert. Clint wird dir nicht sehr viel mehr beibringen können, sicher eine Woche oder zwei bestimmt, aber er ist selbst kein Experte und auch die Black Widow nicht. Ihr Spezialgebiet sind, soweit ich weiß, eher die kleineren Klingen."
Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Du solltest Sif kennenlernen! Sie ist die beste Kämpferin, die ich kenne. Sie könnte dir viel beibringen! Ihr scheint euch sehr ähnlich zu sein, sie würde dich mögen!" Überrascht bin ich den Kopf.
"Sif lebt noch? Ich dachte Hela hätte sie umgebracht!"
Thor sah mich kurz verwirrt an. Dann klärte sich seine Miene wieder auf. "Achso! Nein, wir haben sie im Film durch Valkyrie ersetzt, weil wir mehr von ihrer Hintergrundgeschichte einführen wollten, da sie in den ersten Thor Filmen irgendwie nur als meine Freundin vorgestellt wurde und es schwer ist, nachträglich noch so viel umzuändern."
Das zu hören freute mich, ich hatte Sif immer gemocht und der Gedanke, dass die Möglichkeit bestand, sie kennenlernen zu können, war aufregend. "Dann sind Valkyrie und Sif die selbe Person?"
"Naja, sie haben beide Teile der Persönlichkeit der echten Sif. Mein Vater fand sie als junge Valkyrie auf Sakaar, als er nach Überlebenden derer von ihrer Schlacht gegen Hela suchte und überredete sie, als Kriegerin mit nach Asgard zu kommen. Trotz oder gerade wegen der schmerzhaften Verluste, die sie erlitten hatte, ließ sie sich leicht überzeugen, denn ihre Wunde war noch frisch und nicht wie in der Film-Version unter Jahren von Trinkerei und Ablenkungen begraben. Bei uns wurde sie als so junge Frau erst nicht ernst genommen, aber dann freundeten wir uns an und zusammen wurden wir zur gefürchtetsten Kriegergruppe der neun Welten!"
Er lachte bei der Erinnerung kurz auf. "Dann sind die Ereignisse weitaus so passiert wie du sie kennst. Doch als Hela Asgard abschlachtete, entkam Sif und kehrte zurück nach Sakaar. Ich traf sie dort wieder, wie ich im Film Valkyrie traf."
Seine Miene verdüsterte sich. "Erst dort erfuhr ich von ihrer wahren Identität. Ich hatte immer gedacht sie sein nur ein ganz normales Mädchen aus Asgard. Die Zeit auf Sakaar vergeht anders, sie war bereits eine Weile dort, bis ich ankam. Und ihr Wiedersehen mit Hela hat ihr wohl auch nicht gerade gut getan. Daher hatten wir auch einige Schwierigkeiten sie überzeugen uns zu Helfen, du hast ja sicher den Film gesehen. Jedenfalls kam sie schließlich mit uns zurück nach Asgard und wir besiegten Hela. Momentan ist sie wahrscheinlich noch dort, zumindest habe ich letzte Woche noch dort mit ihr geredet."
Er seufzte. "Ich habe sie beauftragt, zu versuchen Odin zu übereden uns doch noch zu Hilfe zu kommen, ansonsten wäre sie garantiert jetzt schon mit mir hergekommen. Sie wird mich in keinen Kampf ziehen lassen, ohne dass sie mich im Auge behält."
Er lächelte und ich lächelte zurück.
"Klingt cool, ich hoffe ich treffe sie mal."
"Ja, sie ist ziemlich cool."
Wir wandten uns wieder dem Puzzel zu, doch ich konnte nicht wiederstehen eine letzte Frage zu stellen.
"Seid ihr..."
"Nein, ich und Lady Sif sind kein Paar. Mein Vater wäre einer Vermählung sicher nicht abgeneigt gewesen und ich denke dann hätte mir auch schlimmeres passieren können, aber unsere Gefühle waren immer nur rein Freundschaftlich."
Ich nickte und danach verfielen wir wieder in friedliches Schweigen.
Gegen 19 Uhr kamen Pepper und Tony in die Küche und fingen an zu kochen, aber wir hatten gerade mal den Rand fertig! Doch jetzt, wo immer mehr Avengers um uns herumwuselten, war an konzentriertes Weiterarbeiten nicht mehr zu denken
"Mist, schaut so aus als müssten wir morgen weiter machen", stellte Thor fest und rappelte sich auf.
"Jap", meinte ich trotz allem gut gelaunt, "hoffen wir, dass uns bis dahin niemand reinsteigt!"
Thor lachte herzlich und gesellte sich dann zu Bruce.
"Sorry", hörte ich diesen leise murmeln, "ich hab sie euch solange vom Leib gehalten, wie ich konnte."
Der Blonde klopfte ihm dankbar auf die Schulter "Alles Bestens, mein Freund, vielen Dank auf jeden Fall!"
Pepper rief zum Essen und ich ließ mich auf meinen Stuhl plumpsen. "Mann hab ich Hunger!" Peter neben mir musterte mich interessiert. "Wie lief das Training?"
"Gut, gibst du mir Mal das Salz?"
"Was zum Teufel ist mit dir passiert?"
"Wie meinst du das?"
Ich streute mir Salz auf mein Essen.
"Seit wann bist du so gut gelaunt, was ist im Training passiert?"
"Ich hab endlich was gefunden in dem ich gut bin!"
"Und?"
"Schwertkampf. Und zwar so was von!", antwortete Clint, bevor ich den Mund aufmachen konnte.
"Na, so unglaublich war ich jetzt auch wieder nicht..."
"Du hast noch nie zuvor in deinem Leben ein Schwert in der Hand gehabt, oder?"
"Nein, aber..."
"Na also. Versuche nie deine Begabungen schlecht zu reden."
"Wie du meinst."
"Warst du dann früher Ritterfan?", fragte Harley mich.
"Ne, eher Yakari. Aber ich hab zumindest zwei Bücher über die Artussagen gelesen."
"Oh Gott, mit Mythologien kann ich gar nichts anfangen!"
"Ich eigentlich schon, ich kenn mich auch in der griechischen aus und ein bisschen in der nordischen, aber anscheinend ist die ja jetzt plötzlich zur Hälfte war und ich weiß nicht mehr was ich glauben soll und was nicht."
Thor grinste und tauschte einen belustigten Blick mit Loki, der weiter unten am Tisch saß, seinen Ortungszauber gut sichtbar am Handgelenk, und sich offenbar gut mit den anderen unterhielt, was seine Gesprächspartner anscheinend irgendwie irritierte, ihn jedoch mehr zu belustigen schien.
"Ja, da haben die Menschen damals echt viel dazuerfunden."
Ich war so gut gelaunt wie lange nicht mehr und blödelte mit den anderen herum, bis es langsam spät wurde. Als Harley schließlich mit dem Kopf auf dem Tisch einschlief, beschlossen Peter, Shuri und ich, ebenfalls schlafen zu gehen. Wir versuchten den Jungen zu wecken, aber er schnarchte ungerührt weiter. Kurzentschlossen hob Peter ihn hoch und trug ihn zum Ausgang, als wöge er nichts. Ich schaute ihn perplex an. "Ach ja, ich hatte schon wieder vergessen, dass du ein Mutant bist!"
Er grinste mich an, stolperte kurz, fing sich dann aber sofort wieder.
"Wenn ihr dann fertig seit mit flirten, können wir Harley ja ins Bett bringen!", rief Shuri, die schon ein bisschen vorrausgelaufen war. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden und war froh, dass es so dunkel war.
"Kommen!"
Nachdem wir Harley abgeliefert hatten, verabschiedeten wir uns und ich ließ mich ins Bett fallen. Shuris Kommentar ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Als ob ich mit Peter flirten würde! Ich wusste ja nicht einmal, wie das ging, außerdem war ich nicht verknallt! Das war doch lächerlich, ich war nicht in Spiderman verliebt! Doch als ich die Augen schloss, sah ich sofort Peters Gesicht und sein Lächeln.
"Verräter!", knurrte ich mein Gehirn an. Zum Glück war es schon spät, weshalb ich bald einschlief.
Voller Tatendrang machte ich mich frühs auf den Weg zur Trainingshalle. Clint erwartete mich schon.
"Wo ist Natasha?", fragte ich, als wir zu den morgendlichen Aufwärmübungen übergingen. "Sie und Steve haben ein Treffen mit Nick Fury, sie besprechen wie genau wir, falls Ketan sich zeigt, vorgehen sollen."
"Okay."
Ich merkte, dass ich inzwischen gar nicht mehr aus der Puste kam und musste grinsen. Vielleicht hatte das Training ja doch etwas gebracht! Jetzt, wo Clint etwas hatte, das er mir wirklich beibringen konnte, wurde er um einiges umgänglicher. Das Schwertkampf-Training machte Spaß und für den Nahkampf, den eigentlich immer Natasha übernommen hatte, hatte er eine andere Trainingsmethode, die mir viel mehr Freiraum ließ. Das überforderte mich zunächst, aber bald fing ich an, mich dabei wohl zu fühlen. Als wir Mittagspause machten und ich über diese unterschiedlichen Herangehensweisen nachdachte, ging mir auf, dass das wohl die eigenen Ausbildungen der beiden Assassinen wiederspiegelte. Natasha hatte im roten Raum natürlich ein viel strengeres und erbarmungsloseres Training über sich ergehen lassen müssen und kannte es gar nicht anders, im Gegensatz zu Clint, der eine vergleichsweise "normale" Agentenausbildung gehabt haben müsste. Ich war mir unsicher, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen sollte. Ich wusste nur, dass mir das Training immer weniger ausmachte. Konnte aber auch einfach daran liegen, dass ich mich langsam daran gewöhnte.
Als ich gegen 17:00 Uhr nach einem letzten Schwertduell entlassen wurde, verspürte ich sogar eine gewisse Befriedigung, denn zum ersten Mal, seit ich hier war, sah auch mein Trainer aus, als hätte er sich zumindest angestrengt.
"Was grinst du so?", fragte er mich, als wir die Schwerter zurückbrachten.
"Du schwitzt", informierte ich ihn triumphierend. Kurz blickte er mich verwirrt an, doch dann schien er zu verstehen und grinste zurück.
"Bilde dir bloß nichts drauf ein", warnte er, "jetzt fängt das Training erst richtig an!"
"Ich weiß!", antwortete ich, doch im Moment konnte das meiner Stimmung keinen Abbruch tun.
Eine Weile blieben wir still und Clint wartete an der Tür der Trainingshalle auf mich, sodass wir zusammen zum Hauptquartier zurückgehen konnten. Und irgendwie hob diese kleine Geste meine Stimmung gleich noch viel mehr.
Als ich geduscht hatte, war ich immer noch viel zu gut gelaunt, um mich nur zu langweilen, und beschloss daher Shuri zu suchen. Ich fand sie - Suprise, Suprise - in ihrem Labor. Sie empfing mich begeistert und fing sogleich an, mir alle möglichen Sachen vorzuführen und zu erklären, von dem ich zwar nicht Mal die Hälfte verstand, die aber allesamt echt extrem cool waren. So verging die Zeit bis zum Abendessen im Flug, was vielleicht gar nicht so schlecht war, denn so verpassten wir das Chaos im Gemeinschaftsraum, das aus Thors wirklich unglaublichen Kochkünsten resultierte.
Bei unserer Ankunft hatte Bruce alles schon einigermaßen gerettet und es geschafft trotz aller Wiedrigkeiten, irgendwie einen echt guten Nudelauflauf auf den Tisch zu bringen. Thor saß leicht beschämt am Tisch und versuchte sich auf seine Weise bei Bruce zu entschuldigen, indem er ihm überschwänglich dankte und auf die Schulter klopfte, was ihn fast umhaute. Er seufztzte nur und schaffte es irgendwie gleichzeitig hoffnungslos und trotzdem aufmunternd und liebevoll zu lächeln.
"Du lernst es auch irgendwann Thor ich bin mir sicher. Schließlich hast du eine sehr talentierte Tochter."
Er lächelte mir zu, als ich und Shuri uns zu Peter und Harley setzten. Ich lächelte zurück. Bruce hatte entweder wirklich eine Engelsgeduld, oder er wusste seine Genervtheit wie kein Zweiter zu unterdrücken. Was ihn allerdings auch irgendwo zu einem Engel machte. Bruce war eben einfach in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Mensch.
"Bitte bedient euch!", eröffnete er jetzt das Abendessen und ein allgemeines Gebrabbel entstand, während auch Bruce sich endlich setzte. Erst als ich Thors schüchternes Grinsen in meine Richtung auffing, bemerkte ich, dass es mir gar nichts ausgemacht hatte, das Bruce mich seine Tochter genannt hatte.

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