Türchen 1

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Du bist wie ein Herzbeben
Erschütterst bis ins Mark
Bin irritiert, verlegen
Doch jetzt erst recht ganz stark

Du bist wie ein Herzbeben
Tief und mittendrin
Ich will dich erleben
Wenn das allerletzte Eis zerspringt

Ich weiß doch sonst genau
Was mich warum wozu führt
Ja ich bin doch sonst so furchtbar schlau
Nur indirekt berührt

Doch du kommst hemmungslos
So ganz nah an mich ran
Fühl mich wehrlos
Du ahnst, dass ich so nicht von dir lassen kann

Treib mich in den Wahnsinn, aber treib mich nicht zu weit
Oder bitte doch ein kleines Glück zu weit
— Herzbeben • PUR —

- Josephine -

Zügig schritt ich durch den Supermarkt und schnappte mir eine Flasche Wasser. Seit gut vier Wochen war ich wieder in Deutschland, genauer gesagt in München. Hier war ich geboren und hatte meine ersten Lebensjahre verbracht, an die ich mich jedoch kaum erinnern konnte. Des Berufs wegen waren meine Eltern schließlich mit mir in die USA gezogen. Mein Vater hatte dort für eine große Versicherung gearbeitet und leitete nun seit kurzem die deutsche Niederlassung hier in München.

Nun, mit fast 18 Jahren war ich also wieder zurück in meiner Geburtsstadt und zurück bei der Familie. Mein Vater hatte zwei jüngere Brüder, die sich freuten, dass wir uns nun nicht mehr maximal einmal im Jahr sehen würden. Simon war öfter mal bei uns in den USA gewesen, aber Thomas hatte es jobbedingt einfach nicht öfter einrichten können. Er war mein Patenonkel und ich liebte ihn abgöttisch. Seine positive Lebenseinstellung hatte ich mir als Vorbild genommen und war froh, davon nun noch mehr profitieren zu können. Thomas hatte schon immer gewusst, was er wollte und seine Zielstrebigkeit hatte ihn dorthin gebracht, wo er heute war: Stammspieler beim FC Bayern München.

Ich wiederrum hatte noch ein Jahr Schule vor mir, das hoffentlich mit einem erfolgreichen Abi enden würde.
Und danach?
Kein Plan!

Meine Gedanken wurden von einem groß gewachsenen gut aussehenden Dunkelhaarigen Typen unterbrochen. Ein wenig hektisch schmiss er einige Sachen in seinen Einkaufskorb. Ich musste nicht zweimal hinabschauen, um ihn zu erkennen. Thomas hatte mir bereits im Vorfeld jeden seiner Teamkollegen ausgiebig vorgestellt.
Und er hier war mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Offensichtlich nicht ohne Grund.
Gott, war der Kerl heiß!

Ich pirschte mich ein wenig näher an ihn heran. Ob ich ihm wohl bitten konnte, mich mit zur Säbener zu nehmen? Thomas hatte mich, heute nach meinem ersten Schultag in Deutschland, eingeladen, bei seinem Training zu zuschauen. Eigentlich war es nicht mehr weit von hier, aber wenn er schon mal hier war...
Außerdem konnte ich ihm so auch gleich direkt schon mal auschecken. Seine Rückenansicht war schon mal sehr vielversprechend und...

„Boahhhh nee jetzt nicht!", schlecht gelaunt wirbelte der Größere zu mir herum. Er überragte mich um mindestens 1 1/2 Köpfe, seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem weißen Basic Shirt ab und seine Ausstrahlung... Er hatte einfach etwas an sich, dass einen sofort catchte. Ein wenig bessere Laune wäre netter. Aber daran konnte man arbeiten.

„Wie bitte?"
„Ich hab jetzt keinen Bock und keine Zeit für sowas", rollte er genervt mit den Augen und wedelte dabei mit seiner Hand herum. Jetzt verstand ich. Er hielt mich für einen Fan. Mein Onkel hatte also offenbar noch keinen Steckbrief von mir verteilt.
Bevor ich etwas sagen konnte, war der Dunkelhaarige bereits wieder verschwunden. Ich grinste leicht. Na, der würde Augen machen, wenn er mich beim nächsten Mal sah.

Das nächste Mal dauerte allerdings nur fünf Minuten. Dann trafen wir an der Kasse wieder aufeinander. Wieder ein Augenrollen seinerseits. Ich quittierte es mit einem frechen Grinsen und einer einladenden Geste, er möge doch vorgehen. Vielleicht würde das ja die Laune des Herrn Fußballprofi bessern. Dieser brummte sich jedoch nur etwas in seinen sexy drei Tage Bart hinein - was sich nicht nach einem ‚Danke' anhörte und schmiss nun vor mir seinen Einkauf aufs Band. So hatte ich zumindest auch noch Zeit, mir ein paar Lollis auszusuchen. Eine nicht ganz so gesunde Angewohnheit, aber ich war den Dingern nun mal verfallen.

„Kann man auch gleich Zucker essen...", hörte ich den Lockenkopf halblaut abfällig brummen, während er gerade seine EC Karte an das Lesegerät hielt.
„Zumindest erlebe ich keine unangenehmen Überraschungen, wenn ich an einem Lolli lecke..."
„Dann hast du offensichtlich bisher an den falschen ‚Lollis' geleckt...", schoss der Dunkelhaarige zurück, wobei er mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft malte, „...und nein, dass ist keine Einladung! Auf Wiedersehen!"
Die Kassiererin blickte ihm genau so amüsiert nach wie ich. Schlagfertig konnte er auf jeden Fall.
Eilig bezahlte ich ebenfalls meinen Einkauf und trat aus dem Laden. Auf dem Parkplatz war er gerade dabei, seine Sachen in Taschen zu packen und in dem kleinen Kofferraum seines sündhaft teuren Dienstwagens zu verstauen. Na gut, einen letzten Versuch das ganze aufzuklären wollte ich noch wagen. Und vielleicht nahm er mich dann ja doch mit zur Säbener.

„Aaaaaaaalter...", hörte ich ihn grummeln, als ich näher trat, bevor er in seinen Wagen steigen konnte.
„Ich wollte nur..."
„Handy her!"
„Was?"
„Gib mir dein Handy!"
„Du willst dich schon in mein Telefonbuch eintragen? Ich bin mir nicht sicher, ob wir schon soweit sind...", witzelte ich lachend, während ich ihm mein iPhone reichte.
„Witzig", knurrte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor, dabei griff er nach meinem Handy, startete die Kamera. Er kam so nahe, dass ich seinen Geruch tief einatmen konnte. Oh oh gut riechende Männer waren auf jeden Fall gefährlich!

Der Dunkelhaarige ging ein Stück in die Knie, damit er das Foto schießen konnte. Für Sekundenbruchteile, als hätte er einen Schalter umgelegt, knipste er ein charmantes Lächeln an, das aber gleich darauf wieder erlosch, als er mir mein Handy in die Hand drückte. Anschließend beugte er sich in sein Auto, so dass ich für einen Moment eine wirklich gute Aussicht auf seinen extrem knackigen Hintern hatte. Huiiii...

„Wie heißt du?", brummte sein Oberkörper aus dem Auto, „Hallo? Noch anwesend?"
„Josephine", antwortete ich leicht verwirrt nach einigem Zögern. Der Blick auf seinen Allerwertesten brachte mich ein wenig sehr auf andere Gedanken.
„Gibts ne Abkürzung?"
„Josy."
Als er wieder auftauchte, drückte er mir etwas in die Hand. Ein wenig ungläubig blickte ich darauf hinab: Eine Autogrammkarte mit persönlicher Widmung von ihm signiert. Ob ich ihm sagen sollte, dass ich die gar nicht haben wollte?

„Bitte gerne", fauchte er übellaunig. Etwa, weil ich nicht sofort in Freudentränen ausgebrochen war?
Mit einem letzten Augenrollen stieg er in seinen Dienstwagen und knallte die Autotür hinter sich zu. Keine Sekunde später war er mit laufendem Motor davon gebraust. Was das Auto jetzt dafür konnte, war mir schleierhaft, aber sei's drum.
Ich blickte ihm nach. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
Welch ein vielversprechendes Projekt, dieser Leon Goretzka...

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Hier starten wir also nun 😚
Die Story ist noch nicht fertig, da mir die Inspiration dazu erst zu Anfang der WM kam: Team Mülleretzka ist also ‚Schuld' an dieser Story.
Ich bin selbst gespannt, ob ich mich an 24 Parts halten kann. 😅

She's the One [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2022]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt