Türchen 24 - 2/3

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Zu lang' gelebt wie ein Feuerwerk
Nur für den Augenblick
Als sich der Rauch verzog, da zeigte sich
Was mir fehlt zu meinem Glück

Wenn die Tür zu deinem Herzen
Für mich noch offen steht
Dann werd' ich kämpfen gegen die Dämonen
Die immer wieder meinen Kopf bewohnen
Werde der Wind sein, der dich vorwärts trägt
All seine Liebe in deine Hände legt

Ich werd' der Fels sein, der dich stärker macht
Werde der Blick sein, der dich treu bewacht
Der wie in einem Buch in deinen Träumen liest
Um der Mann zu sein, den du verdienst
— Der Mann, den du verdienst • Roland Kaiser —

— Josephine —

Ich war schon ein wenig sehr sauer, dass Leon mich  in dieser kleinen Boutique geparkt hatte und dann einfach verschwand. Mit einer Verkäuferin, die ihren Job sehr gut verstand und die sehr genau befolgte, was er ihr gesagt hatte: Ich bekam nicht ein einziges Preisschild zu Gesicht!

Knapp zwei Stunden später kam meine Begleitung grade wieder in den Laden geschlendert, als mein neues Outfit in Kartons und schließlich in Tragetaschen verpackt wurde.
„Sorry. Bin aufgehalten worden. Wie schon gesagt: An einem Samstag mit einem Bayern-Spieler in die Münchener Innenstadt ist Selbstmord", schnaufte er zur Erklärung, „Du bist fündig geworden?"
Bevor ich antworten konnte, sprang die Verkäuferin ein, die, während sie die Preise in die Kasse eintippte, verkündete, wie wundervoll ich aussehen würde.
„Perfekt; dann werde ich mich ja heute Abend nicht blamieren", grinste Leon lebensmüde. In mir keimte der Gedanke auf, ob ich vielleicht ein Foto von einem ganz bestimmten Bayern-Spieler mit Standort posten sollte. Verdient hatte er er es auf jeden Fall.

Mein Vorhaben trat aber in den Hintergrund, als der Endbetrag in der Kasse angezeigt wurde. Das war ein verdammt unanständig hoher Betrag für ein paar Klamotten; wieviele Säcke Möhren man für Pi davon kaufen konnte, wollte ich lieber gar nicht erst nach rechnen!

Nachdem wir aus der Boutique raus waren, bedanke ich mich mindestens eine Million Mal bei Leon. Er winkte jedoch nur ab; es wäre mein Geburtstagsgeschenk und ich solle mich einfach drüber freuen. Das tat ich auf der einen Seite auch. Auf der anderen Seite war es nicht das, was ich von ihm wollte. Etwas anderes hätte mich viel glücklicher gemacht...

Als ich am Abend komplett zurecht gemacht vor dem riesigen Spiegel in Leon's Schlafzimmer stand, blickte ich einer jungen Frau entgegen, die voller Vorfreude in die Zukunft blickte. Sie trug ein wunderschönes, sexy, aber dennoch geschmackvolles Kleid, welches einen leicht ausgestellten schwarz/silber Glitzerrock besaß, der ab Mitte der Oberschenkel durchsichtig wurde. Bis auf den Stoff, der meine Brüste bedeckte, war der Stoff um meinen Oberkörper ebenfalls glitzern durchsichtig und es besaß lediglich schwarze Träger. Dazu trug ich ein passendes Paar High Heels und es wartete eine kuschelige Fellimitat-Jacke unten auf mich.
Jetzt musste ich nur noch Leon gefallen.

Der dunkelhaarige Mittelfeldspieler wartete unten auf mich. Ich nahm mir einen Augenblick ihn zu betrachten, wie er gedankenverloren aus der Terassentür in die Dunkelheit blickte. Er trug eine dunkle Anzughose und ein weißes enges Hemd, welches seinen muskulösen Oberkörper hervorragend betonte. Neben meiner Jacke lag ebenfalls sein Jacket.
Um es mir seinen Worten zu sagen: Ich würde mich heute auf gar keinen Fall blamieren!

Leise räusperte ich mich. Leon wandte sich mir zu; seine Augen scannten mich von oben bis unten ab. Je länger er nichts sagte, umso unsicherer wurde ich, umso nervöser nagte ich auf meiner Unterlippe herum. Er hätte eben doch da bleiben sollen. Es war der Abend vor meinem Geburtstag, mein erstes richtiges Date mit Leon und ich sah total...

„Umwerfend!", raunte der Lockenkopf mir ins Ohr; sein drei-Tage-Bart kratzte rau über meine Wange, „Du siehst wirklich phänomenal aus!"
Tausend Steinbrüche plumpsten mir vom Herzen, ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.
Der Abend war gerettet.

Für die Feier hatten meine Tante und mein Onkel mir ihre ausgebaute Party-Scheune zur Verfügung gestellt. Meine ganze Klasse war am Start, ebenso der komplette Kader des FC Bayern München, sowie Freunde der Familie und Verwandte. Leon blieb den ganzen Abend über an meiner Seite; vor allem als Marc, mit dem er vor wenigen Wochen noch in der Schule aneinander geraten war, sich mir näherte, rückte er noch näher an mich ran.
Ich bezweifelte zwar, dass er es zugeben würde, aber er war eifersüchtig bis in die lockigen Haarspitzen!

Die Uhr schlug Mitternacht.
Ich war 18.
Volljährig.
Eine riesige Torte rollte auf mich zu, deren Kerzen ich auspustete, nachdem meine Gäste ihr Geburtstagsständchen beendet hatten. Ich wanderte durch Unmengen Umarmungen; eine vermisste ich dabei jedoch schmerzlich. Nachdem ich den Kuchen angeschnitten hatte und jeder mit einem Stück Torte versorgt war, wanderte mein Blick durch den Raum, aber ich konnte Leon nirgends entdecken. Stattdessen nickte Serge mit dem Kopf in Richtung Ausgang. Ich schnappte mir meine Jacke, ließ den Trubel hinter mir und verließ die Scheune. Kalte November-Luft empfing mich; suchend sah ich mich um und entdeckte den Dunkelhaarigen, wie er an der Umzäunung lehnte, auf der er mich zum ersten Mal auf Pi gesehen hatte.

„Was ist los?", fragte ich leise, als ich bei ihm ankam. Er wirkte nachdenklich gepaart mit Traurigkeit. Ich schluckte.
Das war keine gute Kombination.
„Ich brauchte nur ein bisschen frische Luft. So lange mit Thomas in einem geschlossenen Raum eingeschlossen zu sein, zerrt an meinen Nerven", witzelte er ablenkend, bevor er seine Hand an meine Wange legte, „Happy Birthday!"
„Danke!", ich schloss für einen kurzen Moment die Augen; genoss den Moment und seine Zärtlichkeit, die viel zu schnell wieder vorbei war. Stattdessen griff er in seine Jackentasche und hielt mir ein kleines Kästchen unter die Nase, welches ich öffnete. Zum Vorschein kam ein kleines Diamant-Herz an einer filigranen silbernen Kette.
Das ging auf gar keinen Fall!

„Das geht nicht!"
Irritiert legte er die Stirn in Falten: „Warum nicht? Gefällt sie dir nicht?"
„Darum gehts nicht! Du hast mir die Klamotten schon geschenkt und...es ist nicht das, was ich von dir möchte."
„Man wird nur einmal 18...genieß es einfach. Außerdem...außerdem würde es mich wirklich glücklich machen, wenn du sie trägst. Für mich!"
Bevor ich protestieren konnte, hatte er die Kette heraus genommen und sie mir angelegt. Kühl schmiegte sich das teure Schmuckstück um meinen Hals.
Ganz so als wäre es schon immer dort gewesen.
Hatte schon immer dort hin gehört.

Liebevoll zog er mich in seine Arme; seine starken Arme um mich gaben mir Sicherheit und sein Duft hüllte mich ein.
„Ich wünschte, ich könnte der Mann für dich sein, den du verdienst...", murmelte er nach einer Weile in mein Haar.
„Du BIST der Mann, den ich verdiene, mein Hübscher!"
„Ich werde dir niemals Normalität bieten können, so wie..."
„Normalität? Ich bin eine Müller; sowas gibts bei uns nicht", gluckste ich belustigt; dieses Mal legte ich meine Hand an seine Wange, in die er sich schmiegte, „Ich weiß, wer du bist, Leon. Auf und neben dem Rasen. Und mit schlechter Laune..."
Unwillig musste er schmunzeln und steckte mich damit an. Ich wünschte mir, er würde mit mir reden.
Darüber, was ihn beschäftigte.
Darüber, was seine Ex ihm angetan hatte.
Ich konnte nur leider nicht mehr tun, als für ihn da zu sein; ihm zu vermitteln, dass ich ihn auffangen würde und wollte.
Alles andere würde nur dazu führen, dass er wieder zu machen würde.
Und das war das letzte, was ich wollte.

„Josephine, warte...", hielt er mich zurück, als ich ihm zurück in Richtung des Trubels ziehen wollte.
Seine braunen Augen glitzerten im Mondlicht, als er mir immer näher kam. Unsere Atemwolken stiegen in den kalten Nachthimmel auf. Sein Blick wanderte zwischen meinem Mund und meinen Augen hin und her. Ich schloss die Lider, betete innerlich, dass er es sich nicht anders überlegen würde. Ein Schauer durchlief meinen Körper, als unsere Lippen aufeinander trafen. Die Kontrolle lag ganz bei ihm; ich passte mich seinen zärtlichen Vorgaben an und öffnete willig meinen Mund für ihn.

Der Kuss, unser erster richtiger Kuss, dauerte eine wunderschöne Ewigkeit. Er versprach mir nichts; zumindest nicht verbal, aber als wir händchenhaltend auf die Party zurück kehrten und meine Lippen noch immer kribbelten und leicht geschwollen von seiner Zuneigung waren, wusste ich, dass wir trotz allem auf dem richtigen Weg waren...

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Ich hoffe, ihr seid alle gut in den Tag gestartet?
Was macht ihr denn heute so? Noch die letzten Geschenke kaufen (Albtraum 😱)?
Oder generell noch einkaufen (Doppel-😱)?
Bei mir ist zum Glück beides abgehakt 😅

She's the One [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2022]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt