Türchen 9

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Will it ever be you and me
Will I ever be the one that you'll see
Will it ever come a time just right
To love you at first site
Will you ever be my destiny
Will I ever be the one that you'll need
Will it ever come a perfect night
To love you at first sight, baby
— Will it ever • Natural —

— Josephine —

Leon so auszutricksen, war schon ein wenig hinterhältig gewesen, aber nur fürs Protokoll: Das hier war nicht meine Idee!
Luisa und ihre Eltern wussten um die Situation - Leon hatte x-mal seinen Unmut darüber kundgetan, dass ich sein schönes geordnetes Leben durcheinander brachte - und hatten mir mehrmals versichert, dass sie seine schlechte Laune in Kauf nehmen würden.
Und die hatte er mal wieder zur Genüge.

Wir ignorierten das ganze also und meine Hand verirrte sich eher unbewusst auf sein Bein. Als ich aber bemerkte, wie sehr er meine Zärtlichkeit genoss - was er selbst unter Folter nicht zugegeben hätte - legte ich mich noch ein wenig mehr ins Zeug.
„Ihr seid so ein schönes Paar", seufzte seine Mutter verzückt, als ich ihm einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte.
„Wir sind kein Paar", stellte Leon unseren Beziehungsstatus direkt brummend richtig.
„...aber wir arbeiten dran, nicht wahr, Schatz?", noch ein weiterer Kuss auf die Wange; Leon riss empört die Augen auf und schnappte nach Luft.
„Vielleicht sollten wir doch..."
„Ohhhh er wird gleich immer so furchtbar zickig, wenn es nicht nach seiner Nase geht...", verdrehte Luisa die Augen, „Liegt nicht an dir, Josy, war schon immer so."
„Ich bin gar nich zickig!", echauffierte sich der Dunkelhaarige neben mir empört.
„Neeeeeeeeein, DU doch nicht", rollte Luisa mit den Augen, „...und immer hat er was zu meckern! Ein Wunder, dass dich noch kein Schiri vom Platz gestellt hat!"
„Könntet ihr beide vielleicht auch mal was dazu sagen?!"
Erwartungsvoll wandten sich die Zwillinge an ihre Eltern, die sich nur kurz ansahen und räusperten.
„Tja, dem ist wohl nichts hinzuzufügen...", triumphierend griff Luisa zu ihrem Glas, bevor sie mir zu blinzelte, „Sag ihm einfach nur, was er zu tun und zu lassen hat. Den Rest ignorierst du; bin ich immer gut mit gefahren..."

Leon's Laune besserte sich während des Essens nur sehr langsam und sehr mäßig. Er unterhielt sich mit seinem Vater über irgendwelche Dinge, die seine Firma betrafen, während ich mit seiner Mum und seiner Schwester Frauenthemen bequatschte. Der Abend war wirklich sehr kurzweilig und ich war selbst überrascht, wie gut ich die Situation gemeistert hatte. Normalerweise machte man sich vor solchen Treffen - meist unnötig - immer verrückt. Deshalb war es vielleicht gut, dass ich gar keine Zeit dazu gehabt hatte. Besser hätte es eigentlich nicht laufen können.
Wenn man von Leon's Laune mal absah. Die war definitiv verbesserungswürdig!

„Es hat mich wirklich sehr gefreut", als letztes umarmte ich Luisa, der ich versicherte, dass wir uns definitiv am Samstag beim Spiel sehen würden.
„Wir sehen uns, Schatz", klopfte ich Leon grinsend gegen die Brust; für heute hatte er dann auch sicherlich erstmal genug zu verdauen. Seinem Geschmack nach ZU viel.
„Wohin so eilig?"
„Zur Bahn?", meinte ich verwirrt, „Hab nicht vor, nach Grünwald zu laufen..."
„Ich fahre dich!"
„Nicht nötig. Ich..."
„Josephine, Steig sofort ein, bevor ich dich knebele und fessele und auf den Rücksitz schmeiße!"
„Vor deinen Eltern?!", entwich es mir wieder zu schnell, „Vorhin hattest du noch ein Problem mit meiner Hand auf deinem Bein!"
Petra, Konrad und Luisa prusteten alle drei zeitgleich los; ich versuchte mir mein Lachen zu verkneifen. Denn meinem Angebeteten entwich zischend die Luft; er schloss die Augen und betete.
Um Geduld?
Gnade?
Ein Loch im Boden?

„Alter, Steig einfach in das verdammte Auto", damit ging er um seinen Audi herum; keine Sekunde später knallte die Tür zu und der Motor heulte auf.
„Weiter so! Du hast ihn bald", zwinkerte Luisa mir grinsend zu, bevor ich auf den Beifahrersitz glitt. Kaum hatte er sich in den fast nächtlichen Verkehr eingefädelt, ging es auch schon los.
Mecker.
Mecker.
Mecker.

Das Ganze ging bis raus nach Grünwald.
Wie konntest du nur?
Was sollte das?
Was hast du dir dabei gedacht?

Ich beherzigte Luisa's Ratschlag, schaltete einfach ab und beobachtete das an mir vorbei ziehende München.
„Hast du vielleicht auch mal was dazu zu sagen?"
Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit holte er wieder Luft. Wie konnte ein Mensch so lange ohne einen einzigen Atemzug CO2 meckern? Das musste ein Rekord sein.
Wenn ich ihm jetzt auch noch beichtete, dass ich gar nicht zugehört hatte, dann würde ihm das wohl noch mehr auf die Laune drücken, oder?!

Stattdessen wühlte ich in meiner Handtasche, um keine Antwort geben zu müssen.
Oh oh.
„Houston, wir haben ein Problem..."

She's the One [A Leon Goretzka Advent calendar-FF 2022]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt